Stormarner Tageblatt 07.11.2022
Absage des gestrigen Events in Bad Oldesloe der Tiefpunkt / Nun fehlt unter anderem ein neuer Organisator
Patrick Niemeier
War der verregnete verkaufsoffene Sonntag rund um das Chor-Event „Choralle“ die letzte Ausgabe dieses Einkaufsformats in Bad Oldesloe? Dass das Event in Bad Oldesloe Probleme bereitet, wird seit Jahren immer wieder diskutiert. Und egal wer diese Event-Tage in der jüngeren Vergangenheit organisierte: Es kam immer auf motivierte, engagierte Einzelkämpfer an. Ein großes, festes, verlässliches Team gibt es schon lange nicht mehr.
Zuletzt war Hans-Jörg Steglich (Foto) die einzige Konstante. Der Lokalpolitiker der „Stadtfraktion“ mühte sich als Koordinator gemeinsam mit wechselnden Kooperationspartnern ab. Mal lief es gut, mal lief es schlecht. An seinem Engagement lag es nicht.
Doch wenn man dann an dem jeweiligen Sonntag durch die Stadt ging, war schnell zu erkennen, welche Einzelhändler Lust und Kraft hatten mitzuwirken und welche nicht. Immer mehr Geschäfte, die zuvor jahrelang dabei waren, blieben zuletzt geschlossen, kleinere Aktionen zu den jeweiligen Motti boten nur noch sehr wenige inhabergeführte Läden an. So etwas wie eine gemeinsame Identität war selten zu erkennen.
„Viele Filialisten machten halt ihre Türen auf, aber stellten vorher schon klar, dass sie keine großen Aktionen mitmachen werden“, bedauerte Steglich bereits vor der Corona-Pandemie. Da es immer mehr Filialisten in der Stadt gebe, sei das natürlich dann im Stadtbild zu bemerken.
Vor und mit Steglich waren es immer wieder Engagierte aus dem lokalen Einzelhandel wie Ilona Rehme (ehemals „Buchhandlung Rehme“), Susanne Relling-Peters („Wollywood“), Stephan Schubert (damals „Stinshoff Schuhe“), Maik Neudeck (damals „Neudeck“), Marco Schmidt (damals „Modehaus Rohde) oder zuletzt auch Oke Käselau (Holsteiner Foodtrucks) und Jan Rohde (Modehaus Rohde), die sich aktiv einbrachten. Doch selbst traditionelle Events wie das große Grünkohlessen, das überregionale Bekanntheit erlangt hatte und einst unter anderem von Rainer Hinz (Hotel Hinz) mit ins Leben gerufen worden war, sind mittlerweile aus dem Veranstaltungskalender rund um die Sonntage verschwunden. Hinz warf hin, weil auch für dieses Event das Team und der Rückhalt immer kleiner geworden waren und zu viel an ihm als Gastronom hängen blieb.
Funktioniert haben in der jüngeren Vergangenheit verkaufsoffene Sonntage in Bad Oldesloe vor allem dann, wenn sie an Events der Stadt angebunden waren. Das „Pflasterart-Festival“ am 8. Mai 2022 ist dafür ein häufig genanntes Beispiel. Doch hat die Stadt mehrfach ausdrücklich betont, dass es bei diesen Ausnahmen bleiben soll.
„Gerne sorgen wir als Stadt zweimal im Jahr für den Veranstaltungsrahmen für den verkaufsoffenen Sonntag. Mehr geht aber nicht und ich sehe das auch nicht als unsere Aufgabe, das zu ändern“, sagt Agnes Heesch, die bei der Stadt auch für die Wirtschaftsförderung zuständig ist.
Steglich hatte sich auf der anderen Seite mehr Support von eben jenem Veranstaltungsmanagement auch für die verbleibenden zwei verkaufsoffenen Sonntage im Jahr gewünscht. „Ich frage mich schon, warum das so komplett ausgeschlossen wird. Schließlich haben wir ein städtisches Veranstaltungsmanagement“, sagte er, nachdem dem geplanten verkaufsoffenen Sonntag am 6. November durch die Stadt die Genehmigung verweigert wurde.
„Wir waren da als Verwaltung immer wohlwollend“, betont Heesch. „Dieses Mal ging es einfach rechtlich nicht“, sagt sie. Sie habe großen Respekt vor Steglichs jahrelangem Engagement.
„Auch wenn er die Verwaltung nun zum Teil hart kritisiert, weiß ich, was er geleistet und wie er sich eingebracht hat. Leider war zuletzt fast ein Einzelkämpfer“, sagt Heesch.
Für Steglich stand schon davor fest, dass er 2023 nicht mehr als Koordinator zur Verfügung stehen werde und auch Jan Rohde, der Steglich zuletzt unterstützte, wird nicht mehr vor Ort sein. Er schließt bekanntlich sein Modehaus Rohde am Marktplatz der Kreisstadt.
„Wir als Stadt werden 2023 defitiniv nicht einspringen und die verkaufsoffenen Sonntag veranstalten. Das muss aus der Reihe des Einzelhandels kommen und organisiert werden“, wird Heesch deutlich. Selbst an den Sonntagen an denen die Stadt für Events in der Fußgängerzone sorge, benötige es vonseiten der Kaufleute aus einen Koordinator – jemanden „der den Hut auf hat“, sagt Heesch.
Immer wieder wird in diesem Zusammenhang die Wirtschaftsvereinigung genannt. Doch auch diese steht für 2023 nicht als Ersatz für Steglich zur Verfügung. „Wiederholte schriftliche Abfragen und persönliche Ansprachen durch uns haben kein eindeutiges Ja der Innenstadthändler für den verkaufsoffenen Sonntag ergeben“, sagt Nicole Brandstetter (Foto). Das liege auch daran, dass gar nicht klar sei, was so ein Einkaufssonntag bringen solle. Mehr Umsatz? Zusammenhalt zeigen? Sich als Unternehmen präsentieren?
Außerdem sei es ein Problem, dass es ein zusammenhängendes Gebiet für die verkaufsoffenen Sonntage geben müsse. Baumärkte oder allgemein auch Geschäfte außerhalb der Innenstadt seien dadurch ausgeschlossen. Hinzu kämen die mittlerweile sehr strikten Vorgaben für die Durchführungen eines rechtssicheren verkaufsoffenen Sonntags. Das zeige sich ja aktuell auch an der Absage der aktuellen Ausgabe am 6.November.
Für die Wirtschaftsvereinigung stelle es sich daher aktuell so dar, dass nur in Anknüpfung an Veranstaltungen der Stadt ein rechtsicherer Einkaufssonntag stattfinden könne.
Man sollte sich vielleicht lieber mit alternativen Möglichkeiten beschäftigen, betont die Wirtschaftsvereinigung schon länger. Es gebe ja auch ganz andere Formate. Das Festhalten an einem verkaufsoffenen Sonntag, der nicht funktioniere und offenbar auch gar nicht von der Mehrheit gewünscht sei, sei nicht sinnvoll.
Für den 6. November habe sie sich trotzdem eine andere Lösung gewünscht. „Sollten die rechtlichen Voraussetzungen für die Durchführung des verkaufsoffenen Sonntags in diesem Fall tatsächlich nicht vorgelegen haben, kann die Stadt die Genehmigung zur Durchführung einer Veranstaltung ablehnen. Ob das in diesem Fall so war, können wir nicht beurteilen“, sagt Brandstetter.
Allerdings habe die Absage des verkaufsoffenen Sonntags natürlich keine positive Signalwirkung. „Es wäre daher wünschenswert gewesen, hätten Veranstalter und Stadt einen gemeinsamen Weg gefunden, die Veranstaltung durchzuführen. Gerade in Zeiten, in denen die Belebung von Innenstädten durch Schaffung von Erlebnissen eine große Rolle spielt, ist die Absage sehr bedauerlich“, sagt Brandstetter.
Eine solche Absage nähre nun auch die Kritiker, die sagen, dass in Bad Oldesloe „eh nichts los sei“. Das trage nicht zum positiven Image von Bad Oldesloe in der Öffentlichkeit bei. „Zudem sind viele Unternehmen enttäuscht, dass sie nicht zeitnah über die Absage der Veranstaltung informiert wurden“, sagt Brandstetter.