„Shared space“: Politik und Gewerbe an einem Tisch

Stormarner Tageblatt   04.03.2019

60 Bad Oldesloer Politik- und Wirtschaftstreibende diskutieren über Zukunft der Hagenstraße

Flickenteppich: Die Hagenstraße  am Marktplatz. Nie
Flickenteppich: Die Hagenstraße am Marktplatz. Nie

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Der Aufschrei unter Gewerbetreibenden in der Oldesloer Innenstadt war vor einigen Wochen groß. Der Grund dafür: Die Lokalpolitiker hatten mehrheitlich dafür gestimmt, den Bereich vor dem Historischen Rathaus in der Hagenstraße nach anstehenden Sanierungsarbeiten in eine Fußgängerzone zu verwandeln. Nur Busse, Radfahrer und Taxen hätten noch durchfahren dürfen. Was ein wenig unterging in all der Aufregung war, dass die Entscheidung nur so gefallen war, weil Bürgermeister Jörg Lembke erklärt hatte, dass eine Wiedereinrichtung der bestehenden Spielstraße aus rechtlichen Gründen nicht möglich sei. Auch – so hieß es zunächst – seien Ampel- und Zebrasreifenlösungen nicht möglich. Eine simple Tempo-30-Zone kam vielen Lokalpolitikern zu gefährlich vor.

Tatsächlich haben sich Fußgänger daran gewöhnt, dass sie aus Richtung Exer kommend zum Marktplatz quasi Vorfahrt haben. Weil die Gerüchte immer wilder wurden und Ängste bei den Kaufleuten schürten, hatte sich Andreas Lehmann (CDU) dazu entschieden, Gewerbetreibende, die Marktbeschicker und Vertreter aller Oldesloer Fraktionen an einen Tisch zu bekommen.

Am Freitagabend gelang das und es kam nicht zu dem von manchen befürchteten großen Knall. Im Gegenteil.

Alle Seiten zeigten sich laut Lehmann bemüht, sachlich ihre Positionen zu verdeutlichen und an gemeinsamen Vorschlägen zu basteln. Darüber, dass die Hagenstraße saniert werden muss, sei man sich insgesamt einig, so Lehmann. Das bestätigt auch die Wirtschaftsvereinigung. Allerdings solle man die Notwendigkeit als Chance sehen, das Gesamtkonzept des Verkehrs in der Innenstadt zu überdenken. „Wir müssen uns mit der Frage beschäftigen, wie sich die Bad Oldesloer Innenstadt in den nächsten Jahrzehnten verändern soll und kann“, so Wirtschaftsvereinigungssprecherin Nicole Brandstetter. Wichtig sei es daher – sollten es der Untergrund und die Leitungen zulassen – einen Planungsstopp zu erlassen und an eben jenem Gesamtkonzept zu arbeiten. Die Wirtschaftsvereinigung sehe es ansonsten generell – „wenn auch spät“ – als ein gutes Zeichen, dass man sich mit allen Beteiligten an einen Tisch setzte.

Der Favorit der Diskussionspartner war im Endeffekt ein „shared space“ für alle Verkehrsbeteiligten in dem entsprechenden Bereich. Hartmut Jokisch von den Grünen konnte ein Konzept vorstellen, dass gerade in Husum von der Politik verabschiedet wurde. Das Thema Fußgängerzone in der Hagenstraße war damit im Prinzip schnell vom Tisch.

Sorgen bereiten Kaufleuten aber auch die angedachten Bauphasen. Diese sollen sich laut Verwaltung über drei Jahre erstrecken. Manche Geschäftsleute, Apotheken und auch Arztpraxen sehen darin eine Existenzgefährdung. Sie fordern eine kürzere Bauzeit und mehr Rücksicht auf ihre Bedürfnisse. Doch würde das wirklich helfen? „Die drei Jahre sind gerade daher so vorgeschlagen worden, weil sie die geringste Beeinträchtigung der Anlieger bedeuten. Eine kürzere Bauzeit würde eine lange Vollsperrung bedeuten. Dann fällt die Durchfahrt und der Peters-Parkplatz mindestens ein Jahr weg“, hatte der Bürgermeister in der Vorwoche erklärt. Die zeitintensive Sanierung der Leitungen sei unumgänglich. Ein temporärer Umzug des Wochenmarkts könnte in bestimmten Bauphasen ebenfalls hinzukommen, wenn die Anfahrt über die Hagenstraße nicht möglich sei. „Ohne Einschränkungen geht so ein Vorhaben leider nicht“, sagte Lembke.

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