Warum in der Kreisstadt Blindgänger auftauchen

Stormarner Tageblatt  02.07.2021

Immer wieder kommt es zu Funden, doch woher stammen diese Bomben eigentlich?

Der Bad Oldesloer Bahnhof kurz nach dem Bombenangriff am 24. April 1945.  Stadtarchiv Bad Oldesloe
Der Bad Oldesloer Bahnhof kurz nach dem Bombenangriff am 24. April 1945. Stadtarchiv Bad Oldesloe

Patrick Niemeier

Immer wieder müssen in Bad Oldesloe größere Entschärfungsaktionen durchgeführt werden, weil zumeist bei Bauarbeiten oder Bodenuntersuchungen Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg gefunden werden.
Bombenangriff in den letzten Tagen des Weltkriegs
Doch wieso ist die Stormarner Kreisstadt davon eigentlich so sehr betroffen? Jedes Mal holt die Oldesloer dabei die Zeitgeschichte wieder ein. Die Antwort auf die Frage liegt nämlich vor allem in dem großen Bombenangriff britischer Bomber kurz vor dem Ende des zweiten Weltkriegs.
Am 24. April 1945 erfolgte dieser militärische Angriff auf die heutige Kreisstadt, der 706 Menschen das Leben kostete. Mehr als 800 wurden verletzt. Dabei war vor allem der Bereich rund um den Bahnhof betroffen. Auch Fabriken und Schulen wurden allerdings bei dem Angriff zum Teil oder komplett zerstört. 1260 Bomben sollen damals auf Bad Oldesloe abgeworfen worden sein. 132 Gebäude wurden komplett zerstört. Ein Drittel war nach dem Abwurf der tödlichen Fracht der rund 300 britischen Bomber beschädigt. Darunter auch das ehemalige „Präperandeum“ in der Nachbarschaft der heutigen Stadtschule in der Königstraße. Alleine dort starben 50 Personen – unter ihnen der damalige Landrat Rolf Hans Wilhelm Karl Carls. Es handelte sich um einen Angriff der Alliierten vor allem auf die Infrastruktur in Bad Oldesloe. Mit dem Bombardement von Städten allgemein und der Infrastruktur sollte außerdem das Nazi-Regime zur Aufgabe gedrängt werden. Es verstarben damals viele Zivilisten und Flüchtende aus anderen Regionen, die nur vorübergehend in Bad Oldesloe waren. Seit dem Kriegsbeginn 1939 war die Zahl der Oldesloer Einwohner durch Flüchtlinge von 9000 auf 15.000 angestiegen. Gerade am Bahnhof hielten sich wohl viele Menschen auf, die in Oldesloe nur Zwischenstation machten oder quasi gestrandet waren, als der verherrende Bombenangriff startete. Dieser soll 20 Minuten gedauert haben. Es handelte sich um einen Angriff der Alliierten vor allem auf die Infrastruktur in Bad Oldesloe. Mit dem Bombardement von Städten allgemein und der Infrastruktur sollte außerdem das Nazi-Regime zur Aufgabe gedrängt werden.
Obwohl die militärische Lage im von den Nationalsozialisten losgetretenen Weltkrieg bereits als aussichtslos anzusehen war, verweigerten die Verantwortlichen der rechtsfaschistischen Diktatur um Adolf Hitler noch die Aufgabe. Nicht alle Bomben explodierten damals. Sie sind die Blindgänger, die noch heute im Bad Oldesloer Erdreich gefunden werden und die auch jetzt wieder für die Sperrungen und die notwendig gewordene Evakuierung sorgen. Auch zuvor hatten die Oldesloer bereits Bombenangriff erleben müssen, allerdings nicht in einer so massiven Form wie am 23. April 1945. Die meisten der gefundenen Blindgänger stammen daher mutmaßlich aus diesem Angriff zum Kriegsende.
Erst kürzlich hat die Stadt Bad Oldesloe dazu eine viel gelobte Kurz-Dokumentation anfertigen lassen. Darin kommen auch Zeitzeugen und die ehemalige Stadtarchivarin zu Wort.

 
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