Wenn die Kosten wieder durch die Decke gehen

Stormarner Tageblatt   18.02.2019

Der geplante Anbau an der Klaus-Groth-Schule verteuert sich auf über eine Millionen Euro

Benötigt dringend neue Klassenräume: Die Klaus-Groth-Schule in Bad Oldesloe.nie
Benötigt dringend neue Klassenräume: Die Klaus-Groth-Schule in Bad Oldesloe.nie

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Dieser Schnellschuss wird jetzt teurer. Die Klaus-Groth-Schule in Bad Oldesloe braucht neue Räume. Dieser Umstand war nach einigen Diskussionen im jüngsten Bildungs- Sozial- und Kulturausschuss sowie im Bau- und Planungs- sowie Finanzausschuss unbestritten. Daher war ein Planungsbüro beauftragt worden und für den Haushalt 2019 wurde die Summe der durch das Architektenbüro Rickmers veranschlagten 840 000 Euro Kosten eingestellt.

Daher staunten die Lokalpolitiker der Kreisstadt nicht schlecht, als ihnen Bauamtsleiter Thilo Scheuber neue Zahlen auf den Tisch legte und – wie er selbst sagte – „mehrfach zu Kreuze kriechen“ musste. Denn die notwendigen Maßnahmen werden knapp 28 Prozent teurer werden. Die Summe erhöht sich um 235 000 Euro damit auf über eine Million Euro. Der Bau- und Planungsausschuss hatte sich entsetzt gezeigt und der Verwaltung mit auf den Weg gegeben, dass unbedingt Sparmaßnahmen im Rahmen des Baus notwendig seien.

Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen? Was erhöhte die Kosten? Vergessen wurde zunächst zum Beispiel, dass Bäume gefällt und Ersatzpflanzungen vorgenommen werden müssten. Auch ein gewünschter neuer Carport für das Winterräumgerät des Hausmeisters fehlte in der Auflistung. Bei diesem Posten handelt es sich allerdings um noch relativ überschaubare Beträge. Am stärksten schlug der Bereich „Technische Ausstattung“ zu Buche. Dort beläuft sich die Kostensteigerung auf über 129 000 Euro.

Wie es passieren konnte, dass zum Beispiel fünf Waschbecken in der Planung fehlten, die eigentlich im Anforderungskatalog der Schulverwaltung standen, oder warum Standards im Bereich der Heizungsanlage zu niedrig angesetzt wurden, bleibt hingegen unklar. „Spaß macht mir das nun wirklich nicht, dass ich ihnen das mitteilen muss“, verteidigte sich Bauamtsleiter Scheuber. Allerdings wolle er in Sachen Einsparungen – wie vom Bauausschuss gewünscht – keine Zusagen machen. „Wir kritisieren den Vorgang, müssen aber auch sehen, dass wir keine Zeit haben. Die Schule braucht die Räume“, so Wilfried Janson (Die Grünen). Manfred Lieder (FBO) sah es ähnlich, gab der Verwaltung aber das absolute Unverständnis seiner Fraktion mit auf den Weg. „Wie kann es sein, dass ein Architekturbüro mit klaren Maßgaben beauftragt wird und dann Sachen fehlen, die in den Anforderungen der Schulverwaltung stehen“, fragte er sich. „Es ist eine bittere Pille, die wir wieder schlucken müssen. Es sollte aber in Zukunft nicht mehr vorkommen“, so Andreas Lehmann (CDU).

Kämmerin Mandy Treetzen, Bauamtsleiter Scheuber und Bürgermeister Jörg Lembke konnten allerdings ein wenig Licht ins Dunkel bringen, weshalb es so gekommen war. Der Punkt: Hektik bei gleichzeitigem Personalmangel. Die Politik hatte das Projekt möglichst schnell auf den Weg gegeben, um noch Gelder aus Förderprogrammen erhalten zu können.

„Die damals zugrunde liegende Kostenberechnung war wegen der kurz bemessenen Meldefrist ohne Hinzuziehung eines Fachingenieurs für technische Gebäudeausstattung erstellt worden“, erklärt Scheuber.

„Wenn man das so erklärt, dann ist das nachvollziehbarer. Ich würde mir solche Informationen noch deutlicher und öffentlicher wünschen“, sagte Björn Wahnfried (SPD). Denn so käme es jetzt erstmal nur wie eine erneute Fehlplanung rüber und am Ende werde die Bevölkerung nur wahrnehmen, dass irgendwer wohl nicht planen und rechnen könne.

„Wir sollten vielleicht manchmal darauf verzichten, etwas mit heißer Nadel zu stricken, nur um schnell noch an einem Förderprogramm teilzunehmen“, regte auch Christdemokrat Lehmann an. „Hätte man uns gleich gesagt, dass es über eine Million Euro kosten wird, hätten wir dem sicherlich wegen der Notwendigkeit auch zugestimmt und es hätte weniger Diskussion gegeben. Lieber mehr Zeit nehmen und besser vorbereiten“, sagte auch Wahnfried. „Wir sollten Planern nicht in den Rücken fallen, sondern auch mal vertrauen. Sonst macht das irgendwann keiner mehr“, sorgte sich Jürgen Schneider (SPD).

Im Endeffekt wurde der Erhöhung der Kosten vom Finanzausschuss zugestimmt. „Ohne, dass das besondere Lebensfreude macht“, so Heiko Vosgerau (FDP).

Ein weiteres Problem ist die entstandene Verzögerung. Der Neubau wird nicht zum Start des Schuljahres 2019/20 fertig sein. Eine benötigte Interimslösung ist noch nicht in die Kosten mit eingerechnet. Container können eine solche Lösung nicht sein. Für diese fehle auf dem engen Gelände der Platz, merkte Thilo Scheuber weiter an.

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