Stormarner Wochenschau: Scherben bringen nicht immer Glück

Stormarner Tageblatt  19.06.2021

Scherben bringen nicht immer Glück

Böses Spiel um den Exer in Bad Oldesloe.                               Karikatur: Megi Balzer
Böses Spiel um den Exer in Bad Oldesloe. Karikatur: Megi Balzer

Guido Behsen, Patrick Niemeier und Volker Stolten

Das Leben der Anderen
Leben und leben lassen, feiern und feiern lassen. Zunächst waren die Reaktionen darauf, dass sich am vergangenen Wochenende rund 300 Jugendliche zum Feiern auf dem Exer treffen noch recht entspannt, ja zum Teil sogar verständnisvoll. Nach Monaten der Kontaktbeschränkungen sei das halt eine „Explosion der Lebensfreude“. Da müsse man auch mal ein, zwei Augen mindestens halb zudrücken. Selbst der Bürgermeister appellierte für Verständnis, dass Jugendliche wieder mehr zusammenkommen wollen. Doch aus der „Explosion der Lebensfreude“ wurde halt eine erschreckende„Explosion des Egoismus und der Ignoranz“. Denn die Feiernden vermüllten den Kunstrasenplatz am Exer so sehr, dass er komplett gesperrt werden musste. Für Vereine hieß das, dass nach ebenfalls Monaten der Kontaktbeschränkungen Spiele und Training abgesagt werden mussten. Nun könnte man noch sagen, dass passiere, weil sich betrunkene Feierende nicht über die Konsequenzen bewusst waren. Leider muss man diese Verteidigung zu den Akten liegen. Wir waren vor Ort und sprachen mit einigen der Partygäste – es war einigen schlichtweg egal, ob der Platz gesperrt werde. Das betrifft halt nur das Leben der Anderen. Und spätestens da endet dann jedes Verständnis.

Hut im Ring
Es war einmal…, da stieg Henning Görtz die Karriereleiter weiter rauf – da wurde Bargteheides Bürgermeister Stormarns Landrat und in der „Stadt der Linden“ ein neues Verwaltungsoberhaupt gesucht – und gefunden. Bei der Wahl am 26. Juni 2016 errang die parteilose Juristin und Gleichstellungsbeauftagte Stormarns, Birte Kruse-Gobrecht, damals 47 und unterstützt von den Grünen, mit 63,4 Prozent einen Erdrutschsieg gegen den CDU-Mann Sven Noetzel und zog mit viel Rückenwind ins Rathaus ein. Heute, fünf Jahre später, hat sich das Blatt gewendet, spürt die amtierende Bürgermeisterin erheblichen Gegenwind und hat seit neuestem eine Konkurrentin: Gabriele Hettwer aus Hoisdorf schickt sich an, das Zepter in Bargteheide für sechs Jahre (oder mehr) zu übernehmen. Die 56-Jährige ist derzeit Leiterin des Haupt- und Ordnungsamtes der Waldgemeinde Großhansdorf und tritt regelrecht beflügelt auf. Kein Wunder: Gleich von drei Parteien und einer Wählergemeinschaft wurde sie als gemeinsame Kandidatin aufs Schild gehoben: CDU, SPD, FDP und WfB. Alle Achtung! Nun entscheiden natürlich die Einwohner der Stadt über die neue Galionsfigur im Rathaus. Aber angesichts der Vorzeichen wird es für die derzeitige Steuerfrau sicherlich schwierig, das Ruder zu ihren Gunsten rumzureißen. Allzu viel Zeit bleibt eh nicht, in rauer See den Kurs neu zu bestimmen. Mal sehen, für wen es am Ende heißt: „Land in Sicht!“

Auf ins Grüne
Endlich Wochenende, endlich wieder was los. Muss nur noch das Wetter mitspielen. Es zieht sich an diesem Wochenende erneut ein grünes Band durch Norddeutschland. In Hamburg und Schleswig-Holstein sind einmal mehr die Gärten auf. Dieses Mal unter leichteren Corona-Bedingungen. Da lassen natürlich auch in Stormarn Hobbygärtnerinnen und Pflanzenfreunde Blumen sprechen und gewähren Einblick in Nachbars Garten. Schöne Plätze im Grünen, blühende Landschaften und Natur pur sind den Sehleuten gewiss, die sich sicherlich nach der entbehrungsreichen Zeit danach sehnen, die Seele einfach mal wieder baumeln zu lassen, auftanken und ein nettes Pläuschchen am Gartenzaun machen zu können. In diesem Sinne. Garten, öffne dich!

Sonnenstich?
Kurz vorm Wochenende erreicht uns der Anruf einer Leserin. Sie berichtet von Szenen aus der Ahrensburger Innenstadt. Dort hätten sich viele Familien, Passanten und Jugendliche ein schattiges Plätzchen unter einem der Bäume in der Nähe des Springbrunnens gesucht, um den Sommertag zu genießen. Leider seien sie dabei von einer kleinen mobilen Bühne aus beschallt und viele von ihnen schließlich vertrieben worden – vom Geplärre zweier Herren, die im unaufgeforderten Dialog ihre verschwörerischen Theorien zur Corona-Krise im Allgemeinen und der Verstrickung der internationalen Luftfahrtindustrie im Speziellen verbreitet hätten. Es steht zu befürchten, dass den Veranstaltern dieser kruden Aktion nicht einfach nur die Hitze zu Kopf gestiegen, sondern die eine oder andere Sicherung schon deutlich früher herausgesprungen ist. Und man fragt sich, wer mehr zu bedauern ist: Die Ahrensburger, denen der Sommergenuss getrübt wurde? Oder die Ordnungshüter, die im Falle einer angemeldeten Demo verpflichtet sind, Augen und Ohren offen zu haben, bis die letzte Parole verklungen ist.

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