Wer „fegt“ die Waldwege ?

Stormarner Tageblatt  09.12.2020

Oldesloer Rainer Kuske geht gerne im Kneeden spazieren und bemerkte jetzt, dass dort die Waldwege von den Blättern befreit werden

Susanne Rohde
Bad Oldesloe Fast täglich gehen Rainer Kuske und seine Frau, die im Steinfelder Redder wohnen, spazieren. Am liebsten laufen sie eine mehr als sieben Kilometer lange Runde am Trave-Wanderweg entlang bis zum Kneeden, durch den Oldesloer Stadtwald hindurch und nördlich davon wieder zurück bis zum Steinfelder Redder.
Im Spätherbst auf den Waldwegen einen Spaziergang zu machen, ist für die beiden Naturliebhaber nach eigener Aussage immer wieder ein besonderes Erlebnis, denn der Waldboden sie im Kneeden mit dem bunten Laub der Bäume bedeckt. Auch auf den Wegen liegen die durch den Regen ziemlich klebrigen Blätter dicht an dicht – aber nur bis zum Erreichen des Hauptweges.
„Auf einmal lagen hier so gut wie keine Blätter mehr auf dem Waldweg und wir vermuteten zunächst, dass sie vielleicht der Wind weggeweht haben könnte. Aber dann fiel uns plötzlich ein Geräusch im Wald auf. Es hörte sich an wie ein überdimensionaler Laubbläser“, erzählt der pensionierte Lehrer von seiner seltsamen Entdeckung. Aber hier im Wald? Und doch bestätigten die frischen Reifenspuren und das dichte Laub am Wegesrand sowie die vollkommene Blattlosigkeit des Weges die Vermutung — oder besser Befürchtung — dass im Wald die Wege „gereinigt“ werden.
„Mir schoss der Gedanke durch den Kopf ,Wie schräg ist das denn?‘ Eine Wegereinigung mitten im Wald? Das ist ja geradezu eine Realsatire“, so Kuske, der seit seiner Pensionierung mit seiner Frau in Bad Oldesloe lebt. Das nicht nachlassende Geräusch müsste von einem Müllwagen mit Saugrüssel ausgegangen sein, er habe es allerdings nicht gesehen, da es wohl weiter weg durch den Wald fuhr und lärmte.
Nun spekuliert der 66-jährige Oldesloer über die Gründe für diese kuriose Wegereinigung mitten im Wald. Geht es darum, dass hier jemand versehentlich auf dem feuchten Laub ausrutschen könnte? Vermutlich könnte dann irgendeine Versicherung den Eigentümer, also die Stadt, dafür haftbar machen?
Des Rätsels Lösung ist aber eine ganz andere, wie Dr. Kurt Soeffing, ehemaliger Leiter des Oldesloer Bauamtes, mitteilt. Natürlich würden die Waldwege im Kneeden weder gefegt noch gereinigt, sondern „abgepustet“.
„Das Abpusten des Laubes von den Wegen im Herbst und Winter hat den Sinn, dass die Wege dann besser abtrocknen können.“ Die durchfeuchteten Wege würden sonst schnell weich und matschig werden und dann besonders stark durch die Waldmaschinen leiden.
Allerdings würden nur die großen Hauptwege von den Blättern befreit, nämlich indem sie seitlich der Wege in den Wald gepustet werden. „Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Diese Wirtschaftswege gelten nämlich als technische Anlagen und müssen für die forstlichen Fahrzeuge unterhalten werden“, erklärt Kurt Soeffing. „Aber solche Anfragen bekomme ich fast jedes Jahr.“

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