Oldesloer legen Rosen an Stolpersteinen nieder

Stormarner Tageblatt  28.01.2022

Oldesloer legen Rosen an Stolpersteinen nieder

Rosen am Stolperstein für Hans Wöltje in der Bad Oldesloer Innenstadt.  Patrick Niemeier
Rosen am Stolperstein für Hans Wöltje in der Bad Oldesloer Innenstadt. Patrick Niemeier

Bad Oldesloe Die Rosen liegen im Nieselregen in der Bad Oldesloer Innenstadt. Sie umrahmen den „Stolperstein“ von Hans Wöltje – verstorben am 2. Juni 1942 im Konzentrationslager Dachau. Der Oldesloer Wöltje war ein Zeuge Jehovas, hielt trotz Verbots durch die Nationalsozialisten Gottesdienste ab und verweigerte den Dienst als Soldat. So war er, wie Millionen andere Menschen, ein Dorn im Auge der Rechtsfaschisten und ihrer menschenverachtenden Ideologie.
1933 verlor er bereits seine Arbeitsstelle, weil er einer Volksbefragung in Bad Oldesloe ferngeblieben war. Bis dahin hatte er seit 1924 bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in der Buchführung und Steuerberatungsstelle gearbeitet. Wöltje beteiligte sich auch bei einer Flugblatt-Kampagne, in der die Zeugen Jehovas die Verfolgung durch die Schergen der Nationalsozialisten anprangerten.
Wöltje war jemand, der sich früh gegen die Diktatur der NSDAP unter Adolf Hitler stellte, heißt es.Daher wurde er am 4. November 1937 verhaftet und am 25. Februar 1938 in Lübeck zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. 1939 kam er in das Konzentrationslager Sachsenhausen, von wo aus er nach Dachau verlegt wurde. Dort starb er schließlich. Eines von Millionen Opfer, die die Diktatur der Rechtsfaschisten forderte.
Am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, legten nun Oldesloer Rosen an seinem kleinen Gedenkstein in der Hindenburgstraße nieder. Damit folgten sie dem Aufruf des Bündnis gegen Rechts in der Kreisstadt, das für den Abend auch eine größere Gedenkstunde am Mahnmal für den Todesmarsch von KZ-Häftlingen auf dem Bahnhofsvorplatz organisierte. „Wenn wir uns gerade anschauen, was in der Gesellschaft passiert, ist es sehr wichtig, dass wir aufstehen. Die schweigende Mehrheit sollte sich gegen die rechtsextremen Tendenzen und Verschwörungserzähler wehren“, sagt Walter Albrecht vom „Bündnis gegen Rechts“.
Es sei wichtig sich einzubringen. „Zu viele Leute schauen sich lieber einen Rosamunde-Pilcher-Film am Abend an, weil es da ein schönes Ende gibt und sie auf dem Sofa bleiben können. Aber sie müssen raus und wir müssen als große Mehrheit der Gesellschaft rechtsextreme und faschistische Strömungen direkt unterbinden“, sagt Albrecht, der für sein Engagement gegen Rechts den silbernen Ehrenschlüssel der Stadt Bad Oldesloe erhalten hat.
Er sei dankbar, wenn er sehe, das Bürger an den Gedenksteinen in der Stadt Blumen niederlegten. „Es wird kein Vergessen geben und es ist auch nie genug darüber gesprochen“, sagt Albrecht. Man könne gar nicht genug mahnen und warnen. „Es ist schon fünf nach 12“, fügt er an. nie

 
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