Stormarner Tageblatt 19.09.2022
Der Wohnraum für Flüchtlinge wird im Kreis Stormarn in vielen Orten knapp
Patrick Niemeier und Finn Fischer
Eine angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt im Kreis Stormarn trifft auf immer mehr Geflüchtete. Während sich die Verwaltung im Frühjahr noch optimistisch zeigte, dass es gelingen werde, alle Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in den Gemeinden unterbringen zu können, sieht es mittlerweile nicht mehr so positiv aus.
Vor allem die langfristige Unterbringung gestaltet sich in vielen Orten problematisch. So riefen Reinfeld, Bargteheide und Glinde bereits kürzlich dazu auf, dass Privatpersonen und Immobilienbesitzer mögliche freie Wohnungen bitte an die Stadt vermieten, damit diese dort Geflüchtete unterbringen kann. Auch Notunterkünfte sind zumeist voll belegt.
Jetzt funkt auch Bad Oldesloe in Sachen Wohnraum SOS. Seit Ende August bereite der Stadtverwaltung die Unterbringung von geflüchteten Menschen aus der Ukraine zunehmend Schwierigkeiten. Bürgeramtsleiter Thomas Sobczak berichtet von fortlaufend enorm zunehmenden Zuweisungszahlen durch den Kreis – und das ohne Vorwarnung. An mehreren Tagen seien seit dem 24. August 23 Flüchtlinge aufgenommen worden. „Das ist eine erhebliche Zahl und an der Schule am Kurpark sind wir fast wieder am Kapazitätslimit, nachdem sich die Belegung über die Sommerferien etwas entspannt hat. Das macht uns etwas Sorgen“, sagt Sobczak.
Vor einigen Wochen habe die Stadt deshalb ein Objekt angemietet und außerdem mit einem Oldesloer Unternehmen besprochen. Auf dem Firmengelände könnten dann ebenfalls Personen untergebracht werden, falls das nötig wird. „Wir müssen sehen, wie es weitergeht. Es ist eine sehr dynamische Entwicklung“, sagt der Oldesloer Bürgeramtsleiter. „Viele Städte und Gemeinden hissen derzeit die weiße Flagge. Wir haben glücklicherweise noch viele Wohnungsangebote von Oldesloer Bürgern. Da werden wir auf das ein oder andere zurückgreifen können“, erklärt Sobczak. In Reinfeld erinnerte die Verwaltung kürzlich daran, dass ja auch noch Wohnraum für Geflüchtete aus anderen Ländern und Krisenregionen sowie für Obdachlose vorgehalten werden müsse. Insgesamt kamen 2022 bisher 2868 Geflüchtete nach Stormarn. Darunter auch zum Beispiel Ortskräfte aus Afghanistan oder „humanitäre Aufnahmen“, wie Edith Ulferts, Leiterin des Fachbereiches Gesundheit und Soziales beim Kreis Stormarn, berichten kann.
Von den 2868 Geflüchteten stammten allerdings tatsächlich 2527 aus der Ukraine. Die Kreisverwaltung wisse von den Problemen in den Städten und Gemeinden. „Die Kommunen haben bei Telefongesprächen bereits signalisiert, dass Unterbringungskapazitäten kaum noch vorhanden sind. Eine Abfrage hierzu ist in den kommenden zwei Wochen geplant“, bestätigt Ulferts.
Die Prognose der Kreisverwaltung sei, dass das Niveau der Anzahl der Geflüchteten auf hohem Niveau gleich bleiben werde. Allerdings könnte es eine Tendenz zu einem Anstieg von Aufnahmen geben, wenn es in den kommenden Wochen zum Wintereinbruch in der Kriegsregion komme.
Allgemein sei es so, dass man aus Erfahrung sagen können, dass im letzten Quartal des Jahres immer mehr Menschen aufgenommen werden als im dritten Quartal eines Jahres.