Ist der Kurpark tatsächlich in Gefahr?

Stormarner Tageblatt  12.04.2021

Kritiker sehen in dem Plan einer Senioren- und Pflegeheim-Erweiterung in Oldesloe eine Bedrohung für die Grünanlage

Würde langfristig auch die grüne Wiese bebaut werden? Kritiker befürchten das.  Patrick Niemeier
Würde langfristig auch die grüne Wiese bebaut werden? Kritiker befürchten das. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier Ist der geplante Anbau eines Senioren- und Pflegeheims im Bad Oldesloer Kurpark der Anfang vom Ende der historischen Grünanlage? Einige Oldesloer sehen es so und die Diskussion über den Wunsch des Pflegeheims Riedel, einen Neubau errichten zu können, wird zu einem Richtungsstreit.
Die Zahl der Kritiker wächst, während die Familie Riedel als Besitzer und Betreiber des Pflegeheims sich erstaunt über das Ausmaß der Aufregung zeigt und sich daher auf Nachfrage nicht weiter äußern möchte. Die Riedels haben sich viele Jahre aktiv in die Kurpark-AG und in die Belebung der großen Grünfläche zum Beispiel durch das Kurpark-Fest oder die Ostereiersuche eingebracht.
Geplant ist der Bau direkt neben dem „Haus des Handwerks“ in Richtung des Sülzbergs zur Straße hin. Bisher hieß es, dass dabei kaum Bäume entfernt werden müssten. Doch das bezweifelt Klaus Gräber vom Naturschutzbund (Nabu).

Neues Gebäude wohl „ziemlicher Klotz“

Es sei kein großes Geheimnis, dass Arbeiten in diesem Ausmaß beim Tiefbau das Wurzelwerk von Bäumen beschädigen und diese dann eben doch gefällt werden müssten. Alles andere sei Augenwischerei. Natürlich wäre ein solches Vorhaben ein deutlicher Einschnitt in die Kurpark-Natur – ohne wenn und aber.
Gräber kritisierte außerdem, dass gleichzeitig ein Eingriff in die Historie der Stadt erfolge. Denn die Blickachse, in Richtung der Kreisverwaltung und dem Landratspark, die bisher nur durch den Sülzberg als Straße durchschnitten wird, würde unwiederbringlich verloren gehen. Dadurch würde ein Überbleibsel der Kurbad-Geschichte nicht mehr erlebbar sein, die sowieso in der Kreisstadt schon recht verschwunden zu sein scheint. Gräber erklärte außerdem, dass das geplante Gebäude ein „ziemlicher Klotz“ sein werde, der die gesamte Optik der vorderen Kurparkfläche bestimmen würde. 15 Meter lang und zehn Meter hoch seien einfach klobig. Man müsse sich das vor Ort nur einfach mal vorstellen.
Auch er mache sich Sorgen, dass die notwendige Herausnahme dieses Teilbereichs aus dem Landschaftsschutz wie ein Domino-Effekt auf den Rest des Kurparks wirken könnte. Mit 20 Hektar ist der Kurpark schon jetzt das kleinste Landschaftsschutzgebiet im Land. Darauf bezogen sich auch weitere Kritiker. Andreas Lehmann (CDU) betonte, dass er es nicht verstehen könne, dass das Thema überhaupt weiterhin diskutiert werde. Eine der letzten Grünflächen im Herzen der Stadt würde verschwinden. Außerdem sei es „schon spannend“, dass die dann mögliche bebaubare Fläche in den Plänen mittlerweile auch einen Teil der großen grünen Wiese umfasse.

Beirat äußert Unverständnis

Der Senioren-Beirat hat sich ebenfalls bereits klar und mehrfach gegen jegliche Bebauung positioniert. Natürlich sei man prinzipiell für neue Wohn- und Betreuungsmöglichkeiten für Senioren, aber die müssen nicht im Kurpark entstehen. Es könne nicht sein, dass für einige wenige neue Pflegeplätze rund 25.000 Bürger auf einen Teil ihrer Naherholung verzichten müssen.
Öffentliche Toiletten kein Vorhaben für einen Investor
Auch die angekündigte öffentliche Toilette und ein kleines Café, das gleichzeitig mit der Baumaßnahme enstehen soll, seien keine positiven Punkte. Um mehr öffentliche Toiletten müsse sich eher die Stadtverwaltung und kein Investor kümmern. Das sei schon befremdlich, dass es überhaupt dazu komme, hieß es aus dem Seniorenbeirat. Im Fall eines positiven politischen Beschlusses teilten erste Oldesloer mit, ein Bürgerbegehren auf den Weg bringen zu wollen, um eine Bebauung zu verhindern. Während SPD und Grüne schon klar gegen das Projekt positioniert sind, ist die CDU-Fraktion, anders als ihr Mitglied Andreas Lehmann, noch nicht sicher, in welche Richtung die Tendenz geht.
Die zentrale zu klärende Frage sei, ob der Landschaftsschutz für den Rest des Kurparks trotz der gewünschten Rauslösung des Teilbereichs erhalten bleiben könne.

Neuer Aspekt von Karin Hoffmann

Bürgermeister Jörg Lembke versicherte, dass man ihm das telefonisch von Seiten des Kreises aus zugesagt habe. Die CDU verlangt nun, dass das schriftlich belegt werde, bevor das Thema weiter diskutiert werden könne. Einen neuen Aspekt brachte außerdem Karin Hoffmann ein. Die ehemalige Grünen-Stadtverordnete wundert sich nach eigener Aussage, dass überhaupt Grundstücke im Kurpark zum Verkauf stehen. „Es ist schon komisch, dass jemand offensichtlich auf einem Gelände plant, das ihm gar nicht gehört“, so Hoffmann.
Sie frage sich, wann die Stadt sich die Genehmigung der Lokalpolitik eingeholt habe, ganz generell Flächen im Kurpark verkaufen zu dürfen. „Dann gibt es bestimmt noch mehr Interessenten und Investoren, die dort gerne Grundstücke im Grünen erwerben wollen“, merkte sie zynisch an.
Die Entscheidung über die politische Weichenstellung wurde in den Mai vertagt. Bis dahin möchte die CDU eine Stellungnahme zum Landschaftsschutz und die Folgen für den restlichen Kurpark vorliegen haben.

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