Mal gut, mal mangelhaft

Stormarner Tageblatt  23.06.2020

Eltern werfen Oldesloer Stadtverwaltung vor, die Digitalisierung an Schulen verschlafen zu haben

Patrick Niemeier Bad Oldesloe „Digital ist besser“, sang die Hamburger Band „Tocotronic“ schon vor vielen Jahren. Im Shutdown während der Corona-Krise zeigte sich, dass das vor allem für Schulen galt, in denen der Präsenzunterricht ja nicht mehr möglich war. Plötzlich ging es mit der Notwendigkeit der Verwendung digitaler Angebote viel schneller, als das eigentlich mal gedacht war.

Das unfreiwillige Experiment brachte zahlreiche Erkenntnisse mit sich. Dazu zählt, dass einige Schulen gut ausgestattet sind und motiviert, digitale Möglichkeiten zu nutzen. Andere sind und waren schlecht ausgestattet und haderten mit den veränderten Bedingungen. Außerdem zeigte sich in Familien, dass die Ausrüstung mit entsprechenden mobilen Endgeräten und der Verfügbarkeit von Internet höchst unterschiedlich ist. So kam es dazu, dass Kinder aus finanziell eher schwächeren Familien oder an Schulen, die in Sachen Digitalisierung nicht gut aufgestellt sind, kaum Möglichkeit hatten, auf die Lernangebote zuzugreifen.

Eltern und Teile der Lokalpolitik warfen vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen der Oldesloer Verwaltung vor, die Digitalisierung der Schulen nicht ausreichend vorangetrieben zu haben.

„Kritik an den Mängeln ist nachvollziehbar“, sagt Oldesloes Bürgeramtsleiter Thomas Sobczak. Allerding sei das kein Problem der Stadt Bad Oldesloe. „Wenn man die drei Worte: Schulen, Digitalisierung und verschlafen im Internet sucht, wird man solche Berichte überall aus Deutschland finden“, sagt er. „Wenn man weiß, dass bisher nur fünf Prozent der zur Verfügung stehenden Bundesmittel abgerufen wurden, sieht man, dass das Verfahren sehr bürokratisch ist“, erklärt Sobczak. Es sei jetzt so, dass man gemeinsam auf einem guten Weg sei, durch entsprechende politische Beschlüsse zunächst in naher Zukunft die Server- und Netzwerktechnik an den Oldesloer Schulen zu verbessern. „Aus meiner Sicht hat das Home-Schooling in vielen Fällen aber auch schon gut geklappt, wenn man die Berichte so liest“, sagt der Bürgeramtsleiter. Jetzt gebe es außerdem zusätzlich den „Digitalpakt 2.0“ Mit Sofortmaßnahmen sollen Schulen die Möglichkeiten erhalten, ausreichend mobile Endgeräte anzuschaffen. Diese könnten dann Schülern zur Verfügung gestellt werden, deren Familien nicht über solche Geräte verfügen.

Generell hat die Coronazeit eine größere Diskussion über die Zukunft der Schulen losgetreten. Dabei spielt die Digitalisierung eine große Rolle. Die Bildungsministerien stehen in der Kritik und unter Druck. Wie viel Präsenzunterricht ist noch notwendig? Wie kann digitales Lernen als fester Bestandteil eingefügt werden?“ sind dabei zwei der zentralen Fragen.

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