Betrachtungen zum Wochenausklang: Wenn das Benehmen zum Teufel ist

Stormarner Tageblatt   20.07.2019

Stormarner Wochenschau

Wenn das Benehmen zum Teufel ist

Megi Balzer
Megi Balzer

Patrick Niemeier, Stephan Poost und Volker Stolten

Anstand Rettungskräfte und Feuerwehrleute werden bepöbelt und bespuckt, in Hotels und Gaststätten wird gestohlen, was nicht niet- und nagelfest ist und wer berechtigterweise einen Parkplatz für Behinderte benutzt, wird beschimpft. Die über Jahrzehnte geltende stille Übereinkunft in unserer Gesellschaft, was man tut und was man lieber nicht tut, was anständig oder unanständig ist, scheint aufgekündigt. Von wem eigentlich? Von jenen, die sich diese Grenzübertretungen einfach bieten lassen und mit einem Achselzucken hinnehmen oder gar mitmachen. Über die Ursache können Philosophen sicherlich ganze Bibliotheken füllen. Das soll – obwohl interessant – nicht unser Thema sein. Aber die Entscheidung, dabei mitzumachen, fällt jeder Einzelne für sich allein.

Gefühltes Wissen Wenn man parken möchte, aber nur ein Behindertenparkplatz frei ist, dann darf man den nehmen. So lautet ein bestehendes Missverständnis, das nur durch eine egoistische Umdeutung der realen Gesetzeslage zu erklären ist. Leider erleben Menschen mit Parkberechtigung immer öfter sogar Anfeindungen, weil sie einen Teil des oft knappen Parkraums einnehmen. Sie müssen sich rechtfertigen oder es wird ihnen von ignoranten Mitbürgern abgesprochen, dass sie die Parkberechtigung legal besitzen. Vor allem Lieferanten nutzen die Behindertenparkplätze gerne für einen kurzen Halt. Doch auch der ist illegal. Da hilft bei notorischen Falschparkern wohl nur eines: Direkt abschleppen aus pädagogischen Gründen.

Verpflichtung Der Umgang mit dem ehemaligen Nickel-Gebäude in der Lübecker Straße in Bad Oldesloe wird zu einer unendlichen Geschichte. Seit über zehn Jahren wird die Restaurierung oder der Abriss gefordert und immer wieder sah es so aus, als wenn es bald dazu kommt. Direkt am Oldesloer Stadteingang ist das heruntergekommene, leerstehende Gebäude mehr Schandfleck als Visitenkarte und symbolisiert dem Gast ,der in die Innenstadt kommt „in dieser Stadt geht nicht mehr viel“. Schon vor Jahren wurden den Wohnungsmietern gekündigt, doch das Gebäude verfällt weiterhin. Besitz verpflichtet, heißt es ja eigentlich. Wird also Zeit, dass die Besitzer des „Schandflecks“ hier handeln. Der Gedanke, dass das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden könnte, der vor Jahren tatsächlich mal verhandelt wurde, war schließlich eigentlich vom Tisch. Ansonsten bleibt dem Stadtmarketing vielleicht noch die Lösung, das Gebäude als Live-Geisterbahn oder Gruselhaus zu einem Event-Ort umzugestalten.

Verantwortung Es ist schon ärgerlich. Vor allem, wenn man selbst mal reingetreten ist. Die Rede ist von Tretminen, von Hundehaufen, die auf Straßen, Bürgersteigen und Wegen lauern. Dabei sollte doch jedes Frauchen, jedes Herrchen verantwortungsbewusst vorgehen und die Hinterlassenschaft des Familienmitglieds auf vier Pfoten – wie es sich gehört – eintüten und entsorgen. Dem ist aber leider nicht so. Menschenskinder! Wann wird der Mensch denn endlich wieder Mensch? Miteinander statt gegeneinander …

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