Parken erlaubt, Campen nicht

Stormarner Tageblatt  31.05.2021

Die Stadtverwaltung hat eine Zwischenlösung für Wohnmobilgäste in Bad Oldesloe gefunden

Wieder voll belegt sind die Wohnmobilstellplätze am Bad Oldesloer Exer.  Patrick Niemeier
Wieder voll belegt sind die Wohnmobilstellplätze am Bad Oldesloer Exer. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier
Sie dürfen wieder in Bad Oldesloe übernachten – allerdings nur eine Nacht und die Campingstühle müssen drinnen bleiben. Für die Wohnmobile auf den gekennzeichneten Stellflächen am Exer der Kreisstadt ist eine Pandemie-Zwischenlösung gefunden worden.
In der vergangenen Woche hatte die zunächst noch andauernde Sperrung der Flächen bei den ersten in Bad Oldesloe eintreffenden Wohnmobil-Touristen für Verwunderung und Frust gesorgt. Der Grund dafür, dass der Bereich noch abgeflattert blieb, war, dass nicht klar war, ob die Übernachtungsgäste ihre Kontaktdaten übermitteln und einen negativen Corona-Test hinterlegen müssten. Denn dafür hätten der Stadt die Verwaltungs-Ressourcen gefehlt.

Übernachtung ohne Test und Kontaktdaten
Jetzt sind nach der Abklärung des Sachverhalts die Plätze freigegeben worden, allerdings unter der Maßgabe, dass dort nur übernachtet werden darf, um die Fahrtüchtigkeit wieder herzustellen, wie Stadtsprecherin Agnes Heesch erklärt.
Dafür sei kein Test und keine Kontaktaufnahme notwendig. Allerdings beinhaltet diese Regelung auch explizit nur die Zwischenübernachtung bei einer Durch- oder Weiterfahrt. Außerhalb von Pandemie-Zeiten sind für die Sonderstellplätze drei kostenlose Übernachtungen vorgesehen. Heesch habe sich nicht nur im Sinne der Touristen dafür eingesetzt, schnell eine Lösung zu finden, sondern auch, um Druck von den normalen Parkplätzen zu nehmen. Zuletzt hatten die Wohnmobilgäste ihre Fahrzeuge nämlich in der Konsequenz einfach ein paar Meter weiter geparkt und dort übernachtet.
Das Gespräch mit einzelnen Wohnmobiltouristen vor Ort zeigte allerdings auch, dass sie sich in Teilen nicht an die Regel der einen Übernachtung halten. Diese sei für sie einfach nicht logisch nachvollziehbar, gaben zwei Gäste in der Kreisstadt zu Protokoll. „Es stand nirgendwo und wir haben hier einen Drei-Tages-Stopp vorgesehen, bevor es weiter Richtung Norden geht“, sagte ein Gast aus Süddeutschland. Sie seien schließlich auch bereit einen Test vorzulegen oder einen Impfpass vorzulegen, wenn das gewünscht sei.
„Es ist natürlich schwer zu kontrollieren, ob jemand tatsächlich nur über Nacht hier ist, weil sie oder er sich ausruhen muss. Wie soll man das auch festlegen?“, sagt Heesch. Die Öffnung in diesem Maße sei konform mit der Landesverordnung. Weiter wolle sie die Vorgänge nicht kommentieren. Menschen die sich Schlupflöcher in den Regelungen suchen oder diese ignorieren, gebe es leider in allen Bereichen des Lebens.
Generell geht es Heesch, die auch für den Tourismus der Kreisstadt zuständig ist, darum, die Touristen nicht komplett zu verprellen. Die Corona-Pandemie sei jetzt eine Sache, aber auch vorher habe es schon Diskussionen rund um die Stellplätze gegeben, denn deren Beliebtheit sei sehr hoch und habe sich in der Szene längst herumgesprochen.
Daher seien oft viel mehr Wohnmobilliebhaber mit ihren Fahrzeugen in die Kreisstadt gekommen, als kostenlose Stellplätze zur Verfügung standen. Das erhöhe den Druck auf andere Parkflächen und sorge für Streit mit anderen Parkplatzsuchenden.
Erste Erweiterungspläne sind fehlgeschlagen und auch ein möglicher Ausbau von Stellflächen am Poggensee ist ins Stocken geraten. „Das Thema ist natürlich nicht zu den Akten gelegt. Ich hoffe, dass mittlerweile auch jeder in der Lokalpolitik versteht, dass Tourismus in Bad Oldesloe durchaus eine nicht unwichtige Rolle spielt“, sagt Heesch.
Es dürfe nicht vergessen werden, dass jeder Wohnmobiltourist auch zur Wertschöpfung im Ort beitrage. Die Touristen würden vor Ort einkaufen, sich ein Eis besorgen oder auch Restaurants und kulturelle Einrichtungen besuchen. „Der Tourismus ist auch in Bad Oldesloe nichts, was belächelt werden sollte“, sagt Heesch.
Statistische Berechnungen des „Tourismusbarometers SH“ haben in der Vergangenheit ergeben, dass ein Wohnmobil-Gast pro Tag ungefähr 33,30 Euro an seinem jeweiligen Standort ausgibt, was diese Touristen für Bad Oldesloe auch zu einem wirtschaftlichen Faktor mache. Es ergab sich nach dieser Kalkulation für das Jahr 2018 zum Beispiel ein Betrag von ungefähr 173 000 Euro, den die auf dem Exer parkenden Wohnmobiltouristen in der Kreisstadt ausgaben.
Nach dem starken Einbruch im Pandemiejahr 2020 und im Frühling 2021 sei wünschenswert, dass man bald wieder eine erhöhte Anzahl an Wohnmobilgästen erreiche und diesen Bereich auch möglichst noch ausbauen könne, so Heesch.
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