„Das geht gar nicht – das ist nicht wirtschaftlich“

Stormarner Tageblatt   15.09.2018

Stadtbibliothek nimmt knapp 134000 Euro ein, verursacht aber über 687000 Euro Kosten

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Kann die Wirtschaftlichkeit einer Bildungseinrichtung ein zentrales Diskussionsthema sein? Arbeitet die Oldesloer Bibliothek zu unrentabel? Diese Fragen lagen plötzlich im Oldesloer Finanzausschuss auf dem Tisch. Während der Bericht der Stadtbibliothek im Bildungs-, Sozial- und Kulturausschuss garniert mit Lob und dass man sich höchstens wünsche, dass die Öffnungszeiten am Abend verlängert werden würden, durchgewunken wurde, sah der Finanzausschuss Diskussionsbedarf. Grund ist der Kostendeckungsgrad der beliebten Bildungseinrichtung.

Bei Kosten in Höhe von 687 421 Euro konnte die Bibliothek „nur“ 133 656 Euro Einnahmen generieren. „Das geht gar nicht. Das ist nicht wirtschaftlich“, sagte Karin Harms (FBO) kopfschüttelnd. Man werde aus Sicht der FBO etwas daran ändern müssen, dass der Kostendeckungsgrad damit sogar unter 20 Prozent liege. Das sieht auch Bürgermeister Jörg Lembke so. „Wir werden das angehen müssen. Auf der Einnahmenseite muss sich etwas tun, aber auch auf der Kostenseite“, erklärte er.

Harms stellte sich vor, dass man eventuell auf weniger qualifiziertes und damit weniger teures Personal zurückgreifen könne und so die Kosten drücken. „Müssen das wirklich studierte, hochdotierte Kräfte sein, die dort angestellt sind?“, fragte Harms. „Genau da können wir nichts machen. Wir müssen diese hochqualifizierten Personen beschäftigen, sonst verlieren wir Fördermittel. Die sortieren ja auch nicht einfach nur Bücher ein“, erklärte Lembke. „Es fehlt sogar eher an Personal, das wir dort zusätzlich bräuchten“, so der Bürgermeister weiter. „Das geht ja nicht. Unwirtschaftliche Betriebe können kein neues Personal einstellen“, so Harms im Namen der FBO. Außerdem frage sie sich, warum die Bibliothek denn ständig einen Flohmarkt veranstalte und die Bücher nicht lieber behalte, wenn diese angeblich in einem „gut erhaltenen Zustand“ seien und man so unwirtschaftlich arbeite. Da platzte einigen anderen Ausschussmitgliedern der Kragen. „Die Wirtschaftlichkeit – wie die FBO sie darstellt – ist hier fehl am Platz. Wir reden nicht über die freie Wirtschaft, sondern über eine Bildungseinrichtung. Bildung rechnet sich später und auf andere Art und Weise. Von unserer Seite aus, wird die Bibliothek sicherlich nicht angefasst“, so Tom Winter von der Familienpartei.

„Zunächst hat die Bibliothek einen wichtigen Bildungsauftrag. Sie ist nicht dazu da, Geld in die Stadtkasse zu bringen. Die Gebühren können nicht erhöht werden, denn wir wollen allen Oldesloern – auch die, die nicht über große Finanzen verfügen – dieses Angebot bieten können. Bildung kostet halt, das muss uns klar sein“, so Wilfried Janson (Die Grünen). „Was wollen wir denn tun? Erhöhen wir die Gebühren um 50 Prozent – was sehr viel wäre – haben wir gerademal am Ende ungefähr 11 000 Euro mehr, belasten aber die Nutzer erheblich. Wir sehen da kein Potenzial, höhere Einnahmen zu generieren und das ist auch nicht die Aufgabe der Bibliothek“, so Björn Wahnfried (SPD). Auch die Linke betonte, dass die Bildung gefördert werden muss und nicht Ziel von Einsparungen und Nutzungskostenerhöhungen sein kann. „Ich finde es legitim, dass wir über Möglichkeiten reden, wie man überall die Kostendeckung verbessern kann. Denn ansonsten müssen wir hier ja über gar nichts diskutieren. Aber von unserer Seite ist auch ganz klar, dass die Bibliothek super Arbeit leistet, sehr wichtig ist, sehr modern und dass das so bleiben soll“, sagt Ausschusschef Thorsten Lohse (CDU).

Ihm sei klar, dass man als größeres Mittelzentrum und Kreisstadt durchaus solche Angebote schaffen und bieten müsse, aber dann müsse der Kreis diese auch mitfinanzieren, meinte Lembke: Er habe sich vorgestellt, dass Bad Oldesloe mehr als die anderen Städte und Gemeinden von der Senkung der Kreisumlage profitieren müsste. Doch das sei abgelehnt worden. „Ich werde aber dran bleiben, dass die umliegenden Städte und Gemeinden oder der Kreis für Einrichtungen wie die Stadtbibliothek oder die Schwimmhalle mitzahlen müssen, wenn Nicht-Oldesloer sie auch nutzen wollen.“ Dem stimmten alle Fraktionen – zum Teil sogar mit Tischklopfen und Applaus – zu .

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