Flüchtlinge: Stormarn gut aufgestellt

Stormarner Tageblatt  21.03.2022

Geflüchtete mit Kleinbussen aus Neumünster nach Ahrensburg verlegt / Aufnahme in Oldesloe bereit

Patrick Niemeier und Peter Wüst

In Ahrensburg sind am Freitagnachmittag 50 Flüchtlinge mit mehreren Taxis und Kleinbussen angekommen. Die Geflüchteten aus den Kriegsgebieten in der Ukraine waren zuvor in der Erstaufnahme des Landes in Neumünster-Boostedt angekommen.
Da dort der Andrang aber mittlerweile deutlich zu hoch sei, seien sie nach Ahrensburg gefahren worden, wo die Turnhalle der Beruflichen Schulen in eine temporäre Unterkunft für Geflüchtete umgebaut wurde. Vor Ort empfingen sie die ehrenamtlichen Helfer vom Katastrophenschutz und der Technischen Einsatzleitung des Kreises. Für Kinder gab es Malbücher. Für Getränke und ein wenig Essen war auch gesorgt. Vor Ort wurden Corona-Schnelltests durchgeführt.
Infizierte Geflüchtete werden in Stormarn im ehemaligen Alten- und Pflegeheim „Rönnerhof“ in Braak untergebracht. Ziel ist es, dass die Geflüchteten aus Stormarn auf die umliegenden Kommunen verteilt werden können. Sie sollen laut Landrat Henning Görtz möglichst nur wenige Nächte in der Turnhalle bleiben. Die zweite Erstaufnahme-Unterkunft im Kreis Stormarn soll ab heute im Katastrophenschutzzentrum Bad Oldesloe verfügbar sein.
Dort waren am Wochenende immer noch die Vorbereitungen mit zahlreichen Helfern im Gange. Es entstehen mehrere abgetrennte Bereiche. Langfristig plant der Kreis die Betreuung der Erstunterkünfte fest an Hilfsorganisationen zu übergeben. „Wir können das Ehrenamt nicht auf diese Weise über Wochen strapazieren“, sagt Landrat Henning Görtz.
Auf das Katastrophenschutzzentrum greife man zurück, weil es eine Liegenschaft des Kreises sei. Denn nachdem die Flüchtlinge in den Unterkünften des Kreises registriert seien, werden sie auf die Kommunen verteilt. Diese benötigen entsprechend ihre eigenen Gebäude – wie zum Beispiel Turnhallen – selber. Das Grundproblem, dass sich jetzt auch in Ahrensburg zeigt, ist, dass die Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes bereits an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und zum Teil Geflüchtete dann direkt in den Kreisen ankommen und dort erstmalig registriert werden. „Wir rufen auch dazu auf, dass private Initiativen und Wohnraum bei privaten Stormarnern bitte gemeldet werden. Wir müssen wissen, wo welche Flüchtlinge unterkommen und vor allem auch, für wie lange diese Unterbringungsmöglichkeiten bestehen“, sagt Görtz. Bei allem Lob und Verständnis für große Hilfsbereitschaft sei es wichtig, dass all das koordiniert ablaufe. Dabei ginge es im zweiten Schritt dann ja eben auch um Dinge wie Gesundheitsfürsorge, Schul- und Kitaplätze. „So lobenswert manche Initiative ist, so sehr müssen wir darum bitten, dass die Geflüchteten sich registrieren lassen und wir informiert sind“, sagt der Landrat.

Kommunen verfügen über ungefähr 500 Plätze
Wie das alles finanziert werde, steht noch nicht fest. Das Land habe bereits Zahlungen an die Kreise in Aussicht gestellt. „Wir werden erstmal in Vorleistung gehen müssen und wir müssen sehen, wie hoch die Ausgleichszahlungen dann sein werden. Es könnten auch 100 Prozent sein“, sagt Andreas Rehberg, Fachbereichsleiter „Sicherheit und Gefahrenabwehr“ beim Kreis Stormarn. Ohne die privaten Möglichkeiten stünden in den Kommunen im Kreis 500 Plätze bereit. Doch es würden noch stetig weitere hinzukommen, sagt Görtz. Rehberg bat darum, keine Spenden an den Erstaufnahmeunterkünften abzugeben. Dafür sei man logistisch nicht ausgelegt. Auch Helfer und Dolmetscher sollen sich bitte zunächst beim Kreis melden. Dabei gehe es auch darum, wie sie während ihres Hilfseinsatzes versichert seien zum Beispiel.
Im Verlauf der nächsten Woche werde sich zeigen, wie viele Flüchtlinge tatsächlich kommen werden. „Wir sind da insgesamt gut davor. Es gibt Kreise, die haben fast gar keine Kapazitäten und bisher auch fast noch keine Geflüchteten aufgenommen“, sagt Görtz. Er danke seinen Mitarbeitern in der Verwaltung. Es sei „der Wahnsinn“ in welcher Geschwindigkeit die Unterkünfte aus dem Boden gestampft wurden. Tatsächlich helfe es, dass man durch die Corona-Pandemie schon ein wenig im Krisen-Modus sei. „Der Krisenstab tagt jetzt einfach doppelt. Es sind dieselben Fachbereiche betroffen“, sagt Görtz.

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