Betrachtungen zum Wochenausklang: Glücksspiel mit Überraschungen

Stormarner Tageblatt  11.07.2020

Stormarner Wochenschau

Glücksspiel mit Überraschungen

Megi Balzer
Megi Balzer

Cordula Poggensee und Stephan Poost

Losglück Den Weihnachtsmarkt am Kub in Bad Oldesloe macht in diesem Jahr wieder ein Hamburger Unternehmen, dass bereits 2019 zum Zuge kam und nicht zur Zufriedenheit der Oldesloer arbeitete. Das Unternehmen aus der Kreisstadt, das ein gleich gutes Angebot abgab, hatte das Nachsehen. Grund ist das Vergaberecht, dass vorsieht, dass bei gleichwertigen Angeboten das Los entscheidet. Das wäre ja kein Problem, wenn es sich um das „unglücklichere“ Unternehmen nicht um eine Stormarner Firma handeln würde. Eine, die hier im Kreis Steuern bezahlt und Arbeitsplätze bietet. Zumal das „glücklichere“ Unternehmen schon 2019 unglücklich agierte. Vielleicht sollte das Vergaberecht in dieser Hinsicht überarbeitet werden, sonst wird der Würfel noch zum wichtigsten Arbeitsmittel für den Bürgermeister.

Geduldsspiel Die Geduld der Bürger wird zur Zeit arg strapaziert, vor allem, wenn es um die Zulassung oder Ummeldung von Fahrzeugen geht. Corona-bedingt dauert alles länger bei der Zulassungsstelle des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe. Die Kreisverwaltung wirbt um Verständnis, aber der Bürger hat keines mehr und macht seinem Unmut Luft. Vielleicht sollten sich beide ein wenig aufeinander zubewegen: Der Bürger sollte begreifen, dass die Situation so ist wie sie ist, sich in Geduld üben und seinen Frust nicht bei den Mitarbeitern auslassen. Aber die Kreisverwaltung sollte Signale senden, die Situation ändern zu wollen. Ein Schulterzucken mit der Begründung, dass es beim Frisör zur Zeit auch länger dauere, ist wenig hilfreich.

Mahnung Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – auch bei seinem Umgang mit Straßennamen. Die haben für die meisten Zeitgenossen eher geographische Bedeutung, sind zugleich aber doch auch postmortale Auszeichnung für das Lebenswerk einzelner Persönlichkeiten. In Ahrensburg fordern die Grünen nun, diese Namensgeber immer wieder zu überprüfen und gegebenenfalls Straßenbezeichnungen zu ändern. Doch die Lebenswerke der geehrten Personen stehen naturgemäß in einem historischen Zusammenhang und sollte – wenn vertretbar – auch in diesem gesehen werden. Auch wenn sich damalige ethische und moralische Wahrnehmung von den heutigen unterscheiden, sind sie doch Teil der Geschichte. Entsprechend wären zusätzlichen, kritische Infotafeln für die historische Einordnung der Namensgeber gesellschaftlich wichtiger, als sie einfach durch andere zu ersetzen. So könnten Straßennamen nicht nur Ehrung sein, sondern zugleich auch Mahnung.

Überraschung Da denkt man in der Stadtverwaltung der Kreisstadt, man tue etwas Gutes, wenn man am Exer rund um die Uhr ein kostenfreies W-Lan von der Minigolfanlage bis zu den Wohnmobilplätzen zur Verfügung stellt und nun gibt es Kritik von Bürgern. Die Stadt hat es gut gemeint, soll doch die Aufenthaltsqualität für die Bürger verbessert werden. Kritiker bemängeln, dass die Aufenthaltsqualität nicht rund um die Uhr verbessert werden müsse, vor allem weil es rund um den Kunstrasenplatz immer wieder Probleme mit Vandalismus nach nächtlichen Partys gebe. So weit, so gut! Zwei Meinungen. Allerdings ist es absolut unverständlich, dass die Stadt auf die Kritik mit keinem Wort mehr eingehen möchte. Stadtsprecherin Agnes Heesch teilte mit: „Wir wollen die für uns überraschende Kritik nicht mehr weiter kommentieren“. Auch eine Möglichkeit mit Kritikern umzugehen: Gar nicht drauf eingehen, gar nicht erst argumentieren. Sicherlich die denkbar schlechteste Möglichkeit, vor allem wenn man seine Bürger ernst nimmt und Wert auf mündige Bürger legt.

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