Offener Sonntag – ohne Gemeinsamkeit kein Erfolg

Stormarner Tageblatt   04.09.2018

Ziel der vier Veranstaltungen muss eindeutig definiert werden / Kaufleute nicht einig

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Dritter Versuch eines verkaufsoffenen Sonntags in diesem Jahr – mit Pflasterart gab es zwar ein hochwertiges Rahmenprogramm, das zahlreiche Besucher in die Innenstadt lockte, aber der Erfolg für die Geschäftsleute war eher überschaubar. „Wir haben jetzt in diesem Jahr schon drei unterschiedliche Ansätze präsentiert. Jeder Sonntag war anders“, sagt Hans-Jörg Steglich von der Löwen-Apotheke, der die Koordination auf Seiten der Kaufmannschaft übernommen hat. „Der erste Sonntag wurde mit einem Schausteller organisiert, der zweite von den Kaufleuten selbst und der dritte nun gemeinsam mit einer Veranstaltung der Stadt“, zählt Steglich auf: „In welche Richtung es gehen soll, dass müssen nun die Innenstadthändler mitbestimmen.“

Einfach wäre es natürlich, die vier Veranstaltungen an einen Eventprofi abzugeben. Allerdings käme man dann mit den aktuell 4000 Euro, die die Stadt pro Sonntag zahlt, nicht weit. Zum Vergleich: Für Pflasterart hat die Stadt 10 000 Euro bezahlt, zuzüglich noch mindestens 2000 Euro für überregionale Werbung. Ein Modell könnte sein, dass die Unternehmer die Sonntage selbst organisieren. „Das heißt aber für alle, die dabei sind, viel Arbeit neben ihren eigentlichen Geschäften. Das darf man nicht unterschätzen“, weiß Steglich. Alternativ könnte sich jeder finanziell einbringen und dafür ein Profi engagiert werden. Außerdem gäbe es die Variante, dass der verkaufsoffene Sonntag an eine städtische Veranstaltung angeklinkt wird. So geschehen jetzt beim Pflasterart-Festival. Ein Modell, das für die Zukunft auch bei Kulturchefin Inken Kautter als „möglich“ eingestuft wird. „Allerdings wollen wir nicht der Veranstalter eines verkaufsoffenen Sonntags sein und auch nicht unsere Veranstaltung auf die Kaufleute abstimmen. Es ist dann eher so, dass wir eine Veranstaltung machen und die Geschäftsleute können gerne öffnen“, stellt sie klar. Mit allen Nachteilen, die das für Gewerbetreibende unter Umständen mit sich bringt.

Egal welches Modell: Wer als Geschäftsmann Kunden anlocken möchte, muss selbst vor seiner Tür tätig werden. „Die Engagierten denken sich was aus, die anderen machen einfach nur die Türen auf“, so Steglich. Die, die meckern, dass zu wenig los sei oder dass die Auftritte der Straßenkünstler eher gestört als genützt hätten, seien dann häufig genau die, die selbst gar keine Aktionen angeboten hätten.

„Ich sehe die Sonntage als Werbung für das Image und auch für die Innenstadtbelebung“, sagt Steglich. Jetzt sollen konkrete Gespräche mit den Kaufleuten und der Stadtverwaltung folgen. „Die sind ergebnisoffen“, so Steglich. Langfristig wird es auch um grundsätzliche Fragen gehen. So beschwerten sich zahlreiche Besucher in der Stadt, dass es sehr wenige Food-Stände auf dem Festival gab. „Dafür war die lokale Gastronomie sehr gut besucht. Ist es nicht das, was wir wollen? Die lokalen Anbieter stärken?“, kontert Inken Kautter die Kritik.

Agnes Heesch, Öffentlichkeitsarbeit und Wirtschaftsförderung der Stadt, bringt schon länger immer wieder die Gründung einer weiteren Kaufmannsvereinigung ins Gespräch. „Es fehlt eine Organisation, die sich gegenüber Verwaltung und Politik für die Belange der Innenstadtgeschäfte einsetzt und das eben möglichst für alle in der Fußgängerzone und nicht für ausgewählte“, betont Heesch immer wieder. Mit der Wirtschaftsvereinigung gibt es zwar einen Oldesloer Gewerbeverein, doch dessen Interesse ist extrem verhalten. „Für uns ist der verkaufsoffene Sonntag kein Schwerpunktthema, aber wir haben zahlreiche Mitglieder , die ihre Geschäfte in der Innenstadt haben und daher vertreten wir natürlich auch deren Interessen“, sagt Vorstandsmitglied Nicole Brandstetter. Unausgesprochen schwingt da mit, dass der Verein eben auch Mitglieder außerhalb der Innenstadt hat, die unter Umständen andere Vorstellungen haben. Ihre Vorgabe ist eindeutig: „Es braucht eine klare, gemeinsame Zielsetzung, was man bewirken möchte.“ Die gebe es nicht und deshalb seien die Sonntage auch nicht erfolgreich. Brandstetter weiß nach einer Umfrage der Wirtschaftsvereinigung: „Nur ein kleiner Anteil der Geschäfte in der Innenstadt war oder ist bereit, sich personell und finanziell zu beteiligen.“

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