Stormarner Wochenschau: Die absehbare Konsequenz

Stormarner Tageblatt  26.11.2022

Die absehbare Konsequenz

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

Patrick Niemeier, Finn Fischer und Joshua Hirschfeld

Warum es plötzlich fünf nach zwölf ist
Dass der Bereich „Soziales“ und „Freizeitgestaltung für Jugendliche“ schnell in der Lokalpolitik und in der öffentlichen Wahrnehmung als Luxusgut durchgeht, „das man sich leisten können muss“, rächt sich nach und nach. Im Schulzentrum in Bad Oldesloe werden immer mehr Schüler auffällig. Das pädagogische Personal ist nicht sehr überrascht. Es ist allerdings zu einfach, es nun auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu schieben. Diese diente oft nur in vielen Bereichen als Brandbeschleuniger. Auch ein paar Schulsozialarbeiter mehr werden nicht helfen. Das sind nur Pflaster auf blutende Wunden. Es braucht ein Umdenken. Man muss erkennen, dass es grundsätzliche gesellschaftliche Probleme sind und der Umgang mit Kinder und Jugend uns auf die Füße fallen kann oder es bereits tut. Es braucht nicht immer nur einen Versuch, die Symptome zu bekämpfen. Es muss gleichzeitig geschaut werden, was sie überhaupt auslöst. Es ist schon fünf nach zwölf mittlerweile. Es wird Zeit zu handeln.

Tempo 30: Kommunen sollen entscheiden
Anwohner wünschen sich 30 statt 50 in ihrer Straße. Nach langen Beratungen, Prüfungen auf Kreis-, Landes- oder Bundesebene stellt sich heraus: Geht nicht. Irgendein Paragraf in der Straßenverkehrsordnung spricht dagegen. Falls kein Unfallschwerpunkt, Schule, Kita oder Seniorenheim in der Nähe ist, stehen die Aussichten schlecht. Zuletzt hatten Jersbeker Lokalpolitiker die Idee, flächendeckend Tempo 30 im Ort einzurichten. Man entschied sich gegen eine Prüfung; Die wäre aussichtslos gewesen. Doch bundesweit regt sich Widerstand gegen die Fremdbestimmung. Mittlerweile unterstützen über 330 Kommunen die Initiative mit dem sperrigen Namen „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“, die eine Reform fordert. Nach Ahrensburg und Siek könnte jetzt auch Bargteheide beitreten. Und es spricht wenig gegen einen Beitritt. Kommunale Gremien sollten die Möglichkeit haben, Tempo-30-Zonen oder entsprechende Geschwindigkeitsbegrenzungen einzurichten, ohne von Paragrafen behindert zu werden. Denn je langsamer gefahren wird, desto sicherer ist es für Fußgänger und Radfahrer in einer Stadt – egal ob vor einer Kita, in einem Wohngebiet oder an einer Durchfahrtsstraße. Wo das nötig ist, wissen die Menschen, die dort leben, am besten.

Weihnachten schlägt Weltmeisterschaft
Manchmal ist es ganz einfach. Da gibt es dutzende Gründe, die Fußball-WM in Katar in diesem Jahr nicht zu schauen. Von üblen Menschenrechtsverletzungen über tote Gastarbeiter auf den WM-Baustellen bis zum erbärmlichen Auftreten der Fifa. Und tatsächlich, das Interesse an der Weltmeisterschaft ist überschaubar. Das zeigen nicht nur die Einschaltquoten im TV, das macht sich auch bei Stormarner Gastronomen bemerkbar. „Es ist bei uns im Moment nicht so, dass Leute aktiv zum Fußball gucken vorbeikommen“, heißt es zum Beispiel aus dem Sportspark Reinbek. Doch versperrt den meisten Stormarnern nicht der politische Boykott den Weg zum Fernseher. Es will ganz einfach keine WM-Stimmung aufkommen. Kein Wunder. Landein, landaus öffnen dieser Tage die Weihnachtsmärkte, erste Weihnachtslieder erklingen im Radio und der 1. Advent steht vor der Tür. Im wohlig warmen Wohnzimmer vor dem Kamin sitzen, einen Teller frisch gebackener Plätzchen auf dem Tisch, einen Becher würzig duftenden Glühwein in der Hand – und dabei Fußball schauen? Das passt einfach nicht zusammen. Und so steht ein Ergebnis dieser WM bereits fest: Weihnachten 1 – Weltmeisterschaft 0.

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