Jugendherberge: Wie geht’s weiter?

Stormarner Tageblatt  11.03.2022

Bis Ende 2022 ist die Jugendherberge Bad Oldesloe noch Corona-Impfzentrum

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Die Jugendherberge in Bad Oldesloe wird aktuell und noch bis Ende 2022 als Impfzentrum genutzt. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Klassenfahrten, Studenten-Kennlerntreffen, Musik- oder Sportcamps sogar bekannterer Teams – die Jugendherberge Bad Oldesloe war jahrzehntelang ein fester Anlaufpunkt für junge Menschen, Familien und Sportler in der Kreisstadt.
Seit Ende 2020 ist das Gebäude am Konrad-Adenauer-Ring allerdings an den Kreis Stormarn vermietet, der dort im Januar 2021 sein erstes und größtes Corona-Impfzentrum eröffnete. Mittlerweile sind auch weitere Teile des Gesundheitsamtes dort eingezogen, die zum Corona-Kompetenzteam gehören.
Nachdem zunächst ein Auszug für Herbst 2021, dann für Ende 2021 und schließlich für den März 2022 angedacht war, steht laut Andreas Rehberg, Fachbereichsleiter „Sicherheit und Gefahrenabwehr“ beim Kreis, fest, dass der Kreis das Gebäude bis Ende 2022 nutzen wird. „Wir haben die Liegenschaft entsprechend jetzt gemietet. Diese Option bestand ja bereits vorher. Wir nutzen sie nun“, sagt Rehberg.
Während es angedacht sei, dass die Impfstellen in Glinde und Großhansdorf Ende Juni geschlossen werden, soll die Oldesloer Impfstelle noch längerfristig erhalten bleiben. Landesweit lautet der Plan, dass ab Juli nur noch insgesamt 15 Impfstellen – eine pro Kreis oder kreisfreier Stadt – bis Ende 2022 geöffnet bleiben.
„Die Jugendherberge ist dafür in Stormarn gut geeignet und gut erreichbar. So fiel unsere Wahl auf diese Immobilie“, erklärt Rehberg die Entscheidung für Bad Oldesloe. Fest steht damit aber auch, dass 2022 kein Jugendherbergsbetrieb mehr in Stormarn vorbereitet oder ermöglicht werden kann. Und auch eine auf der Homepage des Deutsche-Jugendherbergsverband (DJH) noch angekündigte Wiedereröffnung im Frühjahr 2023 ist aus Sicht der Stadtverwaltung „durchaus unrealistisch“.
Der Stadt Bad Oldesloe gehört die Immobilie. Sie hat aber einen Erbpachtvertrag mit dem Herbergsverband. Bürgermeister Jörg Lembke betonte unlängst, dass die Gebäude schon vor der Pandemie stark sanierungsbedürftig gewesen seien und auch nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen.
https://www.e-pages.dk/stormarnertageblatt/2950/assets/a446456856i0009_max1024x.jpgSomit sei vor einer möglichen Wiedereröffnung, für die er sich durchaus stark einsetze, zunächst eine Sanierung notwendig. „Wir können nicht entscheiden, wann die Herberge öffnet. Wir können auch nicht bestimmen, dass sie saniert werden muss. Wir würden das nur weiterhin als notwendig und empfehlenswert sehen“, erklärt Agnes Heesch (Foto, oben), die in der Kreisstadt auch für Tourismus zuständig ist.
Denn während es sehr viel Lob von Gästen für die Lage und den Standort an sich gebe, gebe es zu der technischen Ausrüstung und der in die Jahre gekommenen Immobilie an sich einige Beschwerden von Gästen.
Eine Sanierung wiederum müsste zuvor politisch diskutiert und auf den Weg gebracht werden, wenn größere Geldsummen aus dem städtischen Haushalt investiert werden sollen.
Lembke lässt seinerseits keinen Zweifel an der Bedeutung der Herberge für Bad Oldesloe. Sie habe auch eine besondere Lage, die so in Schleswig-Holstein als einmalig einzuschätzen sei. Durch die direkte Nachbarschaft zu mehreren Sportplätzen, Skateland und Co. sei die Einrichtung gerade bei Jugend- und Sportgruppen traditionell beliebt.
Auch Agnes Heesch betont, dass der touristische Faktor mit zuletzt 2019 sogar rund 11.000 Übernachtungen nicht zu unterschätzen sei. Es dürfe eigentlich nicht passieren, dass diese Tradition abreiße. Erst kurz vor Corona sei die Herberge wieder durch das Engagement neuer Herbergseltern in den grünen Bereich gekommen. „Die Jugendherberge ist für Bad Oldesloe wichtig – zu der Aussage stehe ich weiterhin“, sagt Heesch.
„Wir sind immer wieder in Gesprächen mit der Stadt Bad Oldesloe dazu. Mehr kann ich dazu leider gar nicht kommentieren“, sagt Katharina Pauly, Pressesprecherin des Deutsches Jugendherbergswerk, Landesverband Nordmark e.V. Sie bestätigt, dass die Immobilie bis Ende 2022 durch den Kreis genutzt werde.
Angestrebt sei generell, dass man nach dem Auszug des Impfzentrums im Frühjahr wieder mit einem Jugendherbergsbetrieb beginnen könne. „Es sind aber keine Details mit der Stadt final besprochen. Wir können daher weder sagen, dass eine Wiedereröffnung 2023 möglich sein wird oder ob das nicht passieren wird“, sagt Pauly.
Die Stadt möchte an dem Standort unabhängig von der Entscheidung des DJH festhalten. Natürlich hoffe man, dass es auch in Zukunft eine Jugendherberge gebe. „Ansonsten werden wir das neu diskutieren. Wir stehen dazu, dass wir den Standort und die Herberge sehr wichtig finden“, sagt Heesch.

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