Stormarner Wochenschau: Krisen, Eierwerfer und Eskalation

Stormarner Tageblatt  05.11.2022

Krisen, Eierwerfer und Eskalation

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

von Patrick Niemeier

Öffnungs-Verwirrung
Die letzten Jahre sind ein Entlanghangeln an Krisen. Mittlerweile ist es bald drei Jahre her, dass zum ersten Mal vom Coronavirus berichtet wurde. Es folgte das, was wir miterlebten und aus den Shutdown- und Quarantänezeiten wurden Zeiten des Krieges in der Ukraine und die Energiekrise. All das beeinflusst den Alltag, der von einer Normalität (wie auch immer man diese definiert) spätestens seit Frühjahr 2020 immer wieder weit entfernt zu sein scheint. Das führt dazu, dass auch die Geschäftswelt die Veränderungen zu spüren bekommt. Manche Geschäfte mussten ganz schließen, andere haben Personalprobleme und wieder anderen gehen die Budgets aus. Das mündet dann darin, dass Öffnungszeiten bei Supermärkten aber auch in den Kleinstadt-Innenstädten angepasst werden. Das klingt ja auch zunächst verständlich, ist bestimmt sogar wirtschaftlich in vielen Fällen vernünftig – aber dadurch sinkt die Verlässlichkeit und in der Folge wieder die Attraktivität der besagten Kleinstadt-Innenstädte, die auch schon vor den großen Krisen in ihren kleinen Krisen steckten. Diese waren durch den Wechsel vieler Kunden in die Onlinewelten entstanden sowie durch das veränderte Kaufverhalten. Nun kommt all das zusammen. Wohin führt das? Dass Geschäfte wieder Mittagspausen einführen, früher schließen – wie es einige Supermärkte bereits machen – oder ganze Tage geschlossen bleiben. Unsere Karikaturistin hat ein Möglichkeit mal im Bild festgehalten, die Kunden helfen könnte sich im Öffnungszeiten-Dschungel der nächsten Monate besser zu orientieren.

Halloween-Eskalation
Ob Halloween nun eine gute, hierzulande noch recht frische Tradition ist oder eigentlich gar nicht in diese Breitengrade passt, wollen wir jetzt einfach mal nicht neu diskutieren. Dass es aber für manche Leute einfach zum „Event“ gehört, Dinge zu beschädigen, Grundstücke trotz Aufforderung nicht zu verlassen oder Polizeistreifenwagen mit Eiern zu bewerfen – wie in Bad Oldesloe geschehen – zeigt, dass die Enthemmung rund um ein „Ja, aber es ist doch Halloween“ weiter um sich greift. Das passt zum wachsenden Egoismus der vergangenen Jahre im Stile des „Aber ich habe doch Spaß dabei, sollen die sich nicht so anstellen“.

Disco-Eskalation
Das Phänomen ließ sich auch bei der Eröffnung einer neuen Disco in Bad Oldesloe beobachten. Dass Tanztempel in der Provinz damit werben, dass „Eskalation“ dazu gehört und die Mottos von Partys sich nur darin unterscheiden, aus welchem Grund es Freigetränke gibt und ob man sich beim Besaufen Glitzer oder Neon an den leich bekleideten Körper pinselt, ist nicht neu. Es wirkt alllerdings so, als wenn mehr Menschen beim Besuch bestimmter Events denken, dass sie gesellschaftliche Standards oder sogar den gesetzlichen Rahmen nicht beachten müssen. „Ist doch erst geil, wenn es eskaliert“, kommentierte ein Partygast unter einem Artikel zu Körperverletzungen und Co. in den sozialen Medien. Na dann.

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