Stormarner Tageblatt 27.08.2022
Klima, Kita, Kooperationen und Krach
Finn Fischer, Susanne Link, Patrick Niemeier
Palmen statt Eichen
Zumeist, so zeigt es sich in der Vergangenheit immer wieder, reagiert die Mehrheit der Menschen erst dann auf Veränderungen, wenn sie sie sieht, erlebt und vor allem selbst davon betroffen ist. Vermutlich wäre es ein wenig naiv zu glauben, dass das nun beim Klimawandel anders ist. Doch der zeigt sich halt nun auch in unseren Breitengraden immer deutlicher. Viel wird dabei mittlerweile auch über Klimaanpassungsmanagement gesprochen, was schlichtweg bedeutet, dass man sich auf die sich verändernden Gegebenheiten anpassen muss. Denn komplett aufhalten werden wir den bereits laufenden Klimawandel schlichtweg nicht. Hinter den Kulissen läuft die Anpassung auch schon längst. So werden neue Bewässerungstechniken ausprobierten in den heißen Sommermonaten oder bei neuen Pflanzungen wird darauf geachtet, dass Bäume und Sträucher gepflanzt werden, die den veränderten Rahmenbedingungen standhalten können. Das ist irgendwie eine traurige Entwicklung, aber ganz pragmatische eine notwendige. Noch ist es nicht soweit, dass Palmen und Olivenbäume rund um den Oldesloer Marktplatz stehen. Der einzige positive Nebeneffekt dabei wäre, dass es – siehe unsere Karikatur – irgendwie entspannt aussehen würde. Vielleicht ja eine Idee für die anstehende Umgestalltung der Fußgängerzone.
Konzepte vs. Realität
Die Kita-Reform hat bisher vor allem viel Chaos verursacht. Das deutete sich am Anfang der Reform an und das setzt sich weiter fort. In der Theorie lesen sich viele Ansätze sehr gut, doch dann haben sie wenig mit er Realität zu tun. Denn im Endeffekt ist zum Beispiel ein höherer Personalschlüssel sehr gut. Problematisch wird es dann nur, wenn es die entsprechenden Fachkräfte gar nicht gibt und die Motivation die notwendigen Qualifikationen zu erlangen nicht gerade mit guten Gehältern oder Chancen hinterlegt sind. Derweil ist auch der Verwaltungsaufwand in Kitas – wie in vielen Bereichen des Lebens – durch den Wunsch alles strenger zu regulieren und zu kontrollieren , größer geworden. Auch das bereitet so mancher kleinen Einrichtung in Probleme. Dass sich dann Elternvereine oder Trägervereine überlegen, ob sie das finanzielle Risiko noch eingehen wollen, scheint komplett verständlich. Ein Problem was sich in der Diskussion darüber in Bad Oldesloe wieder zeigt, ist, dass zwischen dem Wunsch alles in Tabellen und Zahlen vergleich- und belegbar zu machen und der Realität ein größerer Unterschied besteht. Und da sind wir auch wieder bei der Reform an sich, die zu viele Aspekte des realen Kita-Lebens irgendwo zwischen Wunschdenken und politischer Diskussion aus den Augen verlor.
Gegen Hass und Hetze
Bargteheide ist in diesem Jahr Gastgeber der Regionalkonferenz Rechtsextremismus. In Kooperation mit der neu gegründeten und von der Stadt initiierten „Partnerschaft für Demokratie“ sollen antifaschistische Netzwerke aufgebaut werden. Das ist wichtig auch und vor allem durch Kommunen, politische Gremien und Behörden. Denn Rechtsextremismus, so predigt es jährlich der Verfassungsschutz, ist die größte Gefahr für die Demokratie in Deutschland. Was passieren kann, wenn die Gesellschaft Neonazis und anderen demokratiefeindlichen Strömungen, die Hass und Hetze verbreiten, nicht entschieden entgegentritt, zeigte sich vor 30 Jahren in Rostock-Lichtenhagen. Ein Mob, auch angestachelt von der rechtskonservativen Boulevardpresse, griff eine Flüchtlingsunterkunft an. Eingeschlossene Asylbewerber wurden von überforderten Behörden sich selbst überlassen. Auch drei Jahrzehnte später hat die Bundesrepublik immer noch ein Problem mit einer kleinen aggressiven Minderheit, die andere Mitbürger hasst, belästigt und tätlich angreift. Nur weil sie eine andere Herkunft haben, eine andere Religion oder Menschen des eigenen Geschlechts lieben. Das ist nicht zu tolerieren und nicht zu ignorieren. Ernüchternd ist es, wenn die Bargteheider Bürgermeisterin ankündigt, dass aufgrund Personalmangels Kulturprojekte wie die Partnerschaft für Demokratie „auf dem Prüfstand stehen“. Und das eine Woche nach der Pressekonferenz zur Regionalkonferenz. Ja, das Personal ist knapp. Aber hier gibt es nichts zu prüfen.
Für Ruhe und Frieden
Der heimische Garten, ein Ort der Ruhe und Entspannung. Kinderlachen, Vögel zwitschern und der Duft von frischgemähtem Rasen. Für manche Menschen ist das kleine Fleckchen Grün allerdings seit Jahren eine Qual. Statt Stille rauschen an ihren Grundstücken Autos vorbei. Eine unerträgliche Geräuschkulisse. Wissenschaftlich unbestritten: Lärm kann krank machen. Ab etwa 60 Dezibel schüttet der menschliche Körper zum Beispiel die Stresshormone Cortisol und Adrenalin aus. Das treibt im wahrsten Sinne des Wortes den Blutdruck hoch. Erst recht, wenn sich keiner jahrelang so richtig um das Problem zu kümmern scheint. Und dann – halten Sie sich fest – wird der bestehende Lärmschutzzaun, der zwar nicht wirklich seinen Zweck erfüllt, auch noch abgerissen. Wegen der „Verkehssicherungspflicht“. Ein neue Lärmschutzwand ist noch in Planung. Heißt: Das kann noch dauern. Zugegeben: Ob die Anwohner der K80 in Glinde die ohnehin relativ wirkungslose Wand vermissen werden, ist fraglich. Aber nun stehen sie ohne alles da: Ohne Ruhe, ohne Alibi-Lärmschutz, ohne Aussicht. Da helfen auch keine Ohrstöpsel, um den Blutdruck zu senken.