Stormarner Wochenschau: Was soll Vorrang haben?

Stormarner Tageblatt  19.02.2022

Was soll Vorrang haben?

Karikatur Megi Balzer
Karikatur Megi Balzer

Patrick Niemeier und Volker Stolten

Die große Flächendiskussion
Die Flächen sind endlich. Generell sowieso aber im Speziellen auch in jeder Gemeinde und Kommune für sich. Und da kommen natürlich nun schwere Entscheidungen auf die politischen Vertreter zu. Denn es steht die Frage im Raum, was Vorrang haben soll auf dem begrenzten Bauland. Mehr Wohnungen? Natürlich auch wichtig mit Blick auf den sozialen Wohnungsbau und die zahlreichen Probleme, die Menschen haben, Häuser und Wohnungen zu finden.
Oder Gewerbeflächen? Wenn man bedenkt, dass die Gewerbesteuer für Städte und Gemeinden eine wesentliche Einnahmequelle ist und auch Arbeitsplätze benötigt werden, sind auch diese Argumente nachvollziehbar. Aber wie viel Bodenversiegelung können wir unserer Natur noch zumuten?
Und vor allem: Wwie viel Fläche benötigen wir für regenerative Energien und für Solar-Thermie? Diese Diskussionen laufen genauso heiß , wie die darüber, ob nun eine Straße dringend saniert werden muss oder lieber eher ein Radschnellweg gebaut. Der Kampf gegen den von Menschen gemachten Klimawandel bringt da die zusätzliche Würze mit rein. Denn Zeit für jahrelange Diskussionen haben wir nicht. Und eines ist auch richtig: Nur die Wirtschaftlichkeit oder ein möglicher finanzieller Gewinn können keine entscheidenden Argumente mehr sein. Der Klimaschutz wird uns kosten: Geld und auch Grundstückflächen.

Gutes Vorbild, schlechtes Vorbild
„Kleinvieh macht auch Mist“, heißt es. Und Deutschland macht diesbezüglich, salopp gesagt, viel Mist, um ein besseres Klima zu erzielen. Selbst Stormarn unternimmt erhebliche Klimmzüge für ein prima Klima – von vielen Seiten. Gerade erst hat die Gemeindeverwaltung Trittau nach dem Kauf eines E-Bikes einen elektrisch betriebenen Dienstwagen auf Leasingbasis angeschafft. Den Strom dafür produziert die Gemeinde natürlich selbst, über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes. Lokaler und grüner Strom für eine klimafreundliche Mobilität. Vorbildlich. So wird ein Schuh draus.
Viele Bürger würden es bestimmt gerne genauso machen und lieber in einem „Stromer auf vier Rädern“ als im Benziner- oder Dieselfahrzeug Platz nehmen. Aber es fehlt unter anderem schlicht und ergreifend das Geld für die Anschaffung. Warum müssen die E-Wagen eigentlich so teuer sein? Wenn einem ein Fahrzeug vorschwebt, mit dem man auch mal die Familie oder Freunde weiter weg besuchen möchte, ist man beim Kauf eines E-Fahrzeugs schnell bei 40 000 bis 50 000 Euro . Auch wenn man den staatlichen Bonus abrechnet, bleibt ein erheblicher Restbetrag.
Wer soll den bezahlen? Zumal der Strom ja auch nicht umsonst und vieles ohnehin teurer geworden ist. Da lohnt an dieser Stelle ein Blick nach Norwegen. Dort kosten E-Fahrzeuge weniger als Benziner oder Dieselwagen. Das ist doch mal ein Anreiz, eine Hausnummer. So wird ein Schuh draus.
So würde auch im Nachbarland Deutschland das Geschäft sicherlich mächtig angekurbelt werden und Otto Normalverbraucher wäre eher bereit, für das Klima tiefer in die Tasche zu greifen – garantiert auch in Stormarn. Bitte grenzenlos nachbessern, dann klappt’s auch mit der E-Mobilität…

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