Mysteriöse Street-Art-Malerei

Stormarner Tageblatt  13.09.2022

Was sollen bunte Tiere an Fassaden in der Bad Oldesloer Innenstadt? Und wer ist dafür verantwortlich?

Auf wen wartet Bambi in der Hindenburgstraße in Bad Oldesloe? Ferkel sind indes an der Rückseite von „Delikatessen Peters“ zu sehen.  Patrick Niemeier
Auf wen wartet Bambi in der Hindenburgstraße in Bad Oldesloe? Ferkel sind indes an der Rückseite von „Delikatessen Peters“ zu sehen. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Ein Schimpanse, ein Hase, ein Huhn, ein Reh – Tiere erobern die Fassaden der Bad Oldesloer Innenstadt. Zumindest in gemalter Form. Was und vor allem wer steckt dahinter?
In den sozialen Medien kursieren Gerüchte und sogar schon Wünsche, dass doch bitte auch an der eigenen Fassade ein solches buntes Kunstwerk auftauchen möge. Fakt ist: Man weiß nicht, was das alles soll. Aber Fakt ist auch, dass Bad Oldesloe erneut ein gutes Pflaster für Street-Art ist.

Mosaik-Tafeln sorgten 2011 für Aufsehen
Rückblick: Im Sommer 2011 tauchten überall im Stadtbild kleine Mosaik-Tafeln auf, die offenbar in loser Verbindung zu den Gebäuden standen, an oder in deren Nähe sie aufgehängt wurden. Das Rätsel rund um den „Bad Oldesloer Kachelmann“ wurde nie gelöst. Es gab Vermutungen, dass das damalige Stadtmarketing hinter der Aktion stecken könnte, denn als es dort zu einem personellen Wechsel kam, endete auch die Mosaik-Aktion. Der Hype ebbte im Frühjahr 2012 ab. In den vergangenen Jahren tauchten nochmal Kacheln mit eher sozialkritischen Themen auf, die in Relation eher unbeachtet blieben. Auch hier ist der Urheber bis heute unbekannt.
Im Jahr 2017 wurde die Innenstadt wieder zu einem Street-Art-Atelier. Es tauchten im Stadtgebiet an Fassaden aufgeklebte Fotos auf, die nach und nach von Wind und Wetter verregnet und verweht wurden. Der Sinn hinter der Aktion und der oder die Urheber sind unbekannt.
Seit Kurzem sind es jetzt die gemalten Tiere, die in der Fußgängerzone zu Hinguckern geworden sind. Hat hier jemand die Verschönerung der Innenstadt selbst in die Hand genommen? Steckt das Stadtmarketing dahinter? „Wir wussten vorher von der Aktion nichts und wir haben auch nichts damit zu tun“, sagt Agnes Heesch, bei der Stadt für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. „Wir finden es sind hübsche Bilder, ein schönes Projekt. Aber Hausbesitzer könnten das natürlich auch als Sachbeschädigung sehen. Wir würden sowas nie ohne Absprache mit den Besitzern durchführen. Ich sage aber ganz klar: Beschwert hat sich darüber bei uns noch niemand“, so Heesch weiter.

Überwiegend positives Feedback
Ein bei Passanten eingeholtes Meinungsbild fiel in der Fußgängerzone überwiegend positiv aus. Die Meinungen reichten von „Nette Hingucker“ über „Ist doch gut, wenn sich jemand Gedanken macht“ bis „Habe ich noch gar nicht gesehen und ist mir auch etwas egal“.
Man darf nun gespannt sein, ob in den nächsten Tagen und Wochen noch mehr Kunstwerke dieser Art auftauchen, ob rauskommen wird, was genau dahinter steckt, ob das Ganze eine Botschaft hat, die zum Beispiel auf Natur- und Tierschutz verweisen möchte. Oder ob es wirklich einfach nur darum geht die Innenstadt zu verschönern und für Gesprächsstoff zu sorgen. Sind die Ferkel an der Rückseite von „Delikatessen-Peters“ ein Hinweis darauf, dass es dort eine Schlachterei gibt? Doch was hat dann der Schimpanse mit Fielmann zu tun?
Kunstwerke müssen sich ja zum Glück nicht erklären – können durchaus für sich selbst stehen, ohne dass man etwas über Konzept oder Künstler weiß. Die Bedeutung kreativer Werke kann immer allein im Kopf des Betrachters neu entstehen, sodass jeder durch die eigene Interpretation die Bedeutung bestimmt. Was jetzt schon feststeht, ist, dass diese Werke von Wind und Wetter davongetragen werden. Aber genau dieser temporäre Charakter und die ständige Veränderung durch Verbleichen, Witterung und eventuell sogar andere Street-Art gehört zum besonderen Charakter dieser Kunstform.
Dass die Urheber nicht bekannt sind, ist bei Street–Art nicht ungewöhnlich. Das berühmteste Beispiel ist der international gefeierte „Banksy“, der oder die es bisher geschafft hat unerkannt weltweit Kunstwerke an Häuserwänden zu hinterlassen. Gerüchte, dass es sich um ein Mitglied der Band „Massive Attack“ handelt, konnten noch nie endgültig bestätigt werden.
Wer auch immer hinter der Aktion in Bad Oldesloe steckt: Für Aufmerksamkeit und Gesprächsstoff ist gesorgt.

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