Die Panikmache der „Helikopter-Eltern“

Stormarner Tageblatt   28.03.2019

Kontrollaktion fortgesetzt: Erklärung für „Elterntaxen“ gehören mitunter ins Land der Märchen

Polizeipräsenz an der Klaus-Groth-Schule.nie

Polizeipräsenz an der Klaus-Groth-Schule.nie

Patrick Niemeier Bad Oldesloe HelikopterEltern“ sind vor zahlreichen Schulen im Kreis ein Problem. Sie wollen ihre Kinder offenbar mit dem Pkw am liebsten bis in den Klassenraum bringen und sorgen dabei für problematische Situationen im täglichen Verkehr.

Nachdem am Dienstag eine Kontrolle durch Ordnungsamt und Polizei vor der Oldesloer Stadtschule ins Leere lief, weil die ansonsten häufig im Parkverbot und auf den Fußwegen parkenden Eltern im Vorwege von der Aktion Wind bekommen hatten – wir berichteten –, standen die Kontrollbehörden mit einem größeren Aufgebot Mittwochmorgen vor der Klaus-Groth-Schule der Kreisstadt.

Auch hier ging es vor allem zunächst um Prävention. Eltern wurden angesprochen, weshalb sie auf eigentlich gesperrten Flächen anhalten und befragt, warum sie überhaupt ihre Kinder bis direkt vor den Eingangsbereich am Schulgebäude fahren.

Manche zeigten sich einsichtig, einige reagierten laut eingesetzter Polizeibeamten „patzig und ohne Verständnis“. Interessant erschien dabei aber vor allem auch, warum Eltern meinen, ihre Kinder überhaupt mit dem Auto fahren zu müssen. Das Weltbild mancher Eltern stellte sich dabei als erschreckend und voller Angst heraus. „Mir haben Eltern tatsächlich gesagt, dass es viel zu gefährlich für ihre Kinder sei, zu Fuß oder mit dem Rad in die Schule zu kommen. Daher müssten sie sie fahren. Alles andere wäre unverantwortlich“, zeigte sich Bürgermeister Jörg Lembke – der ebenfalls mit vor Ort war – erstaunt über die Aussagen.

„Wir bekomme auch ständig die unmöglichsten Dinge zu hören. Ich bin seit über 20 Jahren im Dienst. Die Legende von irgendwelchen Mitschnackern hält sich zäh in manchen Köpfen. In meinen über 20 Jahren im Dienst ist hier in Bad Oldesloe kein Kind entführt oder auf dem Schulweg getötet worden. Bei manchen Eltern klingt das so, als sei das schon vorgekommen und drohe ständig“, berichtete ein eingesetzter Polizeibeamter. Die Märchen von gefährlichen Menschen, die Kinder auflauern, seien schwer einzufangen und haben mit Fakten gar nichts zu tun. Sie seien reine Panikmache. „In Zeiten der digitalen Medien und Netzwerke, wird so etwas schnell geteilt in irgendwelchen Chats. Der Wahrheitsgehalt ist schwer zu erfassen und Menschen sind vollkommen unnötig verängstigt“, so der Bürgermeister.

Die Kontrollaktionen vor den Schulen sollen fortgesetzt werden. „Dann wird es irgendwann auch nicht bei Ermahnungen und Hinweisen bleiben, sondern Sanktionen geben“, so Lembke.

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