Verwaltung am Limit

Stormarner Tageblatt   08.12.2018

Bad Oldesloe: 22 Stellen unbesetzt / Teilweise keine einzige Bewerbung auf Ausschreibungen

Bürgermeister Jörg Lembke präsentiert dem Finanzausschuss seine Aufgabenkritik.Nie
Bürgermeister Jörg Lembke präsentiert dem Finanzausschuss seine Aufgabenkritik.Nie

Patrick Niemeier Bad Oldesloe 277 Menschen könnten aktuell in der Oldesloer Stadtverwaltung laut Stellenplan arbeiten. Tatsächlich sind es allerdings nur 255. Das gab Bürgermeister Jörg Lembke im Finanzausschuss bekannt. Nach seiner Kalkulation gibt es sogar insgesamt 38 unbesetzte Stellen, weil er auch Ausbildungsplätze oder dringend neu zu schaffende Stellen einberechnet. Von den 255 Mitarbeitern arbeiten nur 117 in der Kernverwaltung. Der Rest verteilt sich auf Schulen, Einrichtungen und zum Beispiel den Bauhof. Hinzu kommen noch 16 FSJ-ler, die auch für die Stadt an den Schulen tätig sind.

„Gerade in der Kernverwaltung ist es schwer, Personal zu bekommen“, sagte Lembke. „Manchmal gibt es gar keine Bewerbungen“, so der Verwaltungschef. „Wenn ich dann noch sehe, wie viele Mitarbeiter uns im Verlauf der nächsten Jahre aus Altersgründen verlassen werden, ist es schon dramatisch“, führte er weiter aus. „Auf einigen Posten gibt es kein Backup und auch niemanden, der das interne Fachwissen hat.“ In Bereichen wie Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungsmanagement oder im sozialen Sektor sei es zumeist noch so, dass sich Interessenten melden, bei den klassischen Verwaltungsaufgaben sinke hingegen das Interesse der Arbeitnehmer spürbar.

Die Überstundenzahl hat sich wegen der Unterbesetzung in der Vergangenheit auf 10 000 erhöht, Aufgaben bleiben liegen. „Mitarbeiter der Kernverwaltung sind am Limit. Da mache ich mir schon Gedanken. Wie lange kann das gesundheitlich gut gehen? Wie kann ich motivieren?“, fragte sich Lembke.

„Andere Verwaltungen suchen auch Mitarbeiter, sind Mitbewerber. Wenn man sieht, dass die Kreisverwaltung viele neue Stellen schafft, weiß man, dass die besetzt werden müssen“, so der Bürgermeister: „Zudem haben wir das Problem, dass wir unsere Auszubildenden nicht halten können. Und dann fragen sich manche Mitarbeiter schon, warum sie so viel Energie in deren Ausbildung stecken. Wir bilden hier gut aus und andere haben am Ende den Nutzen.“

Trotz der Besetzungsprobleme sind die Personalkosten mit gut 15 Millionen Euro der größte Posten im Haushalt. „Wenn Sie die Einnahmen erhöhen wollen, können Sie als Politiker sinnvoll nur an den Stellrädern im Bereich der Abgaben, Beiträgen und Steuern drehen“, machte Lembke deutlich. Teil der Aufgabenkritik des Bürgermeisters ist es, der Lokalpolitik zu zeigen, welche Aufgaben der Stadt verpflichtend und welche freiwillig sind.

„Es geht mir nicht darum, jemandem den Job wegzunehmen. Es geht immer nur um Stellen, nicht um Menschen“, stellte er klar. Wenn man das Personal nicht erhöhen könne – mangels Finanzen und Bewerbungen – müsse man Aufgaben abgeben und nicht neue schaffen. „Daher war und bin ich auch gegen den Ehrenamts-Koordinator, weil das wieder eine halbe, freiwillige Stelle mehr bedeutet“, so Lembke. Es gebe Ansatzpunkte für mögliche Verschiebungen von Stellenanteilen. Braucht der Personalrat wirklich ein Sekretariat? Muss man städtische Pressemitteilungen versenden? Braucht man eine eigene Rechtsabteilung? Muss die Gleichstellungsbeauftragte Veranstaltungen organisieren und eine volle Stelle haben? Alles nicht zwingend.

„Ich würde die Stellenanteile für das Heimatmuseum komplett streichen. Die gehören nicht in die Verwaltung und sind ehrenamtlich besser zu lösen“, gab Lembke ein Beispiel: „Auch im Kulturbereich ist viel Qualität, aber eben auch eine Menge freiwilliger Leistung der Stadt für den Bürger.“

Hendrik Holtz (Die Linke) schlug vor, Gehälter zu erhöhen, um Jobs attraktiver zu machen. Jannik Strey (SPD) forderte, dass vor allem die Prozesse und Arbeitsabläufe analysiert und optimiert werden. Karin Harms (FBO) schlug vor, dass zum Beispiel Mitarbeiter aus dem Bürgerbüro auch als „Springer“ eingesetzt werden könnten.

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