Sinkt die Impfbereitschaft in Stormarn?

Stormarner Tageblatt  30.06.2021

Es gibt nur noch eine kurze Warteliste im Oldesloer Impfzentrum, Hausärzte haben teilweise noch freie Termine

Der Eingangsbereich des Impfzentrums in Bad Oldesloe. Hier ist der Andrang mittlerweile nicht mehr so hoch wie noch vor Wochen.  Patrick Niemeier
Der Eingangsbereich des Impfzentrums in Bad Oldesloe. Hier ist der Andrang mittlerweile nicht mehr so hoch wie noch vor Wochen. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Geht die Impfbereitschaft in Stormarn zurück? Sinkt die Impfgeschwindigkeit? Pandemie- und Gesundheits-Experten wie Prof. Dr. Christian Drosten oder Prof. Dr. Karl Lauterbach betonen gebetsmühlenartig, dass die Corona-Pandemie trotz der Lockerungen noch nicht vorbei. Gerade im Kampf gegen die Delta-Variante des Virus sei es sehr wichtig, das erhöhte Impftempo beizubehalten. Doch die aktuelle Entwicklung lässt daran Zweifeln.

Mobile Impfteams nur zögerlich angenommen
Nachdem es in Stormarn wochenlange und zum Teil hitzige Diskussionen über zu wenig freie Impftermine gab, ist es im Kreis inzwischen auffällig, dass sowohl Angebote der mobilen Impfteams ohne Termin längst nicht wie erwartet genutzt wurden, als auch einige Hausärzte offensiv damit werben, noch freie Impftermine zu haben. Aus mehreren Praxen ist zu vernehmen, dass der Andrang und die Nachfrage in Relation zum Mai spürbar sinke. Es kommt auch immer wieder zu der Situation, dass Termine in Impfzentren trotz bestätigter Buchung nicht wahrgenommen werden. Täglich betrifft das laut Landes-Gesundheitsministerium in den 28 Impfzentren des Landes 400 von 12.000 Terminen. Allerdings, so betont es Ministeriumssprecher Frank Zabel, mussten daher noch keine Impfdosen entsorgt werden. Diese könnten am nächsten Tag noch genutzt werden.
Eine statistische Aufschlüsselung darüber, ob in Stormarn besonders viele Termine nicht wahrgenommen werden oder ob eher Erst- oder Zweitimpfungen betroffen sind, kann laut Ministerium kurzfristig nicht erstellt werden. Man müsse auch bedenken, dass sich manche Bürger in anderen Landkreisen impfen lassen, so dass keine direkten regionalen Rückschlüsse möglich seien. „Viele Menschen bemühen sich auf unterschiedlichen Wegen parallel um einen Impftermin und stehen so beispielsweise bei ihrem Hausarzt auf der Warteliste und haben sich zeitgleich für einen Impftermin in einem Impfzentrum registriert“, versucht sich Zabel an einer Erklärung. Hier werde offenbar oft so vorgegangen, dass der erstmögliche Termin genutzt werde. Wichtig und verantwortungsvoll sei, den jeweils anderen Termin dann abzusagen.
Der Kreis Stormarn hat keinen direkten Überblick darüber, wie das Impfen bei den ansässigen Hausärzten verlaufe. Aber er könne für die drei Impfzentren in Reinbek, Bad Oldesloe und Großhansdorf sprechen, erklärt Kreissprecher Michael Drenckhahn. Dort seien alle Termin vergeben, aber die Wartelisten unterschiedlich lang. In Bad Oldesloe sei es mittlerweile möglich, relativ schnell einen Termin im Impfzentrum zu erlangen. Vor Wochen war das noch undenkbar. Über die bekannte Homepage impfen.sh muss dafür eine Registrierung für Bad Oldesloe erfolgen. Der Kreis sagt aktuell zu, dass nach der Registrierung in der Kreisstadt schon kurzfristig ein Impftermin möglich sei. Tatsächlich habe der Kreis festgestellt, dass nach der erfolgreichen ersten Impfung mittlerweile häufiger versucht werde, bereits gebuchte Zweitimpfungstermine zu verschieben.
Worin dieses Phänomen begründet liegt, möchte der Kreisssprecher nicht bewerten. Es gebe keine gesicherten Erkenntnisse dazu, auch nicht darüber, ob Menschen sich aus Sorgen vor Nebenwirkungen nicht direkt vor dem Urlaub impfen lassen wollen. „Wichtig ist: Für eine vollständige Immunisierung sind – außer beim Impfstoff Johnson & Johnson – unbedingt beide Impfungen notwendig“, stellt Ministeriumssprecher Zabel daher noch einmal klar. Er appelliert außerdem an die Bürger unbedingt ihre Termin abzusagen, wenn sie bereits auf einem anderen Wege ihre Impfung erhalten haben oder einen Termin doch nicht mehr wahrnehmen wollen.

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