Bad Oldesloe setzt auf Wohnmobil-Gäste

Stormarner Tageblatt   26.04.2019

Tausende fahren auf die Kreisstadt ab: Da schlummert ein gewaltiges Potenzial

Maximal drei Nächte dürfen die Wohnmobil-Fahrer kostenlos auf dem Exer der Stormarner Kreisstadt stehen.
Maximal drei Nächte dürfen die Wohnmobil-Fahrer kostenlos auf dem Exer der Stormarner Kreisstadt stehen.

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Am Anfang wurde die Idee belächelt: Wohnmobil-Stellplätze auf dem Oldesloer Exer? Wer soll die denn bitte nutzen, ätzten Kritiker. Schließlich gebe es in Bad Oldesloe ja keinen nennenswerten Camping- oder Wohnmobiltourismus. Doch weit gefehlt. Die Stellplätze auf dem zentralen Innenstadtparkplatz direkt vor dem Kinderrechtepark und der Stormarnhalle haben sich zu einem echten Renner entwickelt. Das passt zum bundesweiten Trend. Von 2017 bis 2018 hat sich in Deutschland die Anzahl der angemeldeten Wohnmobile laut Kraftfahrzeugbundesamt um 36.726 auf knapp 487.000 erhöht. Stellplätze sind hingegen oftmals Mangelware.

Insgesamt gibt es in der Kreisstadt acht entsprechend ausgeschilderte Sonderstellplätze, die 2018 intensiv genutzt wurden. Vom 1. Januar bis zum 31. Dezember des Vorjahres wurden 2600 Ankünfte von Wohnmobilen statistisch durch die Verwaltung erfasst. Und diese Erfassung sei sogar noch etwas ungenau, weil sie sozusagen nebenbei erfolge, wenn Mitarbeiter sowieso auf dem Weg zur Stormarnhalle oder dem Exer seien. Wohnmobil-Reisende seien generell sehr selten alleine unterwegs, also könne man davon ausgehen, dass es insgesamt mindestens 5200 Personen waren, die auf diese Art und Weise Bad Oldesloe besucht haben, rechnet Agnes Heesch vor, die bei der Stadtverwaltung auch für den Tourismus zuständig ist.

Statistiken des „Tourismusbarometers SH“ ergeben laut Heesch, dass ein Wohnmobil-Tourist am Tag ungefähr 33,30 Euro an seinem jeweiligen Standort ausgibt, was diese Touristen natürlich für Bad Oldesloe auch zu einem wirtschaftlichen Faktor macht. Es ergebe sich nach dieser Kalkulation für das Jahr 2018 eine Wertschöpfung von ungefähr 173.000 Euro durch die Wohnmobil-Gäste für die Wirtschaft in der Kreisstadt.

Umfragen haben ergeben, dass es sich bei 45 Prozent der Gäste um ausländische Besucher handelt, die laut Stadtinfo vor allem aus Dänemark, Schweden, den Benelux-Staaten und Frankreich nach Stormarn kommen. Oftmals ist der Aufenthalt ein Zwischenstopp vor der Weiterreise. Aber auch diese Menschen würden den Gang in die Innenstadt, in ein Restaurant oder zu einem Supermarkt antreten, weiß Heesch. Die zentral gelegenen Stellplätze hätten sich unter den Campingtouristen mittlerweile herumgesprochen, die Auslastung steige daher.

Auch Bürgermeister Jörg Lembke hat das Potenzial längst erkannt, das in diesem Bereich für seine Stadt und die Region schlummert. Tatsächlich boomt der Wohnmobil-Tourismus allgemein, und Bad Oldesloe möchte sich in Zukunft darauf noch besser einstellen. „Nachdem sich gezeigt hat, wie gut diese Plätze angenommen werden, würden wir gerne für ein bisschen mehr Komfort sorgen“, sagt Lembke. Eine Ausweitung der Stellplätze sei angedacht, zudem soll nach Wunsch des Bürgermeisters auch ein Häuschen mit Sanitäranlagen im Bürgerpark entstehen. Im Bereich Infrastruktur könne man die Plätze noch attraktiver machen und Informationen, was die Gäste in Bad Oldesloe erleben oder erledigen können, soll noch besser an die Wohnmobil-Fahrer herangetragen werden. Darüber hinaus soll geprüft werden, ob man auch auf dem Parkplatz am Freibad Poggensee einen zusätzlichen, extra abgegrenzten Wohnmobil-Stellplatz einrichten könne.

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