Stormarner Wochenschau: Haut Corona uns um oder die Grippe?

Stormarner Tageblatt  22.10.2022

Haut Corona uns um oder die Grippe?

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

Guido Behsen und Joshua Hirschfeld

Schläge gegen die Gesundheit
Ach ja, da war noch was. Neben der Corona-Pandemie, die wie erwartet im Herbst erneut in den Fokus rückt, hat sich eine schlechte alte Bekannte zurückgemekdet: die Grippe. Die Krankenkassen verzeichnen bereits jetzt eine Besorgnis erregende Zahl von Krankschreibungen wegen Atemwegserkrankungen und warnen – angesichts von einem Anstieg solcher Infektionen in Stormarn um zuletzt 78,3 Prozent – vor einer heftigen Grippewelle. Eine vergleichbare Entwicklung habe es zuletzt 2015 gegeben. Zwei Krankheiten kämpfen also aktuell darum, uns auszuknocken. Na toll. Wobei Corona uns gewissermaßen bereits mürbe geklopft hat, denn: Durch die Schutzmaßnahmen im Zuge der Pandemie ist unser Immunssystem nicht mehr so stabil auf die Grippeviren vorbereitet. Was bleibt, ist eine gute Deckung: Es spricht nämlich aus medizinischer Sicht nichts gegen eine gleichzeitige Impfung gegen Corona und die Grippe.

Ansturm auf die Tafeln
Es ist ein bitterer Winter, auf den die ehrenamtlichen Helfer der Tafel zusteuern. Hohe Preise und Ukraine-Krieg treiben immer mehr Menschen zu den Tafeln. Auf einem absoluten Rekordniveau bewegt sich die Zahl der Hilfsbedürftigen schon jetzt. Half die Tafel Ahrensburg zum Beispiel im Januar diesen Jahres noch 1860 Menschen, kamen ein halbes Jahr später bereits 3256 Menschen zu ihren Ausgabestellen. Schon jetzt ist die Ahrensburger Tafel dem Ansturm nicht gewachsen. Nicht nur wurden Aufnahmestopps verhängt, selbst bereits angemeldete Hilfsbedürftige müssen mittlerweile regelmäßig ohne Lebensmittel wieder nach Hause geschickt werden. Dass es für die Helfer vor Ort psychisch sehr belastend sein dürfte, Not leidende Menschen abweisen zu müssen, erklärt sich von selbst. In den kommenden Monaten dürfte der Ansturm auf die Tafeln weiter zunehmen – spätestens, wenn die Menschen ihre Strom- und Heizkostenrechnung in den Händen halten. Wenn schon jetzt die Tafeln am Limit sind, wie sollen die Helfer dem gerecht werden können? Es wird ein bitterer Winter werden. Es werden Tränen fließen, bei Hilfsbedürftigen wie auch bei Helfern. Ihre Arbeit ist wichtig wie nie.

Bremse für die Verkehrswende
Absurd. Anders kann man es nicht nennen, was sich da gerade verkehrspolitisch in Stormarn zusammenbraut. Während im Norden diskutiert wird, ob stundenlanges Parken in der Bad Oldesloer Innenstadt nicht bald kostenfrei sein sollte, will die Verwaltung von Ahrensburg im Süden eine neue Tiefgarage unter dem Rathauserweiterungsbau errichten lassen. Geht’s noch? Klar, auf den ersten Blick mögen einige Argumente der Pro-Seite einleuchten. Menschen in diesen Zeiten finanziell zu entlasten und Pendlern lange Parkplatzsuchen zu ersparen, erscheint erstmal sinnvoll. Aber doch nicht so! Welcher Politiker wird denn bitte freiwillig das kostenlose Parken wieder abschaffen und damit den Unmut der Autofahrer auf sich ziehen wollen? Und was genau soll aus der 1,2 Millionen teuren Tiefgarage werden, wenn in einigen Jahren die PKW-Stellplätze – so ist zu hoffen – nicht mehr gebraucht werden? Verkehrswende darf nicht nur ein Wort für Sonntagsreden sein, sie muss auch gelebt werden. Wenn das schon auf lokaler Ebene nicht gelingt, wie soll es dann im Großen und Ganzen klappen? Langfristige Investitionen in den städtischen Autoverkehr sind völlig unangebracht. Sie sind, man kann es nicht anders sagen, absurd.

Glückliches Ende im Sachsenwald
In Zeiten wie diesen ist das Bedürfnis nach Geschichten, die gut ausgehen, besonders groß. Eine solche Geschichte hat sich in dieser Woche bei Aumühle zugetragen. Zumal die Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang schon fast dahin war, als die erlösende Nachricht kam: Die Bargteheider Seniorin, die seit mittlerweile sechs Tagen im Sachsenwald vermisst wurde, ist lebend gefunden worden. Unvorstellbar, was die demenzkranke Frau seit vergangenem Sonnabend durchgemacht, welche Ängste ihr Ehemann ausgestanden haben muss. Nur für einen Moment, für ein schnelles Foto mit dem Handy hatte er seine Frau aus den Augen gelassen. Im nächsten Augenblick war sie wie vom Erdboden verschluckt und für Suchhunde, Drohnen mit Wärmebildkameras und alle Einsatzkräfte nicht aufzuspüren. So war es an einem Jäger, für das Happy End der Woche zu sorgen. Er hat nicht nur ein Leben gerettet, er hat auch einen anderen Menschen davor bewahrt, für den Rest seines Lebens Schuldgefühle mit sich herumzuschleppen.

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