Was hat die Oldesloer Weinhude mit Rotspon zu tun?

Stormarner Tageblatt  05.02.2021

Was hat die Oldesloer Weinhude mit Rotspon zu tun?

An der alten Kranbrücke und der Tapetenfabrik endete früher die Weinhude.  archiv
An der alten Kranbrücke und der Tapetenfabrik endete früher die Weinhude. archiv

221 Straßen gibt es in Bad Oldesloe. Wir stellen einige davon vor und erklären, was es damit auf sich hat.

Susanne Rohde
Bad Oldesloe Die Weinhude ist ein idyllischer kleiner Weg, der von der Bahnhofstraße an der Neuapostolischen Kirche und dem alten Friedhof entlang bis zum Berliner Ring führt. Er ist Fußgängern und Radfahrern vorbehalten, nur selten fährt hier mal ein Auto entlang.
Auf alten Stadtplänen heißt die Weinhude noch „Uhlenhorst“, also Eulennest. Früher war die Weinhude der einzige Verbindungsweg von der Bahnhofstraße zur Lübecker Straße. Er endete an der Kranbrücke, einer schmalen Holzbrücke über die Trave an der Lübecker Straße.
Hier stand bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts am Ufer der Trave tatsächlich ein Kran, der zum Entladen der breiten Lastkähne diente, die von Lübeck begehrte Waren nach Oldesloe schifften. Seit dem Mittelalter war die „Hude“ ein Handelsplatz und Hafen an der flachen Trave in Oldesloe mit mehreren Verladestationen, unter anderem die „Weinhude“ und die „Holzhude“, die sich auf diese Waren spezialisiert hatten. In der Weinhude stand früher auch noch ein alter Holzschuppen, in dem der Lübecker Rotspon für den weiteren Transport zwischengelagert wurde. Vor 70 Jahren wurde die Verlegung der Trave mit dem Bau des Berliner Rings beschlossen.
Auslöser waren wohl auch folgende Umstände: Nachdem die Firma Hako die alte Hamburger Tapetenfabrik (heute steht dort das Finanzamt) gekauft hatte und alle Waren mühsam per Lkw über die Weinhude transportiert werden mussten, verlangte die Firma von der Stadt eine Zufahrt von der Lübecker Straße aus, sonst würde Hako wegziehen.
1956 wurde die Untertrave zwischen dem Heiligengeist und dem Gaswerk in der Lübecker Straße begradigt, vertieft und rund 100 Meter weiter südlich verlegt. Mit der Regulierung der Trave erfolgte auch der Bau des Berliner Rings. Die Traveregulierung war auch nötig geworden, weil es in der Stadt immer wieder zu Hochwasser und Überschwemmungen kam. Viele Straßen waren deshalb nur noch auf Holzstegen passierbar.
Die Brücke am Berliner Ring über das neu entstandene Travebett wurde im Jahre 1956 gebaut und bereits im Frühjahr 1957 wurde die alte Kranbrücke abgerissen. Im ehemaligen Flussbett steht heute das Polizeirevier.
Und die Weinhude erinnert jetzt an alte Zeiten, als hier noch Weinfässer verladen wurden…

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