Stormarner Tageblatt 05.04.2019
Anwohner im Oldesloer Ortsteil sehen Dorfcharakter gefährdet / Sorge um Lärmbelastung und Verkehr
Patrick Niemeier Bad Oldesloe – Die Kreisstadt wird bei Mitbürger immer beliebter. Das gilt nicht nur für den Tourismus sondern auch in Sachen Bauland und Wohnraum. Häufig ist dieses Thema daher im Wirtschafts- und Planungsausschuss auf der Tagesordnung.
Bereits 2016 wurde in dem Oldesloer Ausschuss beschlossen, dass in Rethwischfeld ein neues Wohngebiet entstehen soll. Mittlerweile ist Schwung in die Sache gekommen und Planer haben sich mit der konkreten Umsetzung befasst. 40 bis 60 Wohneinheiten sind im Bereich zwischen Ziegeleiweg, Alte Ratzeburger Landstraße und Am Hausteich angedacht. „Bad Oldesloe benötigt Wohnraum und dieses Gebiet ist schon lange im Bebauungsplan als mögliches Baugebiet ausgewiesen“, so Bürgermeister Jörg Lembke. Im jüngsten Planungssausschuss hatte das beauftrage Büro durchaus auch auf Schwierigkeiten bei der Erschließung hingewiesen. Allerdings seien diese „alle lösbar“, hieß es.
Das sehen zahlreiche Anwohner aus dem Ortsteil anders. Daher luden sie zum Ortstermin. „Wir wollen unseren dörflichen Charakter erhalten und ebenso die Tierwelt, die sich hier heimisch fühlt“, führte Sönke Gerundt ein. „Erst war 2016 noch die Rede von 22 Ein- und Familienhäusern, jetzt sollen es plötzlich 60 und womöglich südlich der Feuerwehr sogar nochmal 20 mehr werden. Das sind dann also 50% mehr Häuser als bisher im ganzen Dorfbereich „Rethwischhof“, erklärte Gerundt.
Eines der Hauptargumente gegen das Wohngebiet sei aber, dass die verkehrstechnische Anbindung weder in der Bauphase noch für spätere Neu-Rethwischfelder gegeben sei. „Der Verkehr würde sich verachtfachen von ungefähr 60 auf 480 Fahrzeuge am Tag in der Straße „Am Hausteich“. Ebenso werde die Lärmbelastung deutlich ansteigen. „Die angesprochen Straße ist genau für diese Erschließung entstanden. Das müsste allen klar sein“, so Bürgermeister Lembke. Rethwischfeld habe jetzt schon genug Probleme. Die Stadtverwaltung habe sich seit der Eingemeindung 1971 kaum um den Ortsteil gekümmert: die Straßen seien im schlechten Zustand, die neuen LED Lampen zu dunkel, der Schulweg zur Bushaltestelle unsicher, im städtebaulich Entwicklungskonzept aus dem Jahr 2015 sei man ignoriert worden, ebenso im Verkehrsentwicklungsplan von 2009.
Viele Anwohner empörten sich, dass Sie nicht in die Planungen involviert wurden. „Wir sind in einer frühen Phase. Ihre Argumente werden ja noch gehört werden. Es ist wichtig, dass sie sich einbringen“, so Matthias Rohde (FBO), Ausschussvorsitzender. Dass es mit der Kommunikation generell nicht immer so leicht ist, stellte sich aber auch vor Ort heraus. Rohde selbst wurde von seinen Ausschusskollegen kritisiert, weil er diese über den Ortstermin nicht informiert hatte. „Dass er hier offenbar am liebsten alleine her wollte und mal wieder den Heilsbringer spielen, ist uns wirklich übel aufgestoßen. Als Ausschussvorsitzender hätte er uns informieren müssen“, so Jens Wieck (CDU).
Von den Bürgern vor Ort waren nicht alle generell gegen ein Wohnbaugebiet. „Die Meinungen gehen da durchaus auseinander. Ein kleines Wohngebiet wäre schon okay. Es werden Wohnungen benötigt, dem wollen wir uns nicht verschließen“, sagte Maike Alberico. „Wir haben nichts gegen neue Mitbürger oder sozialen Wohnungsbau. Ich möchte, dass wir da nicht missverstanden werden. Aber die Infrastruktur muss vorhanden sein“, sagt sie.