Zwei Jahre Hospiz Lebensweg

Stormarner Tageblatt  08.08.2022

Für über 200 Menschen leistete das Haus in Bad Oldesloe Sterbebegleitung

Feierten den zweiten Geburtstag des Hospizes Lebensweg (v.l.): Die Co-Geschäftsführerinnen Rosemarie Eggert und Wiebke Watzlawek, Jörg Schumacher, Geschäftsführer der Stiftungen der Sparkasse Holstein, Steffen Müller von der Sparkasse Holstein, Hospiz-Gründerin Sabine Tiedtke, Co-Geschäftsführer und Einrichtungsleiter Karsten Wendt und die drei Therapie-Alpakas. Susanne Rohde-Posern
Feierten den zweiten Geburtstag des Hospizes Lebensweg (v.l.): Die Co-Geschäftsführerinnen Rosemarie Eggert und Wiebke Watzlawek, Jörg Schumacher, Geschäftsführer der Stiftungen der Sparkasse Holstein, Steffen Müller von der Sparkasse Holstein, Hospiz-Gründerin Sabine Tiedtke, Co-Geschäftsführer und Einrichtungsleiter Karsten Wendt und die drei Therapie-Alpakas. Susanne Rohde-Posern

Susanne Rohde-Posern

Das Hospiz Lebensweg ist eine Institution, die aus Stormarn nicht mehr wegzudenken ist. Im Mai 2020 wurde das stationäre Hospiz in Bad Oldesloe offiziell eröffnet und hat seitdem etwa 220 Gäste aufgenommen und in ihrer letzten Lebensphase begleitet.
Alles begann vor zehn Jahren mit einer Vision der Oldesloerin Sabine Tiedtke, die ein stationäres Hospiz in der Kreisstadt gründen wollte. Diesen Herzenswunsch konnte sie mit zahllosen Helfern realisieren. Mit einigen Wegbegleitern und Unterstützern feierte die Hospizgründerin jetzt etwas verspätet den zweiten Geburtstag der Einrichtung im Sandkamp. „Wir sind wie eine große Familie“, betont Sabine Tiedtke. Das sei wohl auch das Einmalige und Besondere beim alltäglichen Betrieb des Hospizes rund um die Uhr.
Alles an dem Stormarner Hospiz ist besonders: die Planung und Umsetzung, das Konzept und der Bau, der Schirmherr Detlev Buck und dann auch der Start vor zwei Jahren, der genau mit dem Beginn der Corona-Pandemie zusammenfiel.
„Wir mussten ziemlich dicke Bretter bohren und hatten zwei Jahre lang fast nur Probleme. Unser Hospiz ist ein Paradebeispiel für ein Gemeinschaftsprojekt, das von ganz vielen unterschiedlichen Menschen getragen wird“, sagt Sabine Tiedtke, die vor einem Jahr die Geschäftsführung an die Dreierspitze bestehend aus Wiebke Watzlawek, Rosemarie Eggert und Karsten Wendt übergab.
Entscheidenden Anteil daran habe Jörg Schumacher, Geschäftsführer der Stiftungen der Sparkasse Holstein, der mit kreativen Ideen und einem nachhaltigen Konstrukt für die Finanzierung des Hospizes sorgte. „Ich habe immer geguckt, was machbar ist“, so der pensionierte Banker, der die Sparkassen-Hospizstiftung mit 1,3 Millionen Euro „Ewigkeits-Darlehen“ ins Leben rief.
Insgesamt wurden dem Hospiz von der Sparkasse Holstein weit uber drei Millionen Euro an Darlehen zur Verfugung gestellt. „Wir sind und waren schon immer eine etwas andere Sparkasse und haben damit eine Modellfunktion übernommen, die es so nur hier in Stormarn und Ostholstein gibt“, betont Schumacher. Dabei sei es sogar von Vorteil, dass das Hospiz Lebensweg ein jährliches Defizit von bis zu 400.000 Euro aufweise, was etwa 15 bis 20 Prozent der Betriebskosten entspreche. Die Krankenkassen übernehmen nämlich nur rund 95 Prozent der anfallenden Kosten für die Gäste.
„Damit liefern wir potentiellen Investoren und Konzernen keinen Anreiz, das Hospiz zum Geldverdienen zu übernehmen, so wie es bei Krankenhäusern oder Alten- und Pflegeheimen leider schon üblich ist“, betont Schumacher. Denn durch eine Privatisierung und Kommerzialisierung hätte das Hospiz ganz schnell seine „Seele“ verloren.
Und dass die 40 haupt- und teilzeitbeschäftigten Mitarbeiter des Hospizes mit Leib und Seele bei der Arbeit sind, das merkt man schnell als Gast oder Besucher. Da wird schon mal am späten Abend noch ein Lieblingsessen gekocht, ein Besuch der drei Hospiz-Alpakas im Zimmer organisiert oder ein kleines Fest oder Trommelkonzert auf die Beine gestellt.
Einem Gast wurde kürzlich der letzte Lebenswunsch erfüllt, in seiner Heimat Armenien zu sterben. Alle Hebel wurden in Bewegung gesetzt, bis dieser letzte Wunsch auch tatsächlich umgesetzt werden und der totkranke Mann nach Armenien reisen konnte.
Möglich ist so etwas nur durch die Unterstützung von 75 Ehrenamtlern und zurzeit 430 Mitgliedern im Förderverein. „Wir bekommen immer noch Anfragen von Leuten, die bei uns mithelfen oder hier arbeiten wollen. Es gibt auch Initiativbewerbungen für Pflegestellen und einige wollen bei uns unbedingt hospitieren. Das liegt an unserem tollen Team, der super Atmosphäre und der großen Wertschätzung unserer Arbeit“, erzählt Einrichtungsleiter Karsten Wendt. Ein wichtiger Teil der Arbeit sei auch die Trauerbegleitung. So sollen auch Kindern und Jugendlichen in Kooperation mit Kitas und Schulen die Themen Sterben, Tod und Trauer nähergebracht werden.
Dafür dienen auch die inzwischen sanierten Eisenbahnwaggons gleich neben dem Hospiz. Für diese zusätzliche Arbeit, die Pflege der Gartenanlagen und vieles andere mehr ist der „Lebensweg“ aber auch weiterhin auf Spenden angewiesen.

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