Was macht Oldesloe im Ernstfall?

Stormarner Tageblatt  07.09.2021

Keine Sirenen und viele Fragen: Bürger fragen sich, wie die Kreisstadt auf Extremwetterlagen reagiert

Feuerwehreinsatz am 8. Juli 2014 am überschwemmten Tunnel am Pölitzer Weg.  Patrick Niemeier
Feuerwehreinsatz am 8. Juli 2014 am überschwemmten Tunnel am Pölitzer Weg. Patrick Niemeier
 

Patrick Niemeier

Blaulicht in der ganzen Stadt, geflutete Straßentunnel und Wasser in vielen Kellern. Während am 8. Juli 2014 viele Bad Oldesloer vor ihren Fernsehern saßen und den historischen Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen die Brasilianer im WM-Halbfinale sahen, waren die ehrenamtlichen Feuerwehrleute im Dauereinsatz. Starke Regenfälle sorgten dafür, dass sowohl der Tunnel am Pölitzer Weg als auch an der Ratzeburger Straße zeitweise unpassierbar wurden. Gleichzeitig standen unter anderem in der Bahnhofstraße mehrere Keller unter Wasser und der Pegel am Zusammenfluss von Beste und Trave hinter dem Heiligengeist stieg an.

Wie ist Bad Oldesloe auf Starkregen vorbereitet?
Angesichts der Unwetterkatastrophen mit enormem Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, wo sich Straßen in reißende Flüsse verwandelten, wuchsen auch bei den Kreisstädtern in Stormarn wieder die Sorgen. Kann so etwas auch in Bad Oldesloe passieren? Und wie sind Stadt und Kreis eigentlich auf Starkregen-Ereignisse und Hochwasser vorbereitet? „Wenn es eine Warnung des Deutschen Wetterdienstes gibt, wird natürlich bei der Kreisleitstelle schon entsprechend reagiert, zum Beispiel mit einer Aufstockung des Personals für die entsprechende Schicht“, sagt Andreas Rehberg, Fachbereich Sicherheit und Gefahrenabwehr beim Kreis Stormarn.
Generelle Hochwasser- oder Starkregen-Pläne gebe es aber nicht für den Kreis. Die individuellen Feuerwehren hätten Einsatzpläne für bestimmte Schadensereignisse. Allerdings müsse er auch betonen, dass Hochwasser und Überflutungen wie in den Katastrophengebieten im mittleren Westen Deutschlands nicht zu erwarten seien. Der Grund: die komplett andere Topographie in Stormarn. In Bad Oldesloe, mit seiner Lage an Beste und Trave, wollen es Stadtverordnete aber genauer wissen. Bürgermeister Jörg Lembke stellte klar, dass es nur für einen Bereich in der Stadt konkrete Pläne gebe: das historische Heiligengeistviertel. Bei einem Wasserstand von 1,50 Metern am Zusammenfluss von Beste und Trave sei der Warnpegel erreicht. Ab 1,60 Meter können sich die Anwohner mit Sandsäcken eindecken.

Schutzpläne für das Heiligengeistviertel
Ab 1,90 Meter ist auch die Feuerwehr direkt involviert. Die Abwasseranlagen der Stadt würden im Fall der Fälle durch die Stadtwerke gesichert. Wie es um die Wehre an der Trave bestellt sei, die den Wasserzulauf regeln, sei nicht ganz klar. Das Wehr am Mühlrad werde wenn nötig von Hand durch den Bauhof bedient. Ob das Wehr hinter der alten Gloria-Mühle an der Sohlgleite noch funktioniere, sei hingegen nicht klar. Weitere Wehre würden außerhalb des Stadtgebiets liegen, sagte Lembke. Jürgen Schneider von der SPD bat die Verwaltung darum, zu klären, wie im Fall eines starken Hochwassers die Kommunikation mit anderen Gemeinden an der Trave ablaufe.

Keine Sirenen und kein Digitalfunk-Ersatz
Sirenen werden derweil auch bei Starkregen oder Überschwemmungen in Bad Oldesloe nicht ertönen. „Es gibt keine funktionstüchtigen Sirenen mehr im Stadtgebiet. Alle wurden von Hand betrieben und werden nicht mehr genutzt“, erklärte Lembke. Ein Problem könnte auch der Funkverkehr werden, sollte der Digitalfunk strombedingt ausfallen. „Es gibt da nach unseren Informationen kein Notfunk-System, sollte der nicht mehr funktionieren“, so der Bürgermeister. Was die Überschwemmung der Tunnel angehe, sei durch bessere Abflüsse eine Verbesserung der Situation eingetreten und sollen, im Fall des Tunnels am Pölitzer Weg, noch weitere Nachbesserungen erfolgen. Es seien auch nicht echte Überflutungen, sondern zumeist lediglich das Problem, dass die Abflüsse verstopfen. Diese Probleme seien relativ schnell zu beheben. Sorgen machen sich Bürger auch um den Zustand der Mauern an Teilen der Flüsse. Laut Verwaltung seien hier aber die jeweiligen Grundstückbesitzer in der Pflicht. Es werde aber noch eine Abklärung stattfinden.

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