Oldesloer Impfzentrum gerät verbal unter Beschuss

Stormarner Tageblatt  04.02.2021

Impfgegner kritisieren die aus ihrer Sicht mangelhafte Datenlage zu Impfstoffen und fehlende Information über Risiken

Eingang des Impfzentrums Bad Oldesloe. Patrick Niemeier
Eingang des Impfzentrums Bad Oldesloe. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier
Bad Oldesloe Wird über Impfungen und mögliche Schäden zu wenig aufgeklärt? Dieser Meinung ist unter anderem die Bad Oldesloerin Cornelia Steinert. Sie gehört seit einiger Zeit zu einer Gruppe Stormarner, die sich bei der „Initiative für Transparenz und Aufklärung“ engagieren, die regelmäßig, zum Teil stark kritisierte Kundgebungen gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung durchführt.
Steinert versandte nun einen offenen Brief, der von über 200 Medizinern und Menschen aus dem Gesundheitswesen unterschrieben sein soll, an Pressevertreter im Kreis. Auch in ausgedruckter Form kursiert der Brief bereits im Kreisgebiet. Aus Stormarn hat allerdings kein Mediziner den Aufruf gegen die Corona-Impfungen unterschrieben.

Impfgegner kritisieren die aus ihrer Sicht fehlende Aufklärung
Im Großen und Ganzen geht es in dem Schreiben darum, dass die Datenlage aus Sicht der Corona-Impfgegner unvollständig sei, medizinische Risiken seien nicht kalkulierbar, heißt es. Unter anderem wird sich in dem Brief auf den in der Querdenker-Szene bekannten und dort immer wieder zitierten Arzt Wolfgang Wodarg bezogen.
Der Vorwurf der Impfgegner lautet, dass die Impfstoffe nicht ausreichend getestet seien. Die Zulassung sei zu schnell gegangen und es gebe auch aus der Vergangenheit Hinweise über Impfschäden. Doch über diese werde jetzt nicht geredet.

Schäden für Impfgegner größer als Nutzen
„Auf die erheblichen Risiken wird kaum hingewiesen oder sie werden total verharmlost. Die Schäden für unsere Gesellschaft und jeden einzelnen stehen in keinem Verhältnis zu dem noch nicht gewissen Nutzen“, sagt Steinert. Sie wirft auch den Medien vor, dass nicht ausgewogen berichtet werde. Die Meinung der Impfgegner komme nicht vor. Es werde immer nur die Seite der Impf-Befürworter dargestellt. Aus ihrer Sicht werde lediglich eine Impfkampagne großflächig medial unterstützt.
Der Kreis, der die Impfzentren eingerichtet hat, reagiert entspannt auf die Vorwürfe. „Ich hoffe, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, um den Stormarner schnellstmöglich den besten Schutz zu bieten. Um es noch einmal klarzustellen: Die Impfungen sind freiwillig, niemand wird gezwungen. Ich lasse mich impfen, wenn ich an der Reihe bin“, sagt Landrat Dr. Henning Görtz. Wer sich nicht impfen lassen wolle, der müsse es nicht.
„Allgemein lässt sich dazu sagen, dass es sich um zugelassene Impfstoffe handelt. Im Rahmen der Zulassung wurden die Qualitätskriterien im Hinblick auf Sicherheit und Wirksamkeit der Impfstoffe geprüft“, erklärt Marius Livschütz, Sprecher des Gesundheitsministeriums Schleswig-Holstein.
Ausführliche faktenbasierte und verifizierte Informationen von Experten gebe es auf der Homepage des Robert-Koch-Instituts oder beim Paul-Ehrlich Institut. Bei dem verbreiteten Schreiben handele es sich um eine bundesweite Kampagne von Impf-Gegnern. Die Organisatorinnen der Bad Oldesloer Kundgebungen gegen Querdenker in der Kreisstadt haben ebenfalls bereits auf das kursierende Schreiben Steinerts reagiert.
„Dass ihre Themen in der seriösen Medienwelt nicht beziehungsweise kaum stattfinden, liegt wohl eher an der Qualität ihrer Quellen als an der mangelnden Objektivität unserer Pressevertreterinnen und -vertreter“, sagen die Querdenker-Kritiker.
„Die Impfbereitschaft steigt, was gut ist. Denn je mehr Menschen sich impfen lassen, desto schneller kann die Pandemie hinter uns liegen und desto schneller können wir in eine Normalität zurückkehren, in der Läden und Schulen wieder öffnen und wir einander ohne Masken begegnen können“, fügen die Querdenker-Kritikerinnen an.
„Um die Verbreitung von Desinformationen zu verringern, ist es unser aller Verantwortung, ihnen entgegenzutreten und sie nicht einfach unwidersprochen stehen zu lassen. Was den verbreiteten offenen Brief angeht, so ist er unseres Erachtens kaum der Mühe Wert, ihn zu kommentieren. Allenfalls taugt er als Einstiegsübung im Faktenchecken“, führt Merle Fischer von den Querdenker-Kritikerinnen aus.

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