Stormarner Tageblatt 08.09.2018
Schulleiterin Sabine Prinz kann Aufwand nicht mehr stemmen und möchte Planung professionalisieren
Patrick Niemeier Bad Oldesloe Niemand habe vor, das traditionsreiche Oldesloer Vogelschießen abzuschaffen oder zu beschneiden – das betonten alle Fraktionen auf der Sitzung des Sozialausschusses immer wieder. Doch Fakt ist: Das bisherige Organisationskonzept funktioniert nicht mehr. Den Vorsitz des ausrichtenden Vereins hat automatisch die Schulleitung der Stadtschule inne, Stellvertreter ist die jeweilige Leitung der Klaus-Groth-Schule. „Das ist nicht mehr zeitgemäß. Ich habe es schon bereut, nicht noch Veranstaltungsmanagement studiert zu haben“, sagte Sabine Prinz, Direktorin der Stadtschule, die seit mehreren Jahren das Fest ehrenamtlich organisiert. „Wir müssen das alles professionalisieren. Ich schaffe und mache das so nicht mehr“, sagte Prinz. Daher hatte sie im Namen des Vogelschießervereins den Antrag gestellt , eine 450-Euro-Kraft für die Organisation einzustellen.
Doch darauf wollte sich die Oldesloer Politik nicht direkt einlassen. „Ich frage mich, was diese Person ein ganzes Jahr tun soll. Es geht doch nur um ein eintägiges Fest“, argumentierte Cornelia Steinert (Linke). Auch Dagmar Danke-Beyer (Grüne) äußerte sich verwundert. Ihr sei nicht klar, welche Arbeiten überhaupt erledigt werden müssen. „Kann da nicht die Stadt einspringen und etwas mehr machen?“, fragte Anita Klahn (FDP). Auch die CDU sah Bedarf, dass zunächst genau erklärt werden müsse, welche Arbeiten genau von wem verrichtet werden.
Ein Vorschlag lautete, dass die Stadtverwaltung sich zunächst mit dem Verein zusammensetze und plane, wie man vorgehen könne und welche Alternativen es zu einer 450-Euro-Kraft geben könne. Das lehnte Bürgermeister Jörg Lembke strikt ab: „Da könnten ja sonst andere Vereine kommen und das auch einfordern.“ Außerdem seien seine Mitarbeiter bereits am Limit. „Ich finde es etwas erstaunlich, dass das sofort ausgeschlossen wird. Sie wissen ja gar nicht, welchen Umfang das hat“, zeigte sich Jörn Lucas (CDU) verwundert. „Gibt es nicht mehr Ehrenamtler, die da mithelfen könnten“, schlug Steinert vor und Annelie Strehl (FBO) würde sich wünschen, dass „die motivierteren, älteren Schüler in die Organisation mit eingebunden werden“.
An dieser Stelle schritt Inken Kautter, Leiterin des Fachbereichs Kultur und Veranstaltungen ein: „Noch mehr Ehrenamt ist ganz sicher nicht die Lösung. Es ist ja nicht das Problem, dass es zu wenig Ehrenamt beim Vogelschießen gibt, sondern eher zu viel. Es braucht den oder die Köpfe, die auch das koordinieren. Sabine Prinz ist in den Wochen vor dem Vogelschießen immer nur am Rotieren. Jedes Jahr sagt sie mir, sie kann nicht mehr. Man sollte sie bitte ernst nehmen.“ Sabine Prinz deutete an, dass der organisierende Verein sich langfristig auflösen werde.
Anita Klahn schlug vor, statt eines 450-Euro-Jobs eine neue Stelle im Fachbereich von Inken Kautter zu schaffen. „Machen wir es doch lieber gleich vernünftig“, argumentierte die Liberale. Bürgermeister Lembke war entsetzt: „Das geht für mich über das Ziel hinaus und kostet uns das Zehnfache.“
In der Diskussion wurde festgestellt, dass die Strukturen und die gesamte Organisation und Konzeption neu durchdacht werden sollten. „Ich sehe das in zwei Schritten. Wir sind uns doch einig, dass wir 2019 ein Fest wollen. Daher möchte ich, dass die Verwaltung erstens einen Weg findet, übergangsweise das Fest 2019 zu gewährleisten und wir allgemein für die Zeit danach eine neue Lösung finden und dann auch über Konzept und Struktur sprechen“, so Tom Winter von der Familienpartei. Die anderen Fraktionen stimmten dem zu. Außerdem sollen dem Ausschuss ein Anforderungsprofil für die 450-Euro-Kraft und eine Stellenbeschreibung vorgelegt werden.