Friedensdemos in Stormarn

Stormarner Tageblatt  28.02.2022

In Bad Oldesloe und Bargteheide gingen über 200 Stormarner wegen des Ukraine-Kriegs auf die Straße

Rund 120 Menschen kamen auf die Hude in Bad Oldesloe, um gegen den Krieg zu demonstrieren.  Finn Fischer
Rund 120 Menschen kamen auf die Hude in Bad Oldesloe, um gegen den Krieg zu demonstrieren. Finn Fischer
 

Patrick Niemeier, Finn Fischer und Jens-Peter Meier

Es sind historische Tage der europäischen Geschichte, die wir miterleben. Und leider keine positiven. Nach 77 Jahren ist es wieder zu einem offenbar lange geplanten Angriffskrieg in Europa gekommen.
Friedensaktivisten und viele weitere Stormarner fühlen sich durch den Überfall Russlands auf die Ukraine an dunkelste Zeiten erinnert. Plötzlich, so erscheint es, ist all das, was seit dem Ende des Kalten Krieges und dem Fall des Eisernen Vorhangs überwunden schien, wieder ein Thema.
Und das in Europa und nicht weit von Deutschland entfernt: Lemberg liegt nur knapp über 1000 Kilometer Luftlinie von Bad Oldelsoe entfernt. Das ist nicht viel weiter als das italienische Mailand. Das schwer unter Beschuss stehende Kiew liegt nur 1422 Kilometer Luftlinie von Stormarn entfernt, das ist näher als das spanische Barcelona.
Es ist Krieg in Europa und die demokratische Welt sieht sich durch das scheinbar unberechenbare Verhalten Putins mit großen Herausforderungen konfrontiert. Auch Stormarner gingen daher am Sonnabend, 26. Februar, auf die Straße, um Zeichen zu setzen.
Rund 120 Menschen haben zum Beispiel auf der Hude in Bad Oldesloe für Frieden und gegen den durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieg in der Urkaine demonstriert.
Die Kundgebung wurde durch die Deutsche Friedensgesellschaft angemeldet. Die Forderung: Sofortige Einstellung der Kriegshandlungen und eine Rückkehr an den Verhandlungstisch.
„Sanktionen und Embargos sind wichtig und besser als Krieg mit Waffen. Aber auch das ist ein Wirtschafts- und Kulturkrieg und auch dadurch sterben Menschen. Das muss uns klar sein“, sagt Detelf Mielke von der DFG-VK Bad Oldesloe. „Es sind schlechte Zeiten für Pazifisten wie mich. Und dennoch fordere ich Entspannungspolitik, weil es keinen anderen Weg gibt.“
Auch andere Oldesloer haben bei der Kundgebung auf der Hude das Wort ergriffen, sich mit dem ukrainischen Volk solidarisiert und die russische Regierung für ihr Vorgehen verurteilt. Unter den Teilnehmern waren einige Ukraine-Flaggen und Friedenszeichen zu sehen.
Andreas Guhr, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Stormarn, kämpfte mit den Tränen: „In Europa herrscht Krieg. Erneut Krieg. Der Kreisverband und seine Mitgliedsgewerkschaften verurteilen den Einmarsch Russlands in die Ukraine und die Angriffe aufs Schärfste.“
Ob in der Ukraine oder in Russland – es seien vor allem die Menschen, die unter dem Krieg und seinen Folgen zu leiden haben. Er machte deutlich, dass die Gewerkschaften hinter den Menschen in der Ukraine und in Russland stehen, die diesen Krieg nicht wollen. „Russland provoziert mit der Eröffnung dieses Angriffskrieges sehenden Auges weitere Eskalationen militärischer Gewalt, die völlig außer Kontrolle geraten können“, so Guhr. Die Gefahr, dass sich der bewaffnete Konflikt zu einem Flächenbrand entwickelt, müsse unbedingt gebannt werden.
„Die letzten Tage waren wirklich schrecklich für uns. Wir haben fast nur Nachrichten geschaut“, sagt eine der Teilnehmerinnen, deren Mutter nach dem zweiten Weltkrieg aus der Ukraine nach Deutschland geflohen ist. Durch diese Wurzeln habe sie noch immer eine enge Verbundenheit zu dem Land, das jetzt im Krieg versinkt.
Auch in Bargteheide gingen am Sonnabend Menschen auf die Straße, um gegen Putins Vorgehen zu demonstrieren und ein Zeichen zu setzen. Es kamen 80 Menschen vor dem Rathaus zusammen. Dem Aufruf der Grünen zu dieser Solidaritätskundgebung für die unter dem kriegerischen Tuns Russlands leidenden Ukrainer folgten auch Vertreter der CDU und der SPD sowie der parteilose Stadtvertreter Klaus Mairhöfer. „Wir setzen damit ein Zeichen für den Frieden und die Menschenrechte“, sagte Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. Sie hoffe, dass sich Präsident Putin zurück an den Verhandlungstisch begebe: „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass wir in Europa noch einmal vor einer solchen Situation stehen.“
Das Bargteheider Rathaus wurde mit Europafahnen beflaggt, es soll jetzt auch abends in den ukrainischen Nationalfarben blau-gelb angestrahlt werden. In Bad Oldesloe war auf einen Vorschlag der SPD hin bereits am Freitagabend das Stadt- und das Rathaus in den Nationalfarben der Ukraine angestrahlt worden.

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