Oldesloer Friedhof in Schwarz-Weiß

Stormarner Tageblatt  29.11.2021

17 Bilder von Profi-Fotografin Sonja Broschinsky sind in der Friedhofskapelle zu sehen

Sonja Broschinsky stellt ihre ausdrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotos in der Friedhofskapelle aus. Auch ihre eigene Großmutter liegt auf dem Friedhof begraben.  Susanne Rohde
Sonja Broschinsky stellt ihre ausdrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotos in der Friedhofskapelle aus. Auch ihre eigene Großmutter liegt auf dem Friedhof begraben. Susanne Rohde

Susanne Rohde

Digitale Farbfotografien dominieren im Alltag. Doch darum müssen Schwarz-Weiß-Fotos kein ein Schattendasein fristen. Gerade sie können Landschaften, Porträts und Details besonders schön und ausdrucksvoll darstellen. Allerdings ist es eine Kunst, wirklich gute Schwarz-Weiß-Fotos hinzubekommen.
Eine große Rolle spielen dabei das Zusammenspiel von Licht und Schatten, Kontraste, Formen und die Struktur der Motive. Wenn die Farben keine Rolle spielen können, dann müssen es eben andere Faktoren übernehmen, dem Foto einen besonderen und tieferen Sinn zu geben.
Sonja Broschinsky kann ein Lied davon singen. Die gebürtige Oldesloerin ist gelernte Fotografin und begeistert sich für das Fotografieren seit ihrer Kindheit. Das erste Foto machte sie bereits im Alter von vier Jahren. Sehr gerne fotografiert Broschinsky, die in Flensburg lebt und arbeitet, auch in Schwarz-Weiß.
„Ich wandle die Fotos nach der Farbaufnahme um, auch wenn das fertige Foto vorab schon im Kopf herumgeistert“, erzählt die Fotografin. Viele ihrer Bilder postet die reiselustige 46-Jährige auch bei Instagram, wo der Fokus auf Fotos und Videos liegt.
Auf der sozialen Plattform entdeckte auch Jörg Lelke Broschinskys Fotos. Der Leiter des Oldesloer Friedhofs teilt bei Instagram selbst Fotos des Friedhofs.

Friedhofsleiter ist bei Instagram aktiv
„Wir haben da mehr Follower als der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg“, sagt Jörg Lelke, der schließlich einen Kontakt zu Broschinsky herstellte. Er bat darum, Bilder mit Motiven des parkähnlichen Friedhofs für eine Ausstellung zu machen. Die Fotografin willigte ein.
„Im September war ich eine ganze Woche lang auf dem Friedhof unterwegs und habe jede Menge Fotos gemacht“, erzählt Sonja Broschinsky, die seit anderthalb Jahren auch freiberuflich tätig ist. 40 Aufnahmen kamen in die nähere Auswahl, 17 davon wurden schließlich auf Bilder von 60×80 Zentimeter vergrößert. „Das ist mal ein anderer Blickwinkel auf unseren Friedhof“, sagt Jörg Lelke.
Die Fotografin hat nicht nur ein geschultes Auge für kleinste Details, sondern auch für ganz besondere Stimmungen. Und natürlich brachte sie beim Shooting viel Geduld mit, denn auf dem Friedhof leben zwar viele Tiere, aber eher im Verborgenen. Broschinskys Geduld hat sich ausgezahlt: Ein Schmetterling hat sich auf einem Foto auf einer kleinen Engelsfigur niedergelassen, ein Buntspecht sucht auf einem Baumstamm nach Insekten, ein munteres Eichhörnchen flitzt über die Wiese und dicke Koi-Karpfen wagen einen Blick aus dem Teich heraus.
Erst beim zweiten oder dritten Blick erkennt man auf einem Bild den übergroßen Ausschnitt eines Buches und eines Engelsflügels. Broschinsky hat beides ziemlich versteckt am Rande des Grabes von Raimund Harmstorf entdeckt.
Der bekannte Schauspieler, der auf dem Oldesloer Friedhof seine letzte Ruhe fand, hat immer noch viele Fans. Einer von ihnen muss wohl das Buch „Der Seewolf“ von Jack London hier abgelegt haben, darauf sitzt ein kleiner Engel. Raimund Harmstorfs bekannteste Rolle war die des Kapitäns Wolf Larsen in der Verfilmung.
„Auch meine Oma liegt hier auf dem Friedhof“, sagt Broschinsky, die die besondere Natur und Ruhe hier zu schätzen weiß. In der Nähe des Grabes ihrer Oma fand sie ein winziges Kreuz, das nun auch auf einem der Bilder zu sehen ist.
Die Fotos von Sonja Broschinsky sind noch bis Ende Dezember im Foyer der Auferstehungskapelle auf dem Friedhof, Lindenkamp 99, zu besichtigen.

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