Stormarner Wochenschau: Geschichten vom großen Zusammenhalt

Stormarner Tageblatt  04.12.2021

Geschichten vom großen Zusammenhalt

Zeigt her eure Handys... – mit den Impfzertifikaten!Karikatur: Megi Balzer
Zeigt her eure Handys… – mit den Impfzertifikaten!Karikatur: Megi Balzer

Patrick Niemeier und Volker Stolten

Eine Geschichte ohne zwei Seiten
Eine große Gruppe mit fast 80 Gästen hat Tische in einem Restaurant in Stormarn reserviert. Vier Gäste sind nicht geimpft, fällt kurz vor der Feier auf. Naja, ,da kann man ja wohl mit dem Wirt sprechen, dachte der Gastgeber. Aber natürlich konnte man nicht mit dem Restaurantbetreiber verhandeln. Das sei ja aber nun schon unfair, dass Ungeimpfte ausgegrenzt würden. Zumindest, wenn es Onkel Dieter betrifft. Der sei kein Querdenker, aber er glaube nicht an Virus und Impfung. Da müsse man auch mal die andere Seite sehen. Man müsste doch aktzeptieren, dass alle Verantwortung für sich selbst übernehmen dürfen. Da fängt das zentrale Missverständnis an, das irgendwie manche Mitmenschen überfordert.
Wer sich nicht impfen lässt, gefährdet auf verschiedenen Wegen andere Menschen. Denn es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Inzidenz unter Ungeimpften höher ist. Sie sind Treiber der vierten Welle. Es geht nicht um Bevormundung. Wenn die Gegner der Schulmedizin mit Faktenallergie an anderen nicht ansteckenden Krankheiten erkranken, können sie sich gerne mit Kräutersalben behandeln lassen oder Voodoo-Zauber in Schwitzhütten anwenden. Viel Glück.
Aber jetzt sind sie es, die die Intensivstationen belegen, die andere Mentschen bräuchten. Auch in Stormarn. 16 von 21 Covid-19-Patienten auf der Intensivstation in Reinbek waren freiwillig ungeimpft. Weil sie aufwendig gepflegt werden mussten, mussten andere Operationen und Behandlungen verschoben werden. Es ist ein schlechter Witz, wenn Ungeimpfte sogar noch auf Geimpfte schimpfen und fordern, dass diese vorsichtiger sein müssten. Ungeimpfte sind keine mutigen Rebellen. Sie sind die ängstlichen, sozialen Trittbrettfahrer, die erwarten, dass alle anderen das mit der Pandemie schon regeln. Sie lassen den Rest im Stich. Sie sorgen dafür, dass andere Menschen sich einschränken müssen und gefährden sogar deren Leben. Schon okay, dass sie im Restaurant keinen Platz bekommen momentan. Es ist einfach zu gefährlich.

Das Geheimnis ihres Erfolges
Es war einmal … eine Kleinstadt im Herzen Stormarns, die hatte bis 2004 einen ganz erheblichen Schuldenberg aufgetürmt. Die Miesen betrugen satte 8,2 Millionen Euro. Doch mit vereinten Kräften, mit Augenmaß und Weitblick gelang es, diesen Schuldenberg Jahr für Jahr abzutragen, bis er ganz verschwunden war. Bereits am 15. November 2007 konnte Bürgermeister Werner Mitsch die frohe Botschaft verkünden: „Bargteheide ist schuldenfrei!“Heute schreiben wir das Jahr 2021 und „Stormarns lebendige Stadt“ ist immer noch schuldenfrei. Aber wie war und ist das möglich? Gute Frage. Vielleicht, weil Stadtkämmerer Joachim Teschke bereits 2008 nicht gerade den Teufel an die Wand malte, aber deutlich machte, dass dieses Privileg nur mit Augenmaß und wohldosierten Entscheidungen auch für die Zukunft Bestand hätte. Und in den Jahren nicht müde wurde, den verantwortlichen Leuten diesen wiederkehrenden Drahtseilakt und die drohende Finanznot immer wieder vor Augen zu führen. Und Politik hat verstanden. Um eine Kreditaufnahme zu verhindern, wurden beispielsweise alle Aufgaben auf den Prüfstand gestellt, städtische Grundstücke veräußert, Projekte verschoben. Sprudelnde Gewerbesteuern und höhere Steuereinnahmen kamen der Stadt seinerzeit und auch heute natürlich nicht ungelegen.Frei nach dem Motto: „Und wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“, besser gesagt ein warmer Regen, der die Stadtkasse füllte und Rücklagen ermöglichte. Dank dieses Finanzpolsters wird Bargteheide auch die nächsten zwei Jahre keine Miesen machen und Kredite aufnehmen müssen.Ungeachtet dessen sieht der Stadtkämmerer bereits wieder dunkle Wolken am Horizont und für die Jahre 2024/2025 ein Finanzloch von 17 Millionen Euro vor dem geistigen Auge. Heißt: Die Wünsche dürfen nicht in den Himmel wachsen. Auf dem Teppich bleiben, heißt die Devise. Entscheidungen mit Augenmaß sind weiterhin gefragt, zum Wohle der Stadt. Bislang ist die Rechnung mehr als aufgegangen. Hut ab!

Er geht mit Gottes Segen
Hier geht zwar nicht der Lotse von Bord, aber immerhin einer, der die ev. Kirchengemeinde Bargteheide bereichert, geprägt, nach vorne gebracht hat mit Aktionen, Veranstaltungen, Projekten – auf eine erfrischende, sympathische Art und Weise: Locker aus dem Handgelenk, statt starr aus dem Kirchen-Korsett., Mehr als 14 Jahre lang war Jan Roßmanek präsent und mitunter ein Brückenbauer. Gleichwohl ging auch beim Kirchenmann (48) – verheiratet, drei Kinder – nicht immer alles glatt, sondern auch mal was schief. So hätte er rückblickend betrachtet mehr Besuche bei den Menschen machen sollen, wie der Pastor einräumt: „Doch das habe ich nicht geschafft!“ Und er gibt auch zu, dass sein keckes und mitunter vorpreschendes Auftreten nicht nach jedermanns Mütze gewesen sei. Aber allen kann man es ja eh nicht recht machen. Und das ist auch gut so. Alles andere wäre wider jeder Realität, die sich für den Kirchenmann aus Bargteheide (der Wohnort bleibt) in Kürze neu gestaltet: Jan Roßmanek wird sich Anfang Januar 2022 beim nagelneuen Projekt „Rituale in Bewegung“ ins Zeug legen und von der Apostelkirche in Hamburg-Eimsbüttel aus agieren. Möge die Macht mit ihm sein. In diesem Sinne: Grüß Gott, Herr Pastor und ein glückliches Händchen!

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