Open-Air-Theater darf wieder proben

Stormarner Tageblatt  08.06.2021

Nach der Corona-Pause geht es für die Oldesloer Schauspieler mit ihrem Wandeltheaterprojekt weiter

Emma Vosgerau, Baher Eisa und Antonia Dahms (v.l.) spielen die Oldesloer Jugendlichen Eva, Willi und Rita.  Susanne Rohde
Emma Vosgerau, Baher Eisa und Antonia Dahms (v.l.) spielen die Oldesloer Jugendlichen Eva, Willi und Rita. Susanne Rohde

Patrick Niemeier
Viel Zeit bleibt den 24 Akteuren von „Bad Oldesloe macht Theater“ (Bad-O-mat) nicht. Denn schon in knapp fünf Wochen ist Premiere ihres aktuellen Straßen-Theaterprojekts „Krischan Thegen. Das Original“. Jetzt konnten sie im Rahmen der Lockerungen der Corona-Maßnahmen zum ersten Mal wieder live gemeinsam proben. Bis zur Premiere stehen noch viele dieser Open-Air-Proben für das Wandeltheaterprojekt auf dem Programm. Regisseur Maximilian Ponader hat alle Hände voll zu tun, damit bei den insgesamt 32 geplanten Aufführungen im Juli und August auch wirklich alles „sitzt“.

Vier verschiedene Szenen in 75 Minuten
„Wir haben richtig spekuliert, dass es jetzt mit den Aufführungen wieder los gehen kann“, freut sich der Hamburger Schauspieler und Regisseur. Er schrieb auch das Dialogbuch für dieses ganz besondere Wandeltheater, das aus vier verschiedenen Szenen besteht und insgesamt rund 75 Minuten dauert. Im Mittelpunkt des Geschehens steht das Oldesloer Original Krischan Thegen, der als Christoph Carl Christian Thegen 1883 in Oldesloe geboren wurde und 1955 dort auch starb. In seiner Heimatstadt war er bekannt wie ein „bunter Hund“, und nach seinem Tod erreichte er als Laienmaler sogar Weltruhm.
Er hinterließ mehrere hundert Bilder mit naiver Malerei, oft nur auf Tapetenresten. Seine Malerei wird in dem Wandeltheater natürlich auch eine Rolle spielen, aber in erster Linie geht es um den Menschen Krischan Thegen, der zwar nie eine Berufsausbildung gemacht hatte, aber jede Menge verschiedene Tätigkeiten ausübte. Die waren so vielseitig, wie der Oldesloer selbst, der zeitlebens als etwas krumm und verschroben galt. Dennoch war er laut Überlieferungen eine treue und ehrliche Seele, die besonders für Tiere ein feines Gespür und gutes Händchen hatte. „Nur ein Mensch läuft so, nämlich ich“, sagt Harry Mähl alias Krischan. Denn sein Gang war sehr eigentümlich und krumm, weil er seit seiner Kindheit kaputte Knie hatte.
Die im Wandeltheater dargestellte Zeitspanne reicht von 1919 bis 1955. Alle Rollen des Theaterstücks werden doppelt besetzt, die des Krischan sogar dreifach. Heiko Vosgerau (53) verkörpert den jüngeren Krischan, während Rolf Feddern (64) und Harry Mähl (74) den alten Krischan Thegen spielen. Denn Krischan persönlich führt sein Publikum zu den vier Spielstationen an verschiedenen Orten in der Oldesloer Innenstadt – und dabei „altert“ er dann auch. Jede Szene dauert zehn bis 15 Minuten, dann geht es weiter zum nächsten Ort. In der ersten Szene begrüßt Krischan seine Besucher und erzählt nicht nur aus seinem Leben, sondern auch über seinen tragischen Tod kurz vor seinem 73. Geburtstag.
In der 2. Szene trifft Krischan auf ein Viehhändlerehepaar, für das er arbeitet. Krischan Thegens Förderer und Mäzen Emil Maetzel tritt in der 3. Szene in Erscheinung, bevor dann in der Schlussszene Hulda Belli vom Wanderzirkus Belli ein Wiedersehen mit Krischan feiert. Der ist gerade aus der Heilanstalt Ochsenzoll nach Bad Oldesloe zurückgekehrt. Im Zirkus Belli arbeitete Krischan nämlich ebenso, wie später in einer Oldesloer Schlachterei oder als Wärter in Hagenbecks Tierpark. Außerdem war er als Hilfsarbeiter, Viehtreiber oder Landwirtschaftshelfer unterwegs. Außerdem behauptete Krischan Überlieferungen zufolge, auch in Afrika auf Löwenjagd gewesen zu sein. Die Akteure führen deshalb einen entsprechenden Tanz auf. Es wird also, das zeigten die ersten Proben unter freiem Himmel, alles andere als langweilig werden beim Badomat-Wandeltheater.

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