Stormarner Tageblatt 03.01.2019
Chancen für neue Ideen oder das Aussterben von Fachgeschäften und Traditionsunternehmen?
Patrick Niemeier Bad Oldesloe 35 Jahre lang führte Eva-Marie Bruszies ihren „B&K“ Laden mit Baby- und Kindermode in der Oldesloer Innenstadt. Zwischenzeitlich war sie sogar Vorsitzender der Gemeinschaft Oldesloer Kaufleute (GOK) und engagiert in der „Interessensgemeinschaft Handel“ (IGH) – zwei Vereinigungen, die mittlerweile aufgelöst sind. Jetzt schließt Bruzies noch in diesem Frühjahr ihre Geschäftstüren in der Hindenburgstraße zum letzten Mal ab. Die Krise vieler Geschäfte in der Oldesloer Innenstadt ist auch an ihr nicht spurlos vorübergegangen. Seit Jahren warnten sie und Kollegen aus anderen Geschäften vor der Entwicklung.
Spätestens mit dem Abgang des Vollsortimenter-Kaufhaus „M&H“ im Jahr 2012 ist ein echter Frequenzbringer aus der Stadt verschwunden, der auch durch neu angesiedelte Modehäuser und Drogeriemärkte nicht ersetzt werden konnte.
Hinzu kommt die Konkurrenz aus dem Internet. Immer wieder berichten Einzelhändler und Fachgeschäfte, dass besonders dreiste Kunden sogar die Beratung in Anspruch nehmen, Artikel abfotografieren und dann offenbar anschließend im Internet bestellen. Die Folge ist das schleichende Aussterben vor allem der kleinen Innenstädte.
Ende des gerade abgelaufenen Jahres zeigte sich auch die Oldesloer Wirtschaftsvereinigung besorgt. Lars Cornehl trug an die Lokalpolitiker den Wunsch heran, doch bitte in die Auswahl von Mietern in der Fußgängerzone einzugreifen, damit das Angebot möglichst umfangreich, innovativ und spannend sei. Es entstehe der Eindruck, dass eine Überangebote an Frisören, Backshops und Gemüseläden gebe.
„Wer wo etwas mietet oder an wen vermietet, das machen Hausbesitzer und die Interessenten miteinander aus. Den Rest reguliert der Markt“, hatte Bürgermeister Jörg Lembke klargestellt.
Inke Koch vom Ladenflächenmanagement der Stadt bemühe sich durchaus, in Gesprächen mit Vermietern nach attraktiven Lösungen zu suchen. Kontakte würden vermittelt und Netzwerke genutzt. Doch wen ein Vermieter auswählt, das bleibe am Ende ihm überlassen.
Neben B&K verlässt auch die Parfürmerie Douglas die Stadt, das Deko-Geschäft „Traumfänger“ in der Hindenburgstraße hat bereits geschlossen, ebenso wie „Wollywood“ am Marktplatz. Dort sind auch im Gesundheitshaus Räume frei geworden. Weitere Leerstände gibt es in der Besttor- , der – Mühlen-, der Hagen- , der Brunnen-, der Bahnhofs- und der Hindenburgstraße.
Doch es gibt nicht nur Schließungen. Die Kultkneipe „Zur Mühle“ wird nächste Woche als „Bar Laurent“ wieder die Türen öffnen. Und in der Hindenburgstraße eröffneten mit „Kinderreigen“, „Waffeltime“ und dem „Dampferladen“ 2018 gleich eine ganze Reihe neuer Geschäfte. Neben dem Zeitschriften- und Papierwarenladen „Pareibo“ wird aktuell in der Hindenburgstraße ein Geschäft renoviert, das dann auch vermietet werden soll.