Stormarner Tageblatt 26.03.2022
Erstaufnahmeeinrichtungen in Ahrensburg, Braak und Bad Oldesloe / Kreis gibt Ausblick, wie es weitergeht
Patrick Niemeier
Die Infrastruktur steht, die Abläufe haben sich eingespielt und knapp über 300 Geflüchtete konnten aus den Erstaufnahmeeinrichtungen in die Kommunen weitervermittelt werden. Insgesamt sind bisher seit Kriegsbeginn 1100 geflüchtete Ukrainer in Stormarn registriert worden. Diese Zahl bestätigt Andreas Rehberg, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Gefahrenabwehr in der Kreisverwaltung.
Knapp über 300 Menschen aus Ukraine verteilt
Von ihnen waren knapp über 300 Geflüchtete zunächst in der umgerüsteten Turnhalle der Beruflichen Schule in Ahrensburg aufgenommen worden. Sie sind mittlerweile – wie geplant – auf die Stormarner Städte und Gemeinden verteilt worden, die entsprechende Kapazitäten gemeldet hatten. „Momentan ist die Unterkunft in Ahrensburg leer. Wir haben dort auch keine weiteren Zugänge aktuell“, erklärt Rehberg. Ansonsten sei das Prozedere eingespielt.
Nach ein oder zwei Nächten können die Geflüchteten aus diesen Einrichtungen direkt in die Kommunen gebracht werden. Allerdings könnte dieser Ablauf wohl nur noch ein oder maximal zwei Mal auf diese Weise erfolgen. Kreisweit stehen laut der aktuell vorliegenden Daten momentan weitere 300 bis 400 Unterkunftsplätze für Geflüchtete in den Städten und Gemeinden zur Verfügung. Rehberg hofft allerdings, dass noch weitere Möglichkeiten hinzukommen werden.
Das Erstaufnahmezentrum in Bad Oldesloe am Katastrophenschutzzentrum ist momentan nicht belegt. Obwohl es seit Montag, 21. März, komplett einsatzfähig ist, sei dort noch kein Geflüchteter untergekommen. „Es sind im Endeffekt noch nicht so viele Menschen nach Stormarn gekommen, wie zuerst gedacht“, sagt Rehberg. „Wir hatten relativ geringe Zuweisungen.“ Insgesamt habe das Land Schleswig-Holstein in Relation zu anderen Bundesländern aber relativ viele Geflüchtete aufgenommen.
„Die letzte Zahl, die wir als Kreis gerade erhalten haben, ist, dass insgesamt 34000 Ukrainer in Schleswig-Holstein erwartet werden. Davon würden ungefähr 2800 bis 2900 nach Stormarn kommen. Diese verteilen sich dann wieder im nächsten Schritt auf die Gemeinden. So zum Beispiel zehn bis elf Prozent auf Bad Oldesloe – also rund 300“, sagt Rehberg. Bisher sind 115 Ukrainer in der Kreisstadt untergekommen. Rehberg betont dabei, die genannten Zahlen würden auf der Annahme berechnet, dass insgesamt eine Million ukrainische Flüchtlinge nach Deutschland kommen.
Es sei davon auszugehen, dass die gesamte Situation noch eine Weile anhalte, daher würden jetzt nach und nach die Ehrenamtler an den Erstaufnahmeeinrichtungen weiter entlastet. „Wir planen gerade, die Einrichtungen von hauptamtlichen Helfern betreuen zu lassen. Wir können das Ehrenamt nicht in dieser Form über Dauer belasten“, sagt Rehberg. Dieser Prozess solle in den nächsten Wochen abgeschlossen werden. Die Helfer vor Ort treffen zum Teil auf besondere Herausforderungen. Dazu gehören zum Beispiel Dokumente und Ausweise, die ausschließlich in kyrillischer Schrift vorliegen, die Frage, wie mit mitgebrachten Haustieren umgegangen wird oder medizinische Fälle, die professionell angegangen werden müssen.
„Die Corona-Impfquote in der Ukraine ist im Vergleich zu Deutschland sehr niedrig“, sagt Rehberg. Infizierte Geflüchtete und ihre Kontaktpersonen werden derzeit in einer separaten Einrichtung in Braak untergebracht. „Dort sind gerade zehn mit Corona infizierte Menschen mit Behinderung und ihre Begleitung eingetroffen. Sie sind aus dem Kreis Plön zu uns geschickt worden“, berichtet Rehberg. Außerdem sei Tuberkulose in der Ukraine noch viel verbreiteter als in Deutschland. „Das sind Dinge, die man wissen und beachten muss“, sagt Rehberg.
Um eine Übersicht zu behalten, sei es enorm wichtig, dass Geflüchtete sich registrieren. Rehberg weist „bei aller Freude über die Hilfsbereitschaft“ auch nochmal darauf hin, dass Sachspenden nicht in die Flüchtlingsunterkünfte gebracht werden sollen. „Es gibt dort nicht die Logistik, um diese anzunehmen, zu lagern oder zu verteilen“, sagt er. Eher sollte – wenn möglich – Geld an entsprechende Hilfsorganisationen gespendet werden. In den nächsten Wochen stünden nun die Herausforderungen in Sachen Kinderbetreuung und Schule an. „Erste Beschulungen sollen ja bereits laufen, wie ich mitbekommen haben. Auch das bekommen wir hin“, sagt Rehberg.