Betrachtungen zum Wochenausklang: Augenwischerei und Nachbarschaftshilfe

Stormarner Tageblatt   08.06.2019

Stormarner Wochenschau

Augenwischerei und Nachbarschaftshilfe

Megi Balzer
Megi Balzer

Patrick Niemeier und Cordula Poggensee

Blumenplan In der Oldesloer Innenstadt muss etwas passieren. Das ist klar. Das sagen Geschäftsleute, Kunden und Passanten. Die Stadt hat jetzt erstmal mit Blumenampeln reagiert. Das ist besser als nichts, aber doch nicht viel mehr als Augenwischerei. Neben dieser Aktion bedarf es dringend eines Gesamtkonzepts, denn der Patient „Oldesloer Fußgängerzone und Innenstadt“ muss über kurz oder lang am offenen Herzen operiert werden. Und da der Patient schon relativ krank ist, können für Ideen, was geschehen soll, nicht noch mehr Jahre vergehen. Ja, Wirtschaftsvereinigung und Lokalpolitiker sind ehrenamtlich aktiv. Auf der anderen Seite haben sie sich diese Verantwortung jedoch freiwillig ausgesucht und werden jetzt gemeinsam Gas geben müssen. Es müssen kurzfristig runde Tische eingerichtet werden und konkrete Ideen her. Konkret bedeutet auch, dass es keine Ergebnisse geben kann, die mit pseudo-philosophischen Gemeinplätzen Absichtserklärungen füllen, sondern ganz konkrete Ziele, die sich nicht im Marketing verlieren. Dafür benötigt man keine externe Gutachten mehr, sondern aktive Oldesloer, die anpacken wollen und denen das auch ermöglicht wird. Denn ansonsten verdecken die Blumenampeln und -kästen irgendwann nur noch die leerstehenden Geschäfte – siehe Karikatur. Die ganze Innenstadt dann in ein „Planten und Blomen“ zu verwandeln, wäre wohl letzte Alternative.

Verdiente Feier Das Amtsfeuerwehrfest der Wehren aus Bad Oldesloe Land zeigte wieder, wie viele ehrenamtliche Brandbekämpfer sich aktiv einbringen. Bei der großen Feier auf einem Feld in Pölitz kamen sie zusammen und feierten gemeinsam ohne den Druck, vielleicht gleich ausrücken zu müssen. Bei den Wettkämpfen zeigten sie sportlichen Ehrgeiz und genossen die Ehrungen, den Umzug, die Würdigung und am Abend eine Party. Und als es plötzlich ernst wurde, konnte – dank guter Planungen und Absprachen – die Oldesloer Wehr in Bereitstellung die Kollegen vertreten, die so ihre verdiente gemeinsame Feier nicht verlassen mussten. Gut, dass wir diese Menschen in unserer Gesellschaft haben, die rund um die Uhr ihre Freizeit und zum Teil ihr Leben für die Mitbürger einsetzen. Es kann eigentlich gar nicht genug kleine Dorffeste geben, die diese Arbeit würdigen.

Begründete Angst Die Idee ist eigentlich gut: Statt die reichlich in die Jahre gekommenen Mietshäuser im Ahrensburger Reeshoop-Quartier abzureißen und durch neue zu ersetzen, plant die Neue Lübecker als Eigentümer die Sanierung der bestehenden Häuser und die Aufstockung durch zwei Geschosse. Damit würde, so der Ansatz, mehr Wohnraum geschaffen und zugleich eine Explosion der Mieten verhindert. Doch was als Idee noch so gut klingen mag – für die bisherigen Bewohner ist das Szenario in jedem Fall furchtbar. Denn eines ist klar: Während des Sanierungszeitraumes müssten sie ihre Wohnungen verlassen. Bislang haben sie zusätzlich auch noch keine Garantie, dass sie nach Fertigstellung der Umbaumaßnahme wieder in ihre angestammten Wohnungen zurück können. Denn mit der Sanierung erhöht sich selbstverständlich auch der Wert des Objektes, und der wird sich ebenso selbstverständlich auch im Mietpreis niederschlagen. Folge: Einige Mieter werden sich die Wohnungen wohl nicht mehr leisten können. Da mag die Absichtserklärung, die Mietpreise auf einem „bezahlbaren“ Niveau zu halten, noch so nobel sein – im Einzelfall bedeutet das leider gar nichts. Trotzdem hilft es auch diesen Mietern längerfristig gar nichts, wenn sich die Politiker jetzt wieder scheuen, die Sanierung durch einen Beschluss anzustoßen und stattdessen „weiteren Informationsbedarf“ einfordern. Durch diese Taktik wird weder eine der renovierungsbedürftigen Wohnungen saniert noch entstehen die so dringend benötigten neuen Wohnungen.

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