Stormarner Wochenschau: Von Freiheit, Freizeit und Fahrrädern

Stormarner Tageblatt  13.08.2022

Von Freiheit, Freizeit und Fahrrädern

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

Guido Behsen, Finn Fischer, Patrick Niemeier

Feiern wie die Großen
Die Beschränkungen bei Veranstaltungen aller Art im Zuge der Corona-Pandemie sind (für den Moment) weitestgehend Geschichte. Konzerte, Sport und gesellschaftliche Events erfreuen sich dementsprechend auch im Norden großer Beliebtheit. Doch Moment, groß ist das Stichwort! Während sich Großereignisse im Sommer 2022 vor Fans und Feierwilligen kaum retten können, beklagen viele kleine Angebote mangelnden Zuspruch. So profitiert der Amateurfußball in Stormarn noch nicht von der neuen Lust auf Freiheit und Freizeit. Weniger als 100 Zuschauer zählte Verbandsliga-Aufsteiger VfL Bad Oldesloe zum Saisonauftakt, das war mindestens so enttäuschend wie die 1:3-Niederlage gegen die SG Sarau/Bosau. Zwar sind die Probleme des VfL zum Teil auch in der Zeit vor Corona zu suchen, doch andere Vereine im Kreis melden ähnlich ernüchternde Zahlen, was Zuschauer, Aktive und Ehrenamtler angeht. Bleibt zu hoffen, dass die Sportfreunde zwischen Bargfeld, Trittau und Zarpen die Liebe zu ihrem Verein nach den Ferien doch noch wiederentdecken.

Warten auf die Warnungen?
In mehreren Seen in Schleswig-Holstein treten derzeit Cyanobakterien auf, die auch als Blaualgen bekannt und gesundheitsgefährlich sind. Einer davon ist der Herrenteich in Reinfeld. Ein Badeverbot gibt es trotzdem nicht – und ist auch nicht geplant. Das, obwohl der Herrenteich auch in der Nähe des Freibades auffällig grün gefärbt ist. Das könnten normale grüne Algen sein – oder auch nicht. Hinweisschilder am Eingang zur Badestelle warnen dezent vor dem Befall. Und eine Mitteilung auf der städtischen Homepage. Die stand dort bereits Anfang des Monats. Doch erst auf Nachfrage des Stormarner Tageblatts wurde eine Warnung per Pressemitteilung herausgegeben. Die Internetseite des Freibad-Fördervereins informiert erst seit ein paar Tagen über die Gefahr. Stadt und Förderverein hätten früher aktiv warnen müssen. So macht es den Eindruck, als habe man so lange wie möglich „keine große Welle“ machen wollen. Badegäste werden jetzt aufgerufen, sich von Algenteppichen fernzuhalten und das Wasser nicht zu schlucken. Doch wie soll das funktionieren? In der Praxis ist das schwer umzusetzen. Gerade beim Familienausflug mit Kindern. Beim Planschen wird Wasser geschluckt. Um die Blaualgen herumschwimmen geht auch schlecht. Blaualgen sind im Wasser schwer zu erkennen, beziehungsweise von normalen Algen im Grunde nicht zu unterscheiden – außer im Labor. Ja, ein Badeverbot würde die gute Badesaison unterbrechen. Doch vielleicht wäre das besser, als Badegäste dem Risiko auszusetzen.

Dieser Wandel wird kein leichter sein
Das Klima wandelt sich und wir alles wissen, dass wir mehr tun müssen, um das Klima und unsere Zukunft zu schüzten. Schon jetzt wird das alles teuer werden. Es ist Fakt, dass unsere gesamte Gesellschaft seit Jahrzehnten über dem lebt, was sie sich eigentlich in Sachen Ökobilanz – aber auch mit Blick auf gesellschafltiche Probleme – erlauben kann. Doch wenn es um Veränderungen geht, dann kommt sehr oft das Argument „Man muss das natürlich auch alles unter finanziellen und wirtschaftlichen Aspekten sehen“. Leider ist es so, dass das nicht mehr reichen wird. Man merkt das zum Beispiel in Stormarn momentan bei Diskussionen rund um die Mobilitätswende. Denn nachdem man häufig hört, dass sich die Infrastruktur für Radfahrer verbessern muss, runzeln so manche Mitmenschen dann aber die Stirn und protestieren, wenn sie die Kosten dafür sehen. Was dabei übersehen wird – die Kosten eines weiter voranschreitenden Klimawandels werden noch viel höher sein – finanziell und gesellschaftlich. Die „Weiter-so“-Jahre sind vorbei.

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