Stormarner Wochenschau: Diskussionen und neue Fragezeichen

Stormarner Tageblatt  01.10.2022

Diskussionen und neue Fragezeichen

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

Von Finn Fischer, Susanne Link und Patrick Niemeier

Phantomdiskussion
Dass alle Fraktionen in der Bad Oldesloer Stadtverordnetenversammlung sich eindeutig für einen Erhalt einer Schwimmhalle in der Kreisstadt aussprechen, ist positiv. Allerdings ist es seltsam, wie diese Diskussion rund um das Travebad überhaupt zustande kam. Denn eigentlich ging es nur um die anstehende, offenbar unvermeidliche Sanierung des Hauptbeckens und alle Fraktionen waren und sind für diese Sanierung. Im Prinzip ist das, was daraus wurde, ein Lehrbeispiel dafür, wie man im beginnenden Kommunalwahlkampf so tun kann, als wenn man sich für etwas einsetze, auch wenn der Einsatz gar nicht notwendig ist. Dass das Travebad seit der langfristigen Sanierung von 2011 bis 2014 immer wieder mit neuen Problemen und Sanierungsanforderungen aufwartet, ist ein Problem. Allerdings stand seit 15 Jahren nicht mehr auf der Agenda, dass man das Hallenbad schließen oder privatisieren könnte. Dass die Linken-Fraktion im Hauptausschuss engagiert dafür antrat, dass das Bad erhalten bleibe und auf gar keinen Fall privatisiert werde, irrtierte daher. Denn wie gesagt – seit 15 Jahren ist diese Diskussion nicht mehr geführt worden. Allerdings führte dieser verbale Schachzug dazu, dass fast alle anderen Fraktionen auch betonen mussten, dass sie für den Erhalt seien, würde ja sonst auch doof aussehen im Protokoll und der Berichterstattung. Und so bekam die Diskussion – wie schon häufiger in der Oldesloer Politik – einen Fokus, um den es eigentlich gar nicht ging. Das könnte noch eine anstrengende Kommunalwahlkampfphase mit vielen Nebelkerzen und Scheingefechten werden.

Fragezeichen bleiben
So schnell kann es gehen. Nicht mal zwei Wochen ist Gabriele Hettwer im Amt und schon ist Bettina Lange wieder eingestellt. Die Personalratsvorsitzende der Stadtverwaltung Bargteheide war von Hettwers Vorgängerin Birte Kruse-Gobrecht gefeuert worden. Offiziell wegen des Verdachts des Arbeitszeitbetrugs. Jetzt gibt es „neue Erkenntnisse“, die die Personalratsvorsitzende „und den gesamten Personalrat vollständig entlasten“. So teilte es die neue Verwaltungschefin mit. Wie schon ihre Vorgängerin hielt sich Gabriele Hettwer mit Einzelheiten zurück. Wie Hettwer werden sich auch die Fraktionsvorsitzenden der Parteien in der Stadtvertretung, das ließen sie über die Bürgermeisterin mitteilen, nicht zur Rücknahme der Kündigung äußern. So endet die „Causa Lange“ für die Betroffene – das ist schön – mit einer Rehabilitation und einer Rückkehr ins Rathaus. In der Öffentlichkeit – das ist nicht wirklich zufriedenstellend – bleiben Fragen zurück, die wohl nicht mehr abschließend geklärt werden können.

Leben Sie noch oder sparen Sie schon?
Mit Redewendungen füllen Journalisten gerne ihre Zeilen, ohne viel Konkretes zu sagen. Aber fällt Ihnen zur derzeitigen Situation eine bessere Formulierung als „den Gürtel enger schnallen“ ein? Bestimmt nicht. Sie beschreibt bildlich, was viele gerade tun. Auf Sachen verzichten, weil sie entweder zu teuer geworden sind oder die Gas- und Stromrechnung mit Sorge erwartet wird. Und der Verzicht betrifft nicht nur Luxusgüter: Denn um den Gürtel enger schnallen zu können, muss man weniger essen. Das tun manche Menschen momentan. Wer an der Fleisch-Theke vorbeigeht, erleidet schließlich einen Preisschock. Und leider steckt dahinter meist kein mehr an Tierwohl, sondern einfach nur die gestiegenen Energiekosten und hohen Düngerpreise. „Den Gürtel enger zu schnallen“ schlägt übrigens momentan auch der Ahrensburger Bürgermeister der Lokalpolitik vor. Stichwort Badlantic. Statt eines kostspieligen Neubaus wird nun der Erhalt des Schwimmbades geprüft. Eine Erhaltungssanierung würde bedeuten: Die Systeme irgendwie am Laufen halten. Zu welchem Preis? Noch unklar.

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