Impfen im Hölk und Poggenbreeden

Stormarner Tageblatt  14.06.2021

Angebot wird in Bad Oldesloer Hochhaussiedlung gut angenommen / Quartiersmanagerin zufrieden

Maria Hermann vom Quartiersprojekt Plan B organisierte für die Hölk- und Poggenbreeden-Mieter einen Impftag.  Finn Fischer
Maria Hermann vom Quartiersprojekt Plan B organisierte für die Hölk- und Poggenbreeden-Mieter einen Impftag. Finn Fischer

Patrick Niemeier
Die Quartiersmanagerin Maria Herrmann ist sehr zufrieden. „90 Personen haben sich impfen lassen. Das ist eindeutig ein Erfolg, der zeigt, dass die Aktion sehr gut angenommen wurde“, erklärt sie, nachdem ein mobiles Impfteam Bewohnern der Hochhäuser im Oldesloer Hölk und Poggenbreeden ihre erste Corona-Impfung verpasst hatte.
Herrmann hatte sich dafür stark gemacht, dass die Stadt sich für das Angebot des Landes bewirbt, das mobile Impfteams in vermeintlichen Pandemie-Hotspots entsendet. Bürgermeister Jörg Lembke meldete nach Herrmanns Hinweis von die beiden Hochhäuser daher bei diesem Projekt des Gesundheitsministeriums an.

Mobiles Impfteam bringt 100 Dosen BionTech mit
Ein Team der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) kam jetzt mit 100 Dosen BionTech-Impfstoff in die Kreisstadt. Die Küche des Quartiertreffs „Plan B“ wurde zum kurzzeitigen Impfzentrum umgestaltet.
Der „soziale Brennpunkt“ in der Stadt wurde so als einer der ersten Orte im Land für eine Impfaktion außerhalb der offiziellen Zentren oder von Hausarztpraxen berücksichtigt. Es war also eine landesweite Premiere in der Kreisstadt.
Als „sozialer Brennpunkt“ werden die beiden quartierprägenden Hochhäuser eingeordnet, weil dort viele Stormarner leben, die Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld beziehen oder einen Migrationshintergrund haben. Herrmann empfindet diese Bezeichnung allerdings nicht als zutreffend, denn eigentlich seien der schlechte Zustand der Immobilien sowie das Verhalten der stark kritisieren Adler Real Estate Group als Besitzer das Problem und nicht das Sozialverhalten der Menschen. Die beengten Wohnverhältnisse wären im schlechtesten Fall eine gute Umgebung für einen unkontrollierten Corona-Ausbruch gewesen.
Hinzu komme, dass die Informationen rund um Impfungen im Frühjahr nicht bei allen der rund 320 Bewohnern ankamen. Viele von ihnen hätten lange auch aus anderen Gründen generelle bereits Vertrauen in Behörden und bürokratische Abläufe verloren.
Dass nicht der Impfwille, sondern eher der Umgang mit Bürokratie der mehr finanziell als sozial Schwachen das Problem sei, habe sich direkt bei der Impfaktion gezeigt. Die durchgeführte Anmeldung war nämlich noch kaum angenommen worden. Wäre es nach dieser ersten Liste gegangen, hätten sich nur 15 Personen impfen lassen. Doch zur Spontananmeldung bei „Plan B“ kamen im Endeffekt 90 Bewohner, darunter sogar vorherige Impfskeptiker.

Gutes Sozialverhalten der Quartiersbewohner
„Es hat sich hier gezeigt, was drei Jahre Arbeit im Quartier auch für Beziehungs- und Vertrauensaufbau bedeutet“, sagt Herrmann. Das gute Sozialverhalten sei unter Beweis gestellt worden, wenn man betrachtet habe, wie sich die Impflinge gegenseitig beim Erklären der Regeln unterstützten. Es wurde übersetzt oder technische Nachhilfe beim Scannen eines QR-Codes gegeben. Unter anderem waren Infomaterialien in 20 Sprachen vorbereitet worden.
Anders als es in „sozialen Brennpunkten“ vielleicht klischeehaft erwartet werde, sei das Impfen ruhig und entspannt abgelaufen – ohne Streit oder Drängeleien.
Ein weiterer Termin – abgesehen natürlich von der Zweitimpfung – ist im Hölk/Poggenbreeden erstmal nicht vorgesehen.
Aber Herrmann bringt ins Gespräch, dass doch auch andere Stadtteile sich um diese Projekt bemühen könnten. Auch für ganz „normale“ Wohngebiete könnte es ein unbürokratischeres, niedrigschwelligeres Angebot sein. „Das ist aber nicht meine Baustelle. Ich freue mich, dass es hier so gut gelaufen ist und dass sich zeigt, dass unsere Arbeit hier etwas bewirkt“, sagt die Quartiersmanagerin. Außerdem ist nun die Gefahr, dass im Quartier ein Corona-Hotspot entstehen könnte, bereits ein wenig gebannt.

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