Stormarner Tageblatt 20.08.2021
Protest in Bad Oldesloe: Anwohner wehren sich gegen Bauplanungen am Stoltenrieden
Patrick Niemeier
Bad Oldesloe benötigt neuen Wohnraum, das steht lange fest und wird von Statistiken und Experten auch so untermauert und immer wieder betont. Gleichzeitig ist das Oldesloer Stadtgebiet begrenzt.
Dort, wo Platz für Innenverdichtung ist, soll diese möglichst genutzt werden und da der Platz eben auch dort endlich ist, wird wieder verstärkt in die Höhe gebaut, wie die Stadtverwaltung schon mehrfach betonte. Stets müsse bei jedem Bauvorhaben Rücksicht auf die Anwohner vor Ort genommen werden, aber eben auch auf die Menschen, die noch Wohnungen in der Kreisstadt suchen. Eine Innenverdichtung ist am Berliner Ring bereits geplant und sie wird nun auch hinter den Hochhäusern am Stoltenrieden kommen. Dort sind die Anwohner aus den achtgeschossigen vier Bestandsgebäuden allerdings alles andere als begeistert. Denn sie fürchten um die Grünfläche genau hinter ihren Häusern, die von ihren Balkonen aus einen halbwegs idyllischen Blick in die Welt hinaus bietet. Auch ein Schattenwurf durch die geplanten Anbauten wird befürchtet.
Doch ganz so wird es nicht bleiben können. Die Besitzer der bestehenden Häuser wollen auf dem Gelände anbauen und auch so manche Parteien in der Kreisstadt plädieren dafür. Denn für die Größe des Grundstücks sei es bisher einfach sehr spärlich bebaut. So, wie man es heute gar nicht mehr planen würde.
Interessen stehen sich konträr gegenüber
Wortwörtlich vor dem aktuellen Wirtschafts- und Planungsausschuss protestierten nun Anwohner gegen die seit 2012 immer wieder aufkommenden Pläne, die sich seit 2020 immer weiter konkretisieren. Sie sehen eine Entwertung des bestehenden Wohnraums. Und aus ihrer Sicht wiege diese schwerer als die Wohnungsnot. Allerdings, das betonten schon in der letzten Sitzung zu dem Thema mehrere Parteien und die Verwaltung, gibt es kein Anrecht auf einen Blick ins Grüne. Denn wenn das überall Grundlage für die Planungen sei, könne in Oldesloe kaum noch Wohnraum entstehen. Es stehen sich auch verschiedene Interessen gegenüber, denn in ländlichen Stadtteilen wie zum Beispiel Rethwischfeld oder Wolkenwehe wird umgekehrt protestiert, dass doch statt größerem Wohnungsbau in den Außenstadtteilen mit dörflichem Charakter erstmal die Innenverdichtung in der Stadt in den Fokus genommen werden müsse.
CDU, FBO, Grüne und Linke für Kompromisslösung
Mittlerweile hat man sich in der Lokalpolitik nach vielen und emotionalen Diskussionen mehrheitlich auf einen Kompromiss für den Stoltenrieden geeinigt. Es steht fest, dass es den Anwohnern nicht gelingen wird, die Anbauten komplett zu verhindern, so wie es als einzige Fraktion die FDP noch fordert. Die Haltung von CDU, FBO, Grünen und Linke ist mittlerweile eindeutig: Die Investoren dürfen bauen, aber nicht drei neue Blocks mit 46 Wohnungen, sondern nur noch zwei, diese dürfen aber vier statt nur drei Stockwerke hoch sein und somit auch insgesamt auf die angestrebte Anzahl an Wohnungen kommen. Dabei fordern die Grünen als Bedingung für ihre Zustimmung, dass die Dächer begrünt werden und ein Anschluss mit Fernwärme geplant werden soll. Gleichzeitig wurde gefordert, dass die schon jetzt aus Sicht vieler Anwohner angespannte Parksituation durch Investoren geklärt und nicht weiter verschärft werden dürfe. Die SPD ist durchaus auch für neue Wohnungen und das auch dort an dem Standort, aber nicht in Form der jetzt geplanten Bauten. Die „Klotz-an-Klotz“-Lösung sei nicht zeitgemäß, heißt es aus Richtung der Sozialdemokraten.
Ob die Anwohner sich mit dem Kompromiss arrangieren oder die Proteste nach diesem Beschluss weitergehen, ist noch unklar. Fest steht, dass die Bauten wohl nicht mehr komplett verhindert werden können.