Stormarner Tageblatt 30.01.2023
Seit Jahren wird über Stellflächen für Camper gesprochen – passiert ist aber noch nichts
Patrick Niemeier
Aus einer Lachnummer wurde eine Erfolgsgeschichte. Als Agnes Heesch, bei der Stadt Bad Oldesloe für den Tourismus zuständig, vor Jahren zum ersten Mal über die Bedeutung des Wohnmobil-Tourismus in Bad Oldesloe sprach, waren die Zweifel in der Lokalpolitik groß. Damals machten sich einige Oldesloer sogar lustig über ein solches Projekt. Welcher Tourist sollte schon mit seinem Wohnmobil in Bad Oldesloe halten wollen?
Oldesloer erkennen ihre Potentiale nicht
Abgesehen davon, dass sich in solchen Fragen eines der Grundprobleme in der Stormarner Kreisstadt zeigt – nämlich, dass die Oldesloer hyperkritisch mit ihrer eigenen Stadt umgehen – zieht sich das Unterschätzen des lokalen Tourismus weiter durch die Jahre. Und so setzen sich um neuen – nachweislich benötigten – Stellplätze, immer wieder vor allem Bedenkenträger durch.
Mögliche Plätze auf dem Poggensee-Parkplatz sind komplett gestrichen und der Ausbau der Plätze am Bürgerpark zieht sich. Eine seit Jahren angedachte Verbesserung der Sanitär-Situation am Exer lässt auch noch auf sich warten. Kurzum: Diese Dinge scheinen bei lokalpolitischen Entscheidungen zumindest keine Priorität zu haben.
Das kritisiert auch Nicole Brandstetter von der Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe. „Leider haben wir bei der Diskussion rund um die Wohnmobilstellplätze wieder erlebt, dass viele Partikularinteressen statt des Gemeinwohls vertreten wurden. Bad Oldesloe kann es sich nicht leisten, wichtige Entscheidungen zur Tourismuswirtschaft zu verschieben“, macht sie deutlich.
„Aber auch das ist – wie viele andere Dinge – eine Frage der Gesamtstrategie: Möchte man in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren das touristische Potential von Bad Oldesloe nutzen? Wenn ja, wie?“, fragt Brandstetter. „Wenn Statistiken belegen, dass Wohnmobilreisende Bad Oldesloe vermehrt anfahren und sich ein fortlaufender Boom abzeichnet, dann lohnt es sich, das Potential der Wohnmobilisten zu nutzen und zügig Plätze mit entsprechender Infrastruktur zu schaffen“, macht sie deutlich.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor beim Image einer Stadt sei nämlich die Mundpropaganda. „Zufriedene Gäste erzählen es weiter“, weiß Brandstetter. Keine gute Visitenkarte geben die immer wieder von Vandalismus betroffenen Toiletten an den vorhandenen Wohnmobilstellplätzen an der Stormarnhalle ab. Diese werden außerdem bald gar nicht mehr genutzt werden können, wenn die Sanierung der Halle beginnt.
Auch Günther Knubbe vom ehrenamtlichen Stadtgestalter-Verein „Wir für Bad Oldesloe“ betont, dass die Stadt Bad Oldesloe eine Chance verpasst, wenn sie die Wohnmobilstellplätze nicht weiter ausbaut. „Wohnmobile sind Trend, viele, gerade auch ältere Menschen, erfahren sich damit ihren Urlaub. Wir sollten deutlich mehr Stellplätze haben auch an anderen Orten in der Stadt“, betont Knubbe.
Der Standort auf dem Exer sei von der Ortswahl perfekt, aber zu klein. „Wir haben dort einen Prospekthalter für unsere Wanderkarten, die dort extrem gut angenommen werden. Die Wanderkarten, von denen schon 25.000 Stück verteilt wurden, werben sehr gut für die Naherholung und die Innenstadt“, sagt Knubbe.
Und wie geht es nun weiter, seitdem die Lokalpolitik sich mit knapper Mehrheit gegen neue Stellplätze am Poggensee aussprach? „Die Verwaltung konzentriert sich jetzt zunächst auf die Planung der bereits beschlossenen Standorte Exer und am Kurparkstadion“, sagt Heesch.
Die Vergabe zu den Vorplanungsarbeiten sei bereits erfolgt. „Zur Vorbereitung der Planungsarbeiten wurde ein Beteiligungsverfahren durchgeführt, bei dem Anforderungen und Bedürfnisse für die jeweiligen Standorte abgefragt und festgelegt worden sind. Die Planungsergebnisse zu den Standorten werden in der zweiten Jahreshälfte den politischen Gremien vorgestellt“, sagt Heesch. Das bedeutet auch, dass es im Sommer 2023 noch keine neuen Plätze geben wird.