Betrachtungen zum Wochenausklang: Guter Auftritt, schlechter Auftritt

Stormarner Tageblatt   02.02.2019

Stormarner Wochenschau

Guter Auftritt, schlechter Auftritt

Megi Balzer
Megi Balzer

Patrick Niemeier und Stephan Poost Papierflut Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Die Bäume nicht, aber die Papierberge, zumindest jene an den Bargteheider Schulen. Und nichts weist darauf hin, dass es an anderen Schulen anders ist. Die Idee, nun kopierfreie Tage auszurufen, taugt allenfalls dazu, das Problem zu benennen. Was nun kommen muss, ist eine Diskussion über den Sinn und Unsinn von 4 500 000 kopierten Blättern, mehr als 1000 pro Jahr, für jeden Schüler. Stichwort Digitalisierung. Doch Fakt ist bisher: Je mehr Computer, Handys, Tablets und Co. genutzt wurden, desto mehr Papier wurde parallel verbraucht. Schon in den 80er Jahren kursierte bei einem großen Automobilhersteller der Witz, das Archäologen, wenn sie denn das Werk in 1000 Jahren ausgraben, auf die Idee kommen könnten, eine Papierfabrik entdeckt zu haben. „Ja“, wird dann ein Archäologe sagen, „die hatten aber eine erstklassige Autowerkstatt!“

Reaktionszeit Die Oldesloer Stadtverwaltung hat Fehler eingeräumt und will es in Sachen Feuerwehr besser machen. So weit so gut! Doch wenn eine Verwaltung, wie im Falle der Kritik der Feuerwehr in Bad Oldesloe, nicht innerhalb eines Nachmittags sprechfähig ist und eine kurze Stellungnahme abgeben kann, dann stimmt etwas nicht. Die Öffentlichkeit will Antworten von den Verantwortlichen. Allerdings nicht Tage später, sondern dann, wenn ein Missstand publik wird. Es müssen ja keine Aufsätze sein.

Spannung Man darf gespannt sein, wie viele Schüler am 15. März zur angekündigten „Friday for future“-Demo nach Oldesloe kommen, schließlich zieht sich ein Riss durch die Schullandschaft und man streitet über die Frage, ob Schüler den Unterricht schwänzen dürfen, um zu demonstrieren. Kultusministerin Karin Prien kündigte bereits Sanktionen an. Die Frage bleibt auch, ob Regelverletzungen zum Konzept eines Protests gehören. Kritiker werfen den Schülern nun vor, der Unterrichtsausfall sei zusätzliche oder sogar die Hauptmotivation. Wenn man jetzt etwas boshaft wäre, könnte man den Schülern zurufen: „Hey, ist doch ganz einfach, geht dieser Machtprobe aus dem Weg, demonstriert nach der Schule!“ Wie gesagt, wenn man boshaft wäre…

Fähnchen „Ich mache das mit den Fähnchen!“, dachte sich ein Rümpeler Bürger und markierte die Hundekothaufen vor seiner Haustür mit bunten Schildern. Was mögen wohl die Hundebesitzer darüber denken, die ihren Hund an eben jener Stelle sein Geschäft verrichten lassen? Wir werden es nicht erfahren, denn sie werden sich wohl nicht zu Wort melden. Aber der Rümpeler Bürger scheint alles richtig gemacht zu haben, wenn keine weiteren Fähnchen mehr dazu kommen.

Spendabel „Tue Gutes und sprich darüber“ oder „Hilf lieber im Verborgenen“? Bei Diskussionen über Spenden und Unterstützungen für Ehrenamtler fällt auf, dass manche Förderer nicht aus ihrer PR–Sprache herauskommen, dass Betroffenheit zu routiniert professionell wirkt und zu oft nur an Symptomen und nicht an den ursächlichen Problemen gearbeitet wird. Das mindert natürlich nicht den Einsatz, provoziert aber Diskussionen. Würden manche Spenden noch passieren, wenn es kein Pressefoto dazu gibt oder wenn der Empfänger und kleine Vereine in einem wenig populären Bereich tätig sind?

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