Stadtschule: Kritik an der Mensa

Stormarner Tageblatt  08.12.2022

Einige Eltern in Bad Oldesloe kritisieren das Konzept und auch das Essen

Janine Irentschiuk und Timo Skudlarz leiten nicht nur die Mensa im Schulzentrum in der Olivet-Allee, sondern auch an der Stadtschule Bad Oldesloe.  Patrick Niemeier
Janine Irentschiuk und Timo Skudlarz leiten nicht nur die Mensa im Schulzentrum in der Olivet-Allee, sondern auch an der Stadtschule Bad Oldesloe. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Janine Irentschiuk atmet durch: „Ich muss sagen, dass es schade ist, wie schnell die Menschen offenbar vergessen“, sagt sie. Gemeinsam mit ihrem Mann Timo Skudlarz setzte sie 2020 alles daran, mit der gemeinsamen „Mensa-Crew“ die Mittagsversorgung der Schüler an der Stadtschule sicherzustellen. Es gelang durch großen Einsatz des Teams und der Stadtverwaltung mit einem Kraftakt. Es schien nach jahrelangen Diskussionen Ruhe eingekehrt.
Das Team sprang ein und blieb – dank sehr gutem Feedback und einer gewonnenen Ausschreibung – nicht nur eine Interimslösung. Die Mensa-Crew betreibt derweil auch die Mensa im Schulzentrum Olivet-Allee und versorgt weitere Grundschulen in Bad Oldesloe. „Kritik ist wichtig für uns. Ein enger Draht zu Eltern ist uns wichtig. Für uns ist das alles mehr, als einfach nur gutes Essen für die Kinder anzubieten“, stellt Irentschiuk klar. „Umso erschrockener und enttäuschter sind wir, dass wir kurzfristig erfahren haben, dass die Stadtschule unsere Leistungen plötzlich infrage stellt und eigenmächtig das Konzept ändern will“, sagt sie. Jetzt habe man sich entschieden, daher öffentlich darüber zu sprechen.
Ja, es habe Kritik einer Minderheit von Eltern gegeben. An einer großen schulweiten Umfrage unter über 424 Kindern und Familien zur Mensa hätten allerdings nur 90 teilgenommen. Und aus dieser kleinen Auswahl habe nur eine Minderheit das Essen schlechter als drei bewertet, stellt Irentschiuk klar. Jetzt sehe man sich trotzdem zum Teil harten Vorwürfen und unrealistischen Vorstellungen ausgesetzt. „Es ist Quatsch, wenn es heißt, dass es ein Menü nicht gibt, das auf dem Speiseplan steht. Das kommt nicht vor. Und jedes Kind kann auf das jeweils andere Menü ausweichen und umtauschen“, geht Skudlarz auf einen der Vorwürfe von Elternseite ein.
Auch er wiederholt: Kritik sei immer willkommen und man reagiere im Rahmen der Möglichkeiten darauf. Nicht immer seien Lösungen möglich. „Natürlich können wir nicht jeden Tag Nudeln anbieten, weil ein Kind nur Nudeln essen möchte“, sagt er. „Dann gab es Kritik daran, dass wir ständig Ketchup verwenden. Das stimmt halt auch einfach nicht“, ergänzt Irentschiuk.
„Kürzlich kam eine Mutter und kritisierte, dass wir zu viel überbackene Sachen anbieten. Da haben wir uns sofort hinterfragt und reagiert. Man wird ja auch betriebsblind manchmal“, sagt Irentschiuk. „Konstruktive Vorschläge? Bitte, immer“, fügt sie an. „Manche Eltern sind erstaunt, weil ich tatsächlich zeitnah zurückrufe und mehr zur Kritik hören möchte“, sagt Irentschiuk.
„Wir bekommen auf der anderen Seite so viel Lob zu hören, erfahren so viel Dankbarkeit. Gerade hat uns eine Nikolauspost erreicht, in der man sich für das gute Essen bei uns bedankt. Das scheint dann jetzt gerade unter den Tisch zu fallen. Das ist sehr schade“, sagt Irentschiuk.
An anderer Stelle müssten einige Eltern einen kleinen Realitätscheck machen, wenn es darum gehe, dass Bio-Produkte im großen Stil gekauft werden sollen oder welche Auswahl an Menüs angeboten werden soll und das für 63 Euro im Monat. „Wir können doch nicht Essen für eine Minderheit mit mehr Geld anbieten, die sich auch 80 oder 90 Euro im Monat leisten könnten“, sagt Irentschiuk. „Ganz klar: Es gibt ein paar Wenige, die ihre Essgewohnheiten oder -ansprüche durchsetzen möchte, ist bei uns der Eindruck“, sagt Skudlarz. „Da gehe es in einigen Fällen auch nicht primär um die Meinung der Kinder, sondern ideologische Fragen und die Einstellung der Eltern“, so Skudlarz weiter. Das sei wohl ein gesellschaftliches Problem.
„Natürlich kann es vorkommen, dass einem Kind mal ein Essen nicht schmeckt. Oder auch zweimal. Das ist doch nur natürlich. Es ist illusorisch zu glauben, dass wir jeden Tag für jedes Kind das perfekte Essen nach jedem Geschmack anbieten können. Wir freuen uns dann trotzdem über den Hinweis und schauen was wir machen können“, sagt Skudlarz engagiert.
Und wenn ein Kind am Abend äußere, dass es trotz Essens in der Mensa noch Hunger habe, dann sei das doch eher nicht sehr ungewöhnlich. „Manche Kinder essen hier um 11.30 Uhr. Wenn die dann am Abend um 17 Uhr Hunger haben, denke ich nicht, dass das mit dem Angebot in unserer Mensa zu tun hat“, sagt Irentschiuk. Aber auch diesen Hinweisen sei man nachgegangen und habe nach konstruktiven Lösungen geschaut.
Wenn sein engagiertes Team hören müsse, das Essen in der Mensa sei keine 63 Euro im Monat wert und man erwarte eine andere Gegenleistung, könne man nur sehr erstaunt sein. „Es zeigt, dass manchen Eltern die Abläufe auch gar nicht klar sind. Es geht hier nicht darum, dass wir das gesamte Geld für das Essen ausgeben können. Wir haben neben der Warenbeschaffung auch die laufenden Kosten“, erklärt Skudlarz.
In manchen Fällen habe man mittlerweile auch den Eindruck, dass es darum gehe, Geld zu sparen. „Natürlich tun einigen Menschen gerade in den aktuellen Krisen 63 Euro im Portemonnaie im Monat auch schon richtig weh. Aber wir müssen aufpassen, welche Richtung so eine Diskussion nimmt“, warnt Irentschiuk. Wolle man wirklich am Essen der Kinder sparen?
Aktuell sei an der Schule der Vorschlag im Umlauf, dass man das System ja so umbauen könne, dass die Teilnahme am Mensa-Essen freiwillig sei. „Das wird es mit uns nicht geben“, stellt Skudlarz klar. „Wir können nicht an einem Tag für 200 Kinder kochen, am nächsten für 100, am dritten für 400 und am vierten dann für 50. Da sind wir raus“, stellt er klar. „Wo ist da eine Planungssicherheit beim Einkauf oder dem Personaleinsatz? Wie soll sich das auch wirtschaftlich abbilden lassen? Wenn ich im Schnitt nur noch 100 Essen pro Tag hätte, müsste ich Personal entlassen. Übrigens auch Menschen, die auf ihr Gehalt angewiesen sind“, betont er eine soziale Komponente.
Allgemein werde sehr vieles nicht gesehen, was die Arbeit der Mensa auch ausmache. „Es würde keinen großen Caterer geben, der das so machen kann wie wir jetzt“, ist sich Irentschiuk sicher. Denn das beruhe auf Engagement über den Feierabend hinaus. Sie selbst fahre am Wochenende in Flüchtlingsunterkünfte, um mit Eltern die Förderanträge auszufüllen, damit deren Kinder am Essen teilnehmen können. Hinzu komme jede Menge bürokratische Arbeit. „Allein dafür müsste man eigentlich eine ganze Kraft beschäftigen“, sagt Skudlarz.
Er wünsche sich und hoffe, dass die Zusammenarbeit mit dem abgesprochenen Konzept fortgesetzt werde. „Ich möchte da auch die Stadtverwaltung loben. Wir arbeiten sehr gut zusammen und das hat sich alles sehr gut eingespielt“, sagt der Mensa-Chef. „Vielleicht erinnert sich jemand daran, was für einen Trümmerhaufen wir hier übernommen haben, mit was für einem Risiko, da es damals viele Zahlungsausstände beim Vorgänger-Caterer gab“, sagt Irentschiuk.
Bei der Stadt Bad Oldesloe, die als Schulträger für die Mensa zuständig ist und den Vertrag mit dem Caterer geschlossen hat, zeigt man sich erstaunt über die losgetretene Diskussion. „Es ist der Verwaltung bislang nicht bekannt, dass immer mehr Eltern mit der Verpflichtung zur Teilnahme am Mittagessen nicht einverstanden sind“, sagt Agnes Heesch, Sprecherin der Stadt. Entsprechend gehe man auch nicht davon aus, dass ein Caterer-Wechsel oder ähnliches in naher Zukunft geschehen werde. Vonseiten des Schulträgers werde sowieso kein Austausch der Mensa-Crew angestrebt oder angedacht. Es gebe keine Veranlassung dazu.

Dieser Beitrag wurde unter Presseartikel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.