Eltern triumphieren: Mensabetreiber muss gehen

Stormarner Tageblatt   05.04.2019

Sondersitzung: Oldesloer Bildungs- Sozial- und Kulturausschuss beschließt Aus für Caterer Dussmann

Diskussionsrunde: Martin Nirsberger (CDU, Mitte) empfing den Bildungs-,Sozial- und Kulturausschuss zur Sondersitzung. Nie
Diskussionsrunde: Martin Nirsberger (CDU, Mitte) empfing den Bildungs-,Sozial- und Kulturausschuss zur Sondersitzung. Nie

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Als die Vertreter des Berliner Caterers „Dussmann“ noch vor der ausstehenden Abstimmung über ihren Verbleib in der Kreisstadt das Kultur- und Bildungszentrum verließen, war schon abzusehen, wohin die Reise gehen würde.

Nachdem die Zusammenarbeit im vergangenen Jahr bereits in der Mensa an der Olivet-Allee nach harten Vorwürfen gegen den Caterer endete, wird nun auch der Vertrag für die Grundschulversorgung durch die Stadt gekündigt. Ein entsprechender Antrag von SPD, Grünen, der Linken und der FWF Fraktion wurde mehrheitlich angenommen.

Im gesamten Prozess war aus Sicht der Eltern nicht nur das Vertrauen in den Caterer aus der Bundeshauptstadt gegen Null gesunken, sondern auch das Vertrauen in die Verwaltung durch ignorantes Verhalten und mangelnde Unterstützung beschädigt worden. Bürgeramtsleiter Thomas Sobczak ging auf der Sondersitzung des BSKA auf einen Fragenkatalog der FFW Fraktion ein. Ja, Dussmann habe vertraglich zugesagte Leistungen nicht erbracht. Diese Probleme seien vor allem beim Anteil der Nahrungsmittel aus biologischem Anbau und der Fischprodukte aufgetreten. Dussmann habe dieses und weitere Probleme – wie die fehlende Lizenz für ein Biosiegel – gegenüber der Verwaltung mit „ fehlendem Wissen“ begründet und nachgebessert.

Ende Januar sei Dussmann wegen Vertragsbrüchen sowie wegen Verstößen gegen den Datenschutz von der Stadt abgemahnt worden. In einem Gespräch seien Probleme aber geklärt worden.

Das Gerücht, dass man die Eltern gedrängt habe, sich nicht weiter beim Mensabetreiber zu beschweren, weil man Angst habe, dieser kündige, stimme nicht. Man habe lediglich gesagt, man solle sich direkt an den Schulträger und nicht an den Caterer wenden.

„Hier wird alles wieder nur beschönigt und kleingeredet. Warum gab es denn für mehrere Verstöße nur eine Abmahnung? Datenschutz und Anteil der Bionahrungsmittel sind nicht ein Thema“, beschwerte sich Marion Cornehl, Elternvertreterin der Stadtschule. „Es gab massive Verstöße gegen den Datenschutz. Sind die betroffenen Eltern darüber informiert worden?“, wollte Lars Cornehl vom Schulverein wissen. „Nein“, sagte Sobczak kurz und knapp und erntete empörtes Kopfschütteln.

Während die CDU den gesamten Prozess eigentlich trotzdem noch in den Händen der Verwaltung sah, fürchtet die FDP, dass man keinen Nachfolger finde. Eine Befürchtung, die die Eltern für unbegründet halten. Sie hätten schon mindestens zwei Interessenten in der Hinterhand. „Es sind dieselben Vorwürfe, die wir schon bei der Mensa in der Olivet-Allee gegen Dussmann hörten. Und die Antworten sind auch dieselben: Dass angeblich etwas nicht bekannt sei oder nicht möglich“, unterstützte Dagmar Danke Beyer (Die Grünen) die Beschwerdeträger.

„Es ist eine Farce. Ehrenamtlich aktiven Eltern wird sogar unterstellt, sie würden Geheimnisverrat betreiben, wenn sie öffentlich über das Thema sprechen. Das ist so nur noch bitter“, so Tom Winter (FWF). „Wir reden über keine Lappalien. Hier geht es nicht darum, unter Freunden ein Auge zuzudrücken, so wie das von Seiten der Verwaltung klingt“, legte Winter nach. „Wir bekommen immer wieder Nebelkerzen präsentiert. Das Vertrauensverhältnis ist zerrüttet, daher bleibt nur die Kündigung“, so Torben Klöhn (SPD).

Die Verwaltung wird nun einen neuen Grundschulmensenbetreiber suchen müssen.

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