„Basiert auf falschen Zahlen“

Stormarner Tageblatt  22.09.2022

Streit ums Kurparkstadion: SC Union Oldesloe erhebt neue Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung

Die Nutzung des Kurparkstadions sorgt für Zoff in Bad Oldesloe.  Patrick Niemeier
Die Nutzung des Kurparkstadions sorgt für Zoff in Bad Oldesloe. Patrick Niemeier

Finn Fischer

Vor einer knappen Woche demonstrierte der SC Union Oldesloe mit rund 250 Mitgliedern am Rande des Bildungs-, Sozial- und Kulturausschusses. Hintergrund ist die Pachtvergabe an den SV Türkspor, der die Ausschreibung um das Kurparkstadion gewonnen hatte. Der SCU fühlt sich in dem Verfahren benachteiligt und forderte von der Stadt unter anderem die Herausgabe der Zahlen, die als Berechnungsgrundlage genommen wurden.
Die liegen dem Verein jetzt vor. Aus den Unterlagen geht hervor, dass die Stadt Bad Oldesloe auf Mitgliederzahlen zurückgegriffen hat, die der Kreissportverband (KSV) erhoben hat. Das Problem: Sie sollen in keinster Weise die Realität widerspiegeln, wie Vereinssprecher Nico Hoff gegenüber dem Stormarner Tageblatt erklärte. Demnach sei die reale Mitgliederzahl weit höher als die, die dem KSV vorliegt. „Wir haben die Stadt bereits während des Vergabeverfahrens darauf hingewiesen und erklärt, wie die unterschiedlichen Zahlen zustande kommen“, sagte Hoff . Sowohl der Wechsel einer gesamten Handball-Sparte 2019 als auch der Anschluss der ehemaligen VfL-Damen an den SC Union 2021 würden darin keine Berücksichtigung finden.
Laut Hoff sei es der Coronapandemie geschuldet gewesen, dass dem Kreissportverband Steigerungen der Mitgliederzahlen nicht gemeldet wurden. „Dass die Zahlen des KSV fehlerhaft sind, haben wir der Stadt erklärt und es machte auf uns den Eindruck, dass dies Berücksichtigung findet“, erklärt Hoff.
Die Stadt begründete die KSV-Zahlen als Grundlage für die Berechnung der Punkte während des Vergabeverfahrens, um eine Vergleichbarkeit herzustellen. Denn alle Vereine melden dem KSV jährlich ihre Mitgliederzahlen. Das klingt zunächst nach einem fairen Verfahren. Nico Hoff sieht das anders: „Es ist eine schwache Begründung. Im Grunde kann jeder Verein dem KSV Fantasiezahlen melden. Das wird nicht überprüft.“
Für seinen Verein ist das ärgerlich. Immerhin geht es um hunderte Mitglieder. Tatsächlich bleibt fraglich, ob die Art der Datenerhebung des KSV einer Überprüfung auch rechtlich standhalten würde. 2017 und 2018 waren die Abweichungen zwischen KSV-Zahlen und realen Mitgliederzahlen noch vergleichsweise gering. 2019 wechselte dann die Handballsparte des VfL Oldesloe zum SC Union. Das sorgte für eine regelrechte Mitgliederexplosion.
Dem Kreissportverband waren in dem Jahr 111 SCU-Mitglieder gemeldet. Tatsächlich waren es 248. Diese Entwicklung findet sich erst ein Jahr später beim KSV wieder. Zwei Jahre später ein ähnliches Bild. Der VfL-Damenfußball wechselt zum SC Union. Statt 231 (KSV) hat der Verein in Wirklichkeit 340 Mitglieder.
„Der Trend setzt sich fort. Mittlerweile haben wir weit über 400 Mitglieder“, sagt Nico Hoff. Das sei ein weiterer Kritikpunkt. Das Wachstum der Vereine sei in dem Vergabeverfahren ebenfalls nicht berücksichtigt worden. Der Vereinssprecher kann sich vorstellen: Hätte die Stadt beim Pachtvergabeverfahren die richtigen Zahlen als Grundlage genommen, „dann hätten wir das Rennen vielleicht gemacht.“ Die Aussichten, dass das Verfahren mit den korrekten Mitgliederzahlen wiederholt wird, stehen schlecht. Daran wird wohl auch ein geplantes Gespräch zwischen dem Bürgermeister und Vertretern des SC Union Oldesloe nichts mehr ändern. Eigentlich war die Aussprache für Montag angesetzt. Doch zwei SCU-Vorstandsmitglieder sind an Corona erkrankt.
Bürgermeister Jörg Lembke (parteilos) will den Frieden unter den Sportvereinen wieder herstellen – oder es zumindest versuchen. Auf der anderen Seite muss man feststellen, dass die Verwaltung und ihr Vorgehen gegenüber Vereinen – sei es die DLRG oder jetzt die Fußballvereine – zuletzt mehrfach massiv in der Kritik stand. Nach der Demonstration vor der Festhalle sagte Lembke dem Verein zu, eine Lösung zu finden: „SC Union wird alle Möglichkeiten haben, seinen Sport weiter ausüben zu können. Wir werden dafür sorgen, dass der SC Union hier in keinster Form benachteiligt wird.“

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