Bahn verspricht neuen Schallschutz

Stormarner Tageblatt  04.11.2022

Reaktion auf zunehmenden Verkehr zwischen Lübeck, Reinfeld, Bad Oldesloe, Bargteheide und Delingsdorf

Patrick Niemeier

Der Güterverkehr in Stormarn wird in Zukunft deutlich zunehmen. Das ist kein Geheimnis. Im Gegenteil: Mit Blick auf die feste Fehmarnbeltquerung – die 2029 fertiggestellt werden soll – machen Verkehrsexperten, aber auch die Deutsche Bahn und die Politik daraus keinen Hehl.

Täglich bis zu 326 Züge durch Stormarn
Es sei laut aktueller Prognosen damit zu rechnen, dass der Verkehr in Stormarn deutlich ansteigen werde. So sei mit mindestens 186 und maximal 326 Zügen je nach Streckenabschnitt im Kreisgebiet zu rechnen. Das bedeutet auch eine deutliche Steigerung der Lärmbelastung an den Bahntrassen. Zum Vergleich: Aktuell sind zwischen Lübeck und Ahrensburg täglich zwölf Güterzüge unterwegs. 2030 könnten es jeden Tag 88 sein, ein Großteil davon in den Nachtstunden.
Initiativen, Kreis und vor allem auch die CDU-Fraktion im Kreistag fordern daher seit längerer Zeit, dass die Auswirkungen dieses Güterverkehrs deutlicher in den Fokus gerückt werden. Dazu gehöre eben auch Schallschutz. Und genau da will die Bahn jetzt in Stormarn tätig werden, wie im jüngsten Verkehrsausschuss des Kreises bekannt gegeben wurde. Peter Mantik. Sprecher der Deutschen Bahn, bestätigte das auf Nachfrage unserer Zeitung. „Es gibt Bereiche in Stormarn, die liegen zwischen den Projektbereichen von Fehmarnbelt oder S4, sind aber von zunehmendem Verkehr trotzdem betroffen“, erklärt Mantik.
Momentan gehe er davon aus, dass es sich um Streckenlängen von zwölf Kilometern handeln werde, die einen neuen Schallschutz erhalten. „Ein kleines Team befasst sich ab 2023 mit dem Thema. Wichtig ist, dass zunächst erstmal ein neues Schallschutzgutachten erstellt wird“, sagt Mantik.

Schallschutzgrenzwerte wurden gesenkt
Aktuell seien auch die Schallschutzgrenzwerte durch den Bund gesenkt worden. Früher lagen diese in der Nacht bei 57 Dezibel, jetzt bei nur noch 54. Die neuen Werte sind nun Grundlage für das zu erstellende Gutachten, das die Basis für die neuen Schallschutzwände sein wird.
2023 soll das entsprechende Gutachten vorliegen, 2024 mit der Planung begonnen werden. „Und das natürlich im engen Dialog mit dem Kreis und den Kommunen“, sagt Mantik. Man werde auf die individuellen Bedürfnisse und Vorstellungen der betroffenen Gemeinden eingehen. Lobend erwähnt der Bahnsprecher den Kreis, der proaktiv auf die Bahn zugekommen sei, was einen besseren Schallschutz für die Anwohner angehe.
„Insgesamt werden wir mit den Maßnahmen bis 2029 fertig sein“, glaubt Mantik. Die Höhe der Kosten richte sich danach, wo genau wie viel Schallschutz benötigt werde und welche Art von Wänden gebaut würden. Es werde sich aber definitiv um Investitionen im zweistelligen Millionen Euro Bereich handeln. Genauere Zahlen könnten bisher allerdings nur Spekulation sein.
Es gebe unterschiedliche Möglichkeiten und technische Ausführungen sowie Unterschiede zwischen passivem und aktivem Schallschutz. „Dazu werden wir erstmal das Gutachten und die Dialoge mit den Gemeinden abwarten sowie die Vermessungen, Baugrunduntersuchungen und so weiter“, sagt Mantik.
Es sei davon auszugehen, dass neben den Städten Reinfeld, Bad Oldesloe und Bargteheide an der Strecke auch die kleineren Orte wie Feldhorst, Rümpel, Tremsbüttel und Delingsdorf Bedarf haben werden, zumal in Delingsdorf auch ein Abstell- oder Rangiergleis für den Güterverkehr entstehen soll. Das bringe besondere Herausforderungen mit sich und sei nochmal ein Sonderfall. Dort, wo Schallschutzwände entstehen, werden diese wohl zwei bis vier Meter hoch sein. Es gebe dabei auch die Variante transparenter oder mit Motiven gestalteter Lärmschutzbarrieren.
„Die Zusage der Bahn ist eine wunderbare Nachricht für unseren Kreis. Die Menschen, die entlang der Bahnlinie Hamburg-Lübeck wohnen oder arbeiten, werden nun viel besser geschützt, wenn der Schienenverkehr durch die Fehmarnbeltquerung und die neue S 4 deutlich zunehmen wird“, sagt Landrat Dr. Henning Görtz.
„Dieser großartige Erfolg ist dem gemeinsamen Einsatz von Kreispolitik, Kreisverwaltung und den anliegenden Städten und Gemeinden zu verdanken. Ich freue mich für alle Beteiligten“, ergänzt der Landrat.

Güterverkehr auf alternativen Trassen
Wolfgang Gerstand (CDU), Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Kreises, zeigte sich erfreut über die aktuellen Entwicklungen. Allerdings blieben noch die Probleme der Bahnübergänge. In Ostholstein habe man bereits berechnet, dass die hohe Zugfrequenz dazu führen könnte, dass die Übergänge jeweils nur zwei bis drei Minuten geöffnet sein werden. „Für wartende Pkw und Lkw ist das kein Zustand“, sagt Gerstand.
Generell sollte weiter daran gearbeitet werden, die Anzahl der Güterzüge, die durch Stormarn fahren sollen, zu reduzieren. Dies könne über eine bessere Verteilung ab Lübeck auf andere Strecken gewährleistet werden.

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